Die Highlights der Soirée
«Liebe heisst, sich jeden Tag für den Partner zu entscheiden»
Redaktion: Ines Häfliger, Sophie Eggenberger; Fotos: Johanna Hullar
Liebe wird heute mehr denn je frei und vielfältig gelebt. Doch ist sie dadurch auch unkomplizierter geworden? Was heisst denn Liebe heute überhaupt? Was passiert mit der Liebe in einer offenen Beziehung, was in der Ehe? An der sechsten annabelle-Soirée machten sich Peter Schneider, Psychoanalytiker und Satiriker, Livia Lea Maag, Mitbegründerin von «Sensual Speed Dating», Marco Fritsche, Moderator von «Bauer, ledig, sucht» und annabelle-Redaktorin Helene Aecherli im «Park Hyatt Zürich» auf die Suche nach den Antworten auf diese Fragen.
Durch den Abend führte annabelle-Chefredaktorin Silvia Binggeli. Über 330 Gäste verfolgten die ausverkaufte Podiumsdiskussion. Wer hoffte, dass die Teilnehmer auch ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern würde, wurde nicht enttäuscht. So redete Livia Lea Maag, die in einer offenen Beziehung lebt, ganz ehrlich über Verlustängste und Eifersucht in ihrer Beziehung. «Mein Partner und ich müssen sehr offen miteinander sein. Offener als manch anderes Paar.» annabelle-Redaktorin Helene Aecherli gab zu, dass sie sich lange einen klassischen Lebensentwurf wünschte: Eine grosse Hochzeit, Kinder, das ganze Paket. Als dann eine grosse Liebe scheiterte, musste sie erst verarbeiten, dass diese Dinge so für sich vielleicht nicht passieren werden. «Heute definiere ich mich nicht mehr über meinen Beziehungsstatus. Ich bin keine Singlefrau.» Es sei mehr ihr Umfeld, dass sich stets Sorgen um sie mache. Sie selbst sei sich gar nicht sicher, ob sie einen Mann kennenlernen wolle.
Moderator Marco Fritsche sagte auf der Bühne, dass er sich weniger als TV-Kuppler sondern eher als «Hebamme der Liebe» bezeichnen würde. Natürlich sei die TV-Sendung «Bauer, ledig, sucht» eine Unterhaltungsserie in der Liebesdinge schön inszeniert würden. «Aber immerhin wurden im Rahmen dieser Show schon 17 Ehen geschlossen.» Psychoanalytiker und Kolumnist Peter Schneider ist seit 30 Jahren verheiratet. Auf die Frage, was Liebe für ihn bedeute, sagte er: «Zusammen vor dem Fernseher zu essen und Netflix zu schauen, ist für mich Liebe.» Ausserdem riet er, sich nicht zu sehr auf den Fakt zu konzentrieren, dass man verheiratet sei: «Wenn man sich auf etwas zu stark konzentriert – etwa aufs Atmen – bekommt man einen Erstickungsanfall. Das ist auch bei einer Ehe nicht anders.»
Natürlich gebe es keine abschliessende Antwort, wie Liebe funktioniere, resümierte Silvia Binggeli zum Abschluss des Abends. «Für mich bedeutet es, dass man sich Tag für Tag wieder neu für eine Person entscheidet.»
Beim anschliessenden Apéro Riche – mit Morchelrisotto, Zanderfilet, Champagner und der Luxemburgerli-Pyramide von Sprüngli, die bereits fest zur Soirée gehört – wurde weiterdiskutiert. Vor allem Podiumsgast Livia Lea Maag musste sich vielen Fragen stellen – ihr Beziehungskonzept liess so manche Besucherin und manchen Besucher nicht los.
Eine grosse Frage, die an diesem Abend übrigens immer wieder im Raum stand, betraf nicht die Liebe, sondern ein Auto. Wie wurde der grosse Mercedes GLE in die Lobby des Park Hyatt manövriert? Und vor allem: Wird er es wieder heil aus dem Hotel schaffen? Wir können die Gäste beruhigen: Der Mercedes hat es ganz ohne Kratzer ins Freie geschafft.