
Neue Familienzeit-Initiative: Das müsst ihr wissen
Heute, am 2. April 2025, startet Alliance F mit der Unterschriftensammlung für die Familienzeit-Initiative. Wir haben den Überblick.
- Von: Jacqueline Krause-Blouin
- Bild: Stocksy
Jedes Jahr veröffentlicht das britische Wirtschaftsmagazin «The Economist» den Glass-Ceiling-Index, der die Arbeitsbedingungen für Frauen in 29 der 38 OECD-Länder vergleicht. Die Schweiz schafft es dabei regelmässig auf die hinteren Plätze – dieses Jahr auf den wenig ruhmreichen 26. Platz.
Ein Hauptgrund für die schlechte Platzierung? Die schwierigen Bedingungen für berufstätige Frauen mit Kindern. Laut «The Economist» verschlingen die Nettokosten für Kinderbetreuung in der Schweiz rund 49 Prozent des Einkommens, während Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub mit 7,8 bzw. 1,1 Wochen ebenfalls zu den kürzesten im OECD-Vergleich gehören.
Doch jetzt hat Frauendachverband Alliance F eine eidgenössische Volksinitiative ins Leben gerufen: die Familienzeit-Initiative. Ab heute, 2. April 2025, werden Unterschriften gesammelt. Das Ziel der Initiative? Eine gerechtere Elternzeit für alle.
"Junge Eltern in der Schweiz sind besonders anfällig für ein Burnout – mit weitreichenden Folgen"
Was ist das wichtigste Anliegen der Initiative?
Die Familienzeit-Initiative schlägt vor, beiden Elternteilen jeweils 18 Wochen bezahlte Elternzeit zu gewähren. Dabei sollen 75 Prozent der Zeit nicht übertragbar sein und nacheinander genutzt werden; das wird als "paritätisch" bezeichnet. Der bestehende Mutterschutz von 14 Wochen wird damit erweitert, und Väter erhalten erstmals einen gleichberechtigten Anspruch auf Elternzeit.
Warum ist gleiche Elternzeit für Väter wichtig?
Die Initiative möchte veraltete Rollenbilder aufbrechen und Vätern ermöglichen, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen – ein Wunsch, den laut den Initiant:innen zwei Drittel der Schweizer Männer äussern. Studien zeigen, dass Männer langfristig stärker in Haushalt und Kinderbetreuung eingebunden sind, wenn sie Elternzeit nutzen. Dies entlastet nicht nur Frauen, sondern fördert auch die Gleichstellung: Paritätische Lösungen haben nachweislich den grössten Einfluss darauf.
Welche Vorteile bringt die Initiative für die Gesundheit junger Eltern?
Junge Eltern in der Schweiz sind besonders anfällig für ein Burnout – mit weitreichenden Folgen für Familien, die Gesellschaft und auch die Wirtschaft. Ein nahtloser Wiedereinstieg in den Beruf nach einer ausreichenden Elternzeit kann helfen, Erschöpfung und postpartale Depressionen zu reduzieren, während mit einer längeren Elternzeit gleichzeitig die Gesundheit von Müttern gestärkt wird.
Und was bedeutet das für die Kinder?
Kinder profitieren enorm von einer längeren Elternzeit: Studien zeigen, dass mehr Zeit mit den Eltern ihre Gesundheit und Bindung stärkt. Länder mit grosszügigen Regelungen berichten von deutlich besseren gesundheitlichen Entwicklungen bei Kindern.
Spricht die Initiative nur heterosexuelle Menschen an?
Nein, die Initiative setzt auf eine inklusive Elternschaft und schlägt vor, auch den Adoptionsurlaub auf 18 Wochen zu verlängern – für beide Elternteile gleichermassen. Damit erhalten gleichgeschlechtliche Paare genauso viel Zeit für ihre neue Rolle wie heterosexuelle Eltern.
Ist die Initiative auch für Menschen ohne Kinder relevant?
Die Initiative hebt bedeutende gesellschaftliche und wirtschaftliche Vorteile hervor. Eine gleichberechtigte Elternzeit soll dazu beitragen, traditionelle Rollenbilder aufzubrechen und die Diskriminierung von Frauen im Arbeitsmarkt zu verringern. Dies soll den Fachkräftemangel reduzieren und die Wirtschaft nachhaltig stärken. Es würde zu höheren Löhnen für Frauen führen und damit auch zu höheren Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen, so die Initiant:innen. Zudem wird betont, dass die Finanzierung langfristig kostenneutral sei: Innerhalb von 15 bis 25 Jahren sollen zusätzliche Steuereinnahmen und höhere Beiträge an die Sozialversicherungen die anfängliche Erhöhung der Lohnprozente übertreffen.