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Tom Rachman: Zeitungssterben

Kultur

Tom Rachman: Zeitungssterben

Kein Mitleid! Die Redaktion in diesem Roman hat den Untergang wahrlich verdient.

Sie sind aufbrausend. Rechthaberisch. Traurig. Bösartig. Sie sind unperfekt: die Redaktoren der «Zeitung», eines internationalen, in Rom ansässigen Blatts, das schon bessere Tage gesehen hat. Da ist Arthur, der die Nachrufe schreibt und so wenig Energie wie möglich in seine Arbeitstage steckt. Der Auslandskorrespondent, der Storys erfindet, weil nichts passiert und er sonst seine Miete nicht bezahlen kann. Die Wirtschaftsredaktorin, Single und untersetzt, die ihre Einsamkeit mit Koch-Orgien und falschen Männern bekämpft.

Das Blatt, in den Fünfzigern gegründet, als man mit einem Whisky an der Schreibmaschine sass und Büroboten durch die Räume wuselten, strebt seinem Untergang entgegen. Und die Belegschaft taumelt mit, festhaltend an den Albernheiten, Eitelkeiten, Bosheiten, die doch bald, wenn es das Blatt nicht mehr gibt, keinen mehr interessieren. Das wirkt an manchen Stellen ergreifend, an anderen lächerlich und dann wieder so menschlich, dass man beim Lesen oft feuchte Augen hat – ohne genau zu wissen, ob man Lachtränen oder solche der Rührung vergiesst.

Tom Rachman: Die Unperfekten. DTV Premium, München 2010, 400 Seiten, ca. 23 Franken