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Grüne Frage: Ist Silikon tatsächlich nachhaltiger als Plastik?

Grüne Frage: Ist Silikon tatsächlich nachhaltiger als Plastik?

Alltagsgegenstände wie Pfannenwender oder Nuggis bestehen immer öfter aus Silikon. Ist das nachhaltiger als Plastik? Stephanie Hess, annabelle-Expertin für Nachhaltigkeit, weiss Bescheid.

Als sich eine Leserin mit dieser Frage an mich wendete, nahm ich einige Silikonprodukte genauer unter die Lupe und stellte fest, dass viele Anbieter diese gar nicht explizit als nachhaltig bezeichnen. Es ist vielmehr das Drumherum – die erdigen Farben, die wertige Verpackung, die Wortwahl auf ebendieser – die eine nachhaltige Herstellung suggerieren.

Bei einer Internetrecherche zeigt sich, dass Silikon-Anbieter ihre Ware oft als umweltfreundlichere Alternative zu Produkten aus Plastik anpreisen. Sie stützen sich insbesondere darauf, dass silikonbasierte Kunststoffe, anders als konventionelle, nicht aus Erdöl oder Erdgas produziert werden. Der Stoff, den wir als das Material Silikon kennen, so erklärt es Jürgen Schawe, Forscher für Materialwissenschaften an der ETH Zürich, wird hingegen aus Silikatverbindungen hergestellt.

Diese kommen auf der Erde häufig vor, etwa in Sand. Doch: «Für die Herstellung sind sehr hohe Temperaturen nötig, gleichzeitig werden giftige Gase freigesetzt.» Aus Umweltsicht gebe es zwischen Silikon und Plastik wahrscheinlich nur sehr geringe Unterschiede, so Schawe. Auch was die Wiederverwertung der beiden Materialien anbelange, ähneln sich die Stoffe: Für beide gebe es keine etablierten Wiederverwendungsprozesse, also landen sie am Ende in der Kehrichtverbrennung.

Den einzigen Unterschied erkennt der Wissenschaftler bei weichem Kinderspielzeug: «Da sind eventuell Silikonteile zu bevorzugen, weil sie oft keine Weichmacher enthalten.» Und im Hinblick auf Küchenutensilien wie Pfannenwender sagt Schawe: «Wenn Sie ein wirklich nachhaltiges Material wollen, wählen Sie Holz oder Bambus.»

Stephanie Hess ist Leiterin des Reportage-Ressorts und Autorin des Ratgebers "Ökologisch!" (Beobachter-Edition, 2020). Sie sucht für euch Antworten auf alle grünen Fragen. Schreibt ihr! Stephanies Mailadresse: [email protected]

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