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20 Fragen an Lilian Studer: «Wenn ich nervös bin, hilft ein Stossgebet»

Politik

20 Fragen an Lilian Studer: «Wenn ich nervös bin, hilft ein Stossgebet»

Job, Privatleben – und alles dazwischen: In unserer Serie beantwortet jeden Mittwoch eine Nationalrätin 20 schnelle Fragen. Heute mit Lilian Studer, 45, Aargauer EVP-Nationalrätin.

Wie viele Stunden am Tag verbringen Sie am Smartphone?
Im Durchschnitt sind es etwa 4,5 Stunden – das Handy ist für mich ein Arbeitsinstrument.

Welches Polit-Thema treibt Sie zurzeit am meisten um? 
Ich muss mehrere nennen: die Abstimmungsvorlagen zum Klimaschutzgesetz und der OECD-Mindeststeuer, das CS-Debakel – somit die Wichtigkeit des ethischen Wirtschaftens – und diverse Fragestellungen in Bezug auf Rahmenbedingungen für Familien.

Was hat Sie an Ihrem Job als Nationalrätin am meisten überrascht?
Dass die Redezeit stark reglementiert ist und in der Versammlung des Nationalrats somit keine wirkliche Debatte stattfinden kann. Das Diskutieren findet eher hinter den Kulissen statt.

Ihr Kraftort?
Die Besuche im Haus meiner kürzlich verstorbenen Grossmutter in Norwegen. Kraft tanke ich auch in der Natur. Und: schlussendlich auch einfach ein Gebet, wo auch immer ich bin.

Welches Thema müsste unbedingt verstärkt auf die politische Agenda?
Die Zusammenarbeit mit Europa bereitet mir Sorgen, weil eine gute Vereinbarung mit der EU fehlt und der Bundesrat bei Fragestellungen rund um die Ukraine das Völkerrecht weniger gewichtet als die Neutralität. Das finde ich schwierig.

 

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«Am härtesten ists, wenn Sitzungen bis nach Mitternacht dauern»

Etwas, das Sie sehr gut können?
Zuhören, andere motivieren. Und gemeinsame Lösungen suchen.

Zu welchen Politiker:innen schauen Sie auf?
Zum 2004 tödlich verunglückten Präsidenten Mazedoniens, Boris Trajkovski. Bei grösseren ethischen Konflikten im eigenen Land bemühte er sich um Ausgleich und Versöhnung. Ausserdem war er massgeblich an der verfassungsrechtlichen Anerkennung von Minderheiten und den unterschiedlichsten Religionen beteiligt.

Drei Eigenschaften, die Politiker:innen unbedingt mitbringen sollten?
Freude an der Gesellschaft und der Umwelt, Bereitschaft zum Zuhören und daran, an guten Lösungen mitzuarbeiten, glaubwürdiges Handeln.

Eine Eigenschaft, die Sie an anderen nervt?
Respektlosigkeit, Egozentrismus, Parteiideologie vor Lösungsfindung.

Ihr perfekter freier Tag?
Einen warmen Sommertag mit wertvollen Menschen verbringen, zum Beispiel an einem Gewässer mit feinem Essen.

Was würden Sie am Politiker:innenjob gerne verändern?
Wir sollten einander zuhören, bevor wir unsere definitive Meinung bilden.

Wer sind Ihre zwei treusten Verbündeten im Parlament?
Neben vielen weiteren tollen und wichtigen «Verbündeten» sind meine beiden Nationalratskollegen der EVP sicherlich diejenigen, mit denen ich jederzeit offen und vertrauensvoll reden kann.

Ihr bisher härtester Tag im Amt?
Wenn Sitzungen bis nach Mitternacht dauern. Das habe ich zweimal in dieser Legislatur erlebt.

Ihr Lieblingsessen?
«Ball» nach Mormors (Grossmutters) Art. Ein norwegisches Rezept.

Eine Sache, die Sie an Ihrem Job als Nationalrätin am meisten lieben?
Wenn über Parteigrenzen hinweg gemeinsam gute Lösungen gefunden werden. Aber ich mag auch den Austausch über ganz unterschiedliche Themen mit ganz unterschiedlichen Menschen sehr.

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«Den ÖV darf man zum Netzwerken nicht unterschätzen»

Der beste Ort zum Netzwerken?
Das Bundeshaus ist dafür kein schlechter Ort. Und den ÖV darf man auch nicht unterschätzen.

Auf welchen Erfolg sind Sie besonders stolz?
Mein erster grosser Vorstoss war «Schutz vor dem Passivrauchen», damals im Kantonsparlament des Kantons Aargau. Trotz grossem Druck und harter Debatte wurde dieser überwiesen. Doch habe ich auf dieser Ebene einiges angestossen, das mir wichtig war und umgesetzt wurde: ein Konzept für Palliative Care, die Revision des Hundegesetzes, ein Massnahmenpaket gegen den Menschenhandel, eine bessere Begleitung von unbegleiteten Minderjährigen im Asylbereich und so weiter.

Drei Dinge, die Ihnen bei Nervosität am besten helfen?
Vor dem Auftritt einen Moment für mich zu haben. Ausserdem: eine gute Vorbereitung – und ein Stossgebet.

Ihr absolutes Lieblingstier?
Meine beiden Katzen Chamita und Lillepus. Ich beobachte auch gerne Pelikane, Schmetterlinge und Delfine.

Ein Song, der Sie zuverlässig aufbaut?
«Zeig mer dä Wäg» von Bligg – und bei «Happy» von Pharell Williams möchte man doch sofort tanzen.

Am 22. Oktober 2023 finden in der Schweiz die National- und Ständeratswahlen statt. Bis August können Wahlvorschläge bei der Bundeskanzlei eingereicht werden. Du liebäugelst mit einem politischen Amt? Die überparteiliche Bewegung Helvetia ruft! setzt sich für mehr Frauen in der Politik ein und unterstützt auch im Kandidaturprozess – ganz unabhängig davon, um welche Wahlen es sich handelt und für welche Partei du kandidierst.

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