
13 Designerwechsel – so spannend werden die Fashion-Weeks in Mailand und Paris
13 Designer, 13 neue Visionen: Noch nie hat eine Saison so viele frische Handschriften auf die Laufstege gebracht. Die Fashion-Welt mischt ihre Karten neu.
In dieser Saison präsentieren gleich 13 grosse Häuser neue kreative Köpfe. Manche von ihnen haben bereits ikonische Mode-Momente geschaffen, andere betreten erstmals die ganz grosse Bühne. Was sie eint, ist der Versuch, die Codes ihrer Marken neu zu definieren. Noch nie zuvor hat es eine Saison gegeben, in der so viele neue Handschriften auf einmal auf den Laufstegen sichtbar wurden. Die kommenden Schauen werden nicht nur Modegeschichte schreiben, sondern dürften auch definieren, wie wir in den nächsten Jahren über Stil sprechen werden.
Louise Trotter für Bottega Veneta
Fangen wir mit der einzigen (!) weiblichen Designerin an. Die Britin schreibt Geschichte: Als erste Frau seit über 20 Jahren übernimmt Trotter das Luxushaus, das für seine geflochtenen Lederkreationen weltbekannt ist. Ihre Handschrift ist klar und reduziert, oft mit einem maskulinen Einschlag – Minimalismus mit Ironie, den sie schon bei Lacoste und Carven perfektionierte.
Showtime: 27. September, Mailand
Demna für Gucci
Ein Schachzug, der die Branche spaltet: Nach einer Dekade bei Balenciaga wagt Demna den Neustart in Mailand. Kann er Gucci denselben popkulturellen Glanz verleihen, den er zuvor in Paris entfacht hat? Seine Fähigkeit, Mode in virale Momente zu verwandeln, macht ihn jedenfalls zur spannendsten Personalie der Saison.
Showtime: 23. September, Mailand
Pierpaolo Piccioli für Balenciaga
Der Poet der Farben wechselt nach 25 Jahren Valentino zu Balenciaga. Der vielleicht sympathischste Designer unserer Zeit ist bekannt für seine Weichheit und sanfte Radikalität – eine seltene Mischung in einer oft lauten Branche. Nun wird er seine Vision mit den kantigen Codes Balenciagas verbinden. Spannend!
Showtime: 4. Oktober, Paris
Matthieu Blazy für Chanel
Mit 41 Jahren erhält Blazy die Chance, eines der begehrtesten Modehäuser neu zu prägen. Bei Bottega Veneta machte er Materialillusionen zu seinem Markenzeichen. Bei Chanel wird man genau hinsehen, wie er die Codes – Kamelie, Perlen, Tweed – ins Heute übersetzt.
Showtime: 6. Oktober, Paris
Dario Vitale für Versace
Erstmals steht kein Mitglied der Versace-Familie an der Spitze des Hauses. Vitale, geprägt durch seine Zeit als Design Director bei Miu Miu, bringt subtile Ironie und italienische Eleganz zusammen. Vitale setzt weniger auf einzelne Must-have-Pieces als auf starke Gesten, Haltung, Styling und Silhouette. Und das könnte die Marke in eine neue, fast philosophische Richtung lenken.
Showtime: 26. September, Mailand
Glenn Martens für Maison Margiela
Der Belgier ist längst als Innovator bekannt, nicht zuletzt durch seine prägende Arbeit bei Diesel. Martens führt ab jetzt zwei Häuser parallel: das kommerziell starke Diesel und das konzeptuelle Margiela. Hier trägt er nun die Verantwortung, die radikale DNA von Margiela weiterzuspinnen – zwischen Dekonstruktion, Experiment und Tragbarkeit.
Showtime: 4. Oktober, Paris
Jonathan Anderson für Dior
Nach elf Jahren, in denen er Loewe zur coolsten Marke Spaniens und vielleicht auch Europas machte, übernimmt Anderson nun Dior – und zwar gleich für Männer und Frauen. Seine erste Menswear-Show für das Traditionshaus hat er bereits im Juni präsentiert. Der Hype war enorm, die Front Row jubelte, und die Kritiken fielen entsprechend euphorisch aus. Die Looks: präzise Schnitte, skulpturale Silhouetten, romantische und preppy Anflüge und cleane, verspielte Accessoires. Seine Fähigkeit, Luxus mit Ironie und jugendlicher Spielfreude zu verbinden, könnte Dior nach neun Jahren unter der Leitung von Maria Grazia Chiuri zu einem neuen kulturellen Fixpunkt machen. Dringend nötig!
Showtime: 1. Oktober, Paris
Jack McCollough & Lazaro Hernandez für Loewe
Das Duo, das seit über 20 Jahren das New Yorker Proenza Schouler prägt, verlegt sein kreatives Zuhause nach Paris. Sie bringen amerikanischen Pragmatismus und intellektuelles Designverständnis mit – eine Kombination, die Loewe nach Andersons Abgang spannend weiterführen könnte. Aber die Fussstapfen sind gross.
Showtime: 3. Oktober, Paris
Michael Rider für Celine
Der 44-jährige Amerikaner hat keinen klassischen Mode-Background – er studierte an der Brown University. Doch Stationen bei Balenciaga unter Nicolas Ghesquière, ein Jahrzehnt an der Seite von Phoebe Philo bei Celine und schliesslich sechs Jahre als Kreativdirektor von Polo Ralph Lauren machen ihn fit für seine neue Aufgabe. Rider will Offenheit zurückbringen: weniger Elitismus, mehr Dialog mit der Modewelt. Dass er bei seinem Debüt an den Männershows Anna Wintour wieder in die Front Row holte, sagt viel.
Showtime: 5. Oktober, Paris
Simone Bellotti für Jil Sander
Der Mailänder Designer hat schon Bally zum Überraschungserfolg verholfen. Bei Jil Sander setzt er nun auf streng reduzierte Silhouetten, gepaart mit subtilen, dezent spielerischen Details. Genau dieser Mix könnte der Marke nach dem Abgang von Lucie und Luke Meier neue Wärme verleihen.
Showtime: 24. September, Mailand
Duran Lantink für Jean Paul Gaultier
Provokation mit Witz: Lantink hat schon mit Janelle Monáes ikonischen «Pynk»-Pants Schlagzeilen geschrieben. Seine Lust an Tabubrüchen passt perfekt zu Gaultier, wo Ironie, Körperbewusstsein und Grenzverschiebungen immer schon zuhause waren.
Showtime: 5. Oktober, Paris
Miguel Castro Freitas für Mugler
Noch ein Geheimfavorit: Der Portugiese, geschult bei Dior und Dries Van Noten, muss die spektakuläre Ästhetik Muglers ins Jetzt übersetzen. Seine Ausbildung in London und seine Freude an grossen Gesten prädestinieren ihn, das Erbe der Power-Schultern neu zu beleben.
Showtime: 2. Oktober, Paris
Mark Thomas für Carven
Auch Carven wagt mit dem neuen Kreativdirektor Mark Thomas einen frischen Aufbruch. Das Pariser Traditionshaus, das lange für elegante, tragbare Couture stand, will damit wieder stärker im internationalen Gespräch sein. Thomas bringt Erfahrung aus Häusern wie Givenchy und Joseph mit und setzt auf klare Linien und eine moderne, urbane Leichtigkeit. Neben der Neuinterpretation der Archive legt er besonderen Wert auf Alltagstauglichkeit – Mode, die nicht nur auf dem Laufsteg funktioniert.
Showtime: 2. Oktober, Paris