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"The White Lotus" ist zurück: Das erwartet euch in der neuen Staffel

Die dritte Staffel von "The White Lotus" ist endlich da! Unsere Editor-at-Large hat die ersten drei Folgen der Hit-Serie bereits gesehen. Was erwartet uns diesmal im Luxusresort?

Dieser Artikel enthält Spoiler.

 

Kommen wir gleich zur wichtigsten Frage: Ja, das Leben macht ohne Jennifer Coolidge weniger Sinn. "The White Lotus" auch. Und an dieser Stelle darf ich vermutlich spoilern, dass die von Coolidge verkörperte Tanya McQuoid leider auch nicht von den Toten aufersteht. Dafür hat sie in ihrem ersten Serienleben vermutlich nicht genügend spirituelle Heilung erfahren.

Zum Glück entspringt der dritten Staffel von jedermanns Lieblingsserie aber eine neue Ikone: Parker Posey. Posey spielt die Südstaaten-Ehefrau Victoria Ratliff – stets benebelt von ihren Tabletten gegen Angstzustände und stets bereit für die nächste (unfreiwillige) Pointe. Gleich mit ihrem ersten Satz markiert sie das Revier in dieser Staffel, wenn sie mit breitem texanischem Akzent und ungläubigem Augenrollen sagt: "We flew over the north pole!" Und da ist sie, die Schauspielkunst, die in dieser Serie so zelebriert wird – stark, wie Posey mit einem einzigen Satz eine Figur derart auf den Punkt bringt. Victoria Ratliff könnte glatt einem Tennessee-Williams-Stück entsprungen sein.

Sehr viele Schlangen

797 Tage mussten Fans seit der letzten Folge von "The White Lotus" warten, und jetzt ist es für die Reichen und Verrückten endlich wieder Zeit, ins gleichnamige Luxusresort mit Wellbeing-Auftrag einzuziehen. Diesmal befinden wir uns auf der thailändischen Insel Ko Samui und bekommen es mit neuen Figuren zu tun. Da wäre die stinkreiche Ratliff-Familie mit ihrem sexbesessenen Sohn Saxon (Patrick Schwarzenegger), dem schüchternen Lochlan (Sam Nivola) und der nüchternen, an Spiritualität interessierten Piper (Sarah Catherine Hook), die für ihre Abschlussarbeit einen thailändischen Mönch interviewen möchte.

Man wird das Gefühl nicht los, dass Sex in dieser Familie noch zum Problem werden könnte. Davon bekommt der Workaholic-Vater, dem das Personal ans Herz legt, Digital Detox zu machen, allerdings nichts mit. Ihn holen seine krummen Geschäfte aus der Vergangenheit ein.

Ausserdem dabei: Drei Frauen mittleren Alters, die beim Einchecken noch glauben, Freundinnen fürs Leben zu sein. Im Laufe der Geschichte stellt sich allerdings heraus, dass hier jede für sich und vor allem jede gegen jede kämpft. Nur so viel: In Thailand gibt es sehr viele Schlangen. Als dann auch noch herauskommt, dass eine der drei möglicherweise Trump gewählt hat, ist man erleichtert, nicht in ihrer Villa zu wohnen, sondern entspannt auf dem Sofa zu sitzen. Ist es nicht wunderbar entschleunigend, anderen beim Lästern zuzusehen?

Ein paar bekannte Gesichter

Freund:innen von "Sex Education" werden sich über die Anwesenheit von Aimee Lou Wood als leicht primitive Britin Chelsea freuen, die es sich zur Hauptaufgabe gemacht zu haben scheint, ihren wohlhabenden Dauer-Grinch-Freund Rick (Walton Goggins) aufzuheitern – und kläglich scheitert. Rick beleidigt Chelsea in einer Tour, vermisst sein Gras und ist nur in Thailand, um mit dem Hotelinhaber zu sprechen, der allerdings gerade einen Schlaganfall erlitten hat und nicht zur Verfügung steht. Das macht Ricks Laune nicht besser. Und sagen wir mal so: Auch die Meditations-Sessions schlagen bei ihm nicht wie gewünscht an.

Ein paar bekannte Gesichter sind auch dabei: Natasha Rothwell kehrt als Belinda, Spa-Managerin des Resorts auf Maui zurück, die jetzt in Thailand eine Ausbildung im Wellness-Bereich absolviert. Belinda war schon immer eine rührende Figur, die vom Leben nicht mehr viel erwartet – spätestens seit in der ersten Staffel all ihre Träume von einem eigenen Business zunichtegemacht wurden. So viel darf gesagt werden: Eine weitere bekannte Figur aus der ersten Staffel taucht auf. Oder?

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"Regisseur Mike Whites Spezialität ist es, die Champagner-Probleme der Reichen und Schönen mittels scharfzüngiger Dialoge und Beobachtungen zu entlarven"

Auch thailändische Schauspieler:innen wurden gecastet, die Handlungsstränge der Locals lassen allerdings ziemlich zu wünschen übrig. Da wäre etwa Lalisa Manoban, besser bekannt als Lisa von der K-Pop-Gruppe Blackpink, die ein Mitglied des Wellness-Personals spielt, das nicht viel mehr tut, als süss zu lächeln und mit einem Kollegen zu flirten. Eine Formel, die funktioniert, soll man nicht ändern. Und so beginnt auch diese Staffel wieder mit einer Leiche. Drehbuchautor und Regisseur Mike Whites Spezialität ist es, die Beziehungen der Figuren tiefgründig auszuloten und die Champagner-Probleme der Reichen und Schönen mittels scharfzüngiger Dialoge und Beobachtungen zu entlarven.

Die Dialoge verlieren ihren Biss

Luxuriös ist nicht nur das Setting selbst, sondern auch die Art und Weise, wie White sich Zeit für die Entwicklung seiner Erzählung lässt. Möglicherweise lässt er sich sogar etwas zu viel Zeit. Die zweite Folge etwa ist langatmig, und die Dialoge, die uns aufzeigen sollen, wie banal die vermeintlichen Konflikte dieser Superprivilegierten sind, verlieren ihren Biss. Auszuhalten ist das nur, weil man weiss, dass demnächst etwas Schlimmes passieren wird. Nun, ein wenig Stretching unserer Aufmerksamkeitsspannen tut uns vermutlich gut.

"The White Lotus" ist in den besten Momenten ein packendes Kammerspiel und in den schwächsten wie das Material einer Überwachungskamera im Restaurant "Cipriani". Es scheint zwar einen Spannungsbogen zu geben, der die gesamte Staffel zusammenhält, aber sollte nicht auch jede einzelne Folge ihren eigenen haben? Auch nicht jedermanns Geschmack ist vermutlich der etwas zu dick aufgetragene Symbolismus – Schlangen oder Träume von Tsunamis als Metaphern für die lauernde Gefahr.

Trotz sanfter Kritik ist "The White Lotus" absolut sehenswert, allein wegen des talentierten Ensembles, der Kameraführung und der Wahl des aufregenden Soundtracks. Bleibt zu hoffen, dass in den nächsten Folgen das Tempo anzieht und die Serie über die Klischees der Superreichen nicht selbst zum Klischee wird.

Die neue Staffel von "The White Lotus" ist ab 17. Februar bei Sky zu sehen

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