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Die Feministin: Lady Bitch Ray

Politik

Die Feministin: Lady Bitch Ray

In unserer Rubrik «Die Feministin» stellen wir Frauen vor, die wir alle kennen sollten – weil sie aus dem Kampf um die Gleichstellung nicht wegzudenken sind. Heute mit Lady Bitch Ray.

Wer als Feministin zu Ruhm zu kommen möchte, kann kluge Bücher schreiben, sich öffentlichkeitswirksam gegen Unrecht auf lehnen oder pionierhafte Taten vollbringen. Reyhan Sahin aka Lady Bitch Ray hat einen anderen Weg gewählt: den des kalkulierten Skandals. Die in Bremen aufgewachsene Tochter türkisch-alevitischer Emigranten ist Gangsta-Rapperin.

Sollte es ihr Ziel gewesen sein, so krass aufzutreten wie männliche Kollegen wie Bushido oder Sido, dann ist sie über dieses Ziel sogar hinausgeschossen. Ihre Songs tragen Titel wie «Deutsche Schwänze» und zeichnen sich durch einen inflationären Gebrauch von Vulgärausdrücken aus. «Ich serviere den Leuten meine Message nicht auf dem Silbertablett», sagt Sahin, «ich kotze auf das Tablett und halte es ihnen dann hin.»

Ein Döschen Vaginalsekret

Dem deutschen Komiker Oliver Pocher überreichte sie mal in einer Sendung ein Döschen mit ihrem Vaginalsekret. Das war wohl als Reminiszenz an ihre Heldin Nina Hagen gedacht, die einst live in einer Talkshow demonstriert hatte, wie das genau geht mit der weiblichen Masturbation. Das alles hat durchaus Unterhaltungswert, kommt aber auch ziemlich durchgeknallt rüber und wäre wohl nicht weiter erwähnenswert, wenn Reyhan Sahin nicht noch eine andere Seite hätte.

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Denn Lady Bitch Ray ist auch Dr. Bitch Ray. Ihr Studium der Linguistik und Germanistik hat sie mit Bestnoten abgeschlossen. Danach promovierte Sahin zum Thema «Die Bedeutung des muslimischen Kopftuchs – Eine kleidungssemiotische Untersuchung muslimischer Kopftuchträgerinnen in Deutschland». Im topseriösen Tropen-Verlag erschien 2019 ihr Buch «Yalla, Feminismus!» Das ganze Proletengetue diene ihr nur als Vehikel, um Aufmerksamkeit zu generieren und die wahren Botschaften hinterher zu schicken, sagt sie. Die Wichtigste: Frauen sollen sich nehmen, was sie wollen – vor allem in sexueller Hinsicht.

In den letzten Jahren ist es ruhiger geworden um die selbsternannte Botschafterin der «vaginalen Selbstbestimmung». Reyhan Sahin, inzwischen vierzig Jahre alt, hatte mit Depressionen zu kämpfen und den Kollateralschäden ihrer fast schon schizophrenen Doppelexistenz als Akademikerin und Trash-Ikone. Doch wir sind uns sicher: Da kommt noch was. Diese Bitch bitcht so bitchy, wie sie will. Ja, auch das ist Feminismus.

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