
Grüne Frage: Wie entsorge ich Kleider richtig?
Wie stellt man es bloss an, dass entsorgte Kleider nicht auf einem Textilberg in Ghana enden? Stephanie Hess, annabelle-Expertin für Nachhaltigkeit, weiss Rat.
- Von: Stephanie Hess
- Bild: Stocksy
Texaid, der grösste Schweizer Textilverwerter, schreibt, dass knapp sechzig Prozent der gesammelten Stücke weiter getragen werden können. Dreissig Prozent werden recycelt, etwa zu Putzlappen.
Die Firma betont: "Texaid exportiert nur tragfähige Kleidung in Entwicklungsländer, sodass eine direkte Entsorgung weitgehend ausgeschlossen ist." Mehr als siebzig Prozent gehen nach West- und Osteuropa, zwölf Prozent in afrikanische Länder.
Dennoch kann es aber laut Elisabeth Schenk, Textilexpertin bei der Nichtregierungsorganisation Public Eye, vorkommen, dass kaputte Ware in den Ballen von Textilverwertern landen, denn: "Kaputte Kleider sind wenig lukrativ." Für textile Recyclingprodukte gebe es heute kaum einen Markt.
"Mehr als siebzig Prozent gehen nach West- und Osteuropa, zwölf Prozent in afrikanische Länder."
"Da Sammelunternehmen also praktisch nur mit dem Altkleiderverkauf Geld verdienen, besteht die Gefahr, dass die Sortierung nur oberflächlich erfolgt und trotzdem kaputte Teile weitergegeben werden" – diese könnten dann tatsächlich auf Deponien landen. Dazu Texaid: "Unsere Sortierung erfolgt nach über 300 Kriterien. Wir erzielen damit einen Secondhand-Anteil über dem Marktdurchschnitt. Zudem wird nur Ware verkauft, die im gegebenen Markt angefragt wird."
Was tun? Kaputte Kleider dennoch in die Textilsammlung geben, da dann immerhin die Möglichkeit besteht, dass die Fasern recycelt werden.
Und ganz grundsätzlich: Auf Modedesignerin Vivienne Westwood hören, die sagte: "Buy less, choose well, make it last." Und bei Babykleidchen gilt: je mehr Kinder sie getragen haben, bevor sie im Sack landen, desto besser.
Stephanie Hess ist Leiterin des Reportage-Ressorts und Autorin des Ratgebers "Ökologisch!" (Beobachter-Edition, 2020). Sie sucht für euch Antworten auf alle grünen Fragen. Schreibt ihr! Stephanies Mailadresse: [email protected]