
Cos-Designdirektorin Karin Gustafsson: "Mode wie unsere sollte für alle zugänglich sein"
Anspruchsvolles Design, das erschwinglich ist – Cos zeigt seit Jahren, wie das geht. Designdirektorin Karin Gustafsson über die Ideale des Labels.
- Von: Leandra Nef
- Bild: ZVG
annabelle: Karin Gustafsson, wie designt man Mode für die breite Öffentlichkeit?
Karin Gustafsson: Wir fokussieren uns auf moderne Basics und zeitlose Designs, die Trends und Saisons überdauern, und sind überzeugt, dass Mode wie unsere für alle zugänglich sein sollte. Wir designen inhouse, wählen langlebige Materialien, sorgen dafür, dass die Stücke vielseitig, funktional und bis ins kleinste Detail sorgfältig verarbeitet sind. So haben die Konsument:innen lange Freude daran. Einen speziellen Fokus legen wir auf die Silhouette; sie hat sich über die Jahrzehnte am stärksten verändert, von passgenau hin zu lockeren Schnitten.
Während andere Marken auf maskuline Schnitte setzen, wirken die der aktuellen Cos-Kollektion auffallend weiblich.
Wir sahen die Chance, Weiblichkeit als etwas Kraftvolles und Ausdrucksstarkes wiederzuentdecken – die Materialien sind weich, die Schnitte fallen fliessend, ohne an Struktur und Stärke einzubüssen. Wir haben sie direkt an den Körpern der Models drapiert und verschiedene Silhouetten erkundet. Welche fühlen sich natürlich an, welche erlauben mühelose Bewegungen, welche unterstützen das Selbstvertrauen der Trägerin?
Entspringen die Kollektionen jeweils allein Ihrer Vision?
Alle unsere Kollektionen entstehen durch Kollaboration. Nach einer Phase des Erforschens kommen wir als Team zusammen, diskutieren und kombinieren, was wir entdeckt haben – Fotografien, Sketches, Muster. Auch von der Renaissance haben wir uns diese Saison beeinflussen lassen; zu Farben, Formen, unserem Signature-Print der Saison.
Ihrem Signature-Print?
Wir haben Blütenknospen gegen eine Kameralinse gedrückt, um Unschärfe und einen Marmoreffekt zu erzeugen.
Passend zur Showlocation. Sie haben die Kollektion in einem Marmorsteinbruch bei Athen präsentiert.
Die Marmorwände des Dionyssomarble-Steinbruchs boten einen spannenden Kontrast. Struktur und Fluidität, Stärke und Weichheit. Im Steinbruch wird übrigens dieselbe Sorte Stein abgebaut, die schon die alten Griechen für den Parthenon und des Erechtheion auf der Akropolis verwendeten haben. Es war unsere bislang ambitionierteste Show.
Sie hatten Hilfe von der für ihren nachhaltigen Ansatz bekannten Eventagentur Bureau Betak.
Gemeinsam mit Bureau Betak haben wir sichergestellt, dass wir die Show so low-impact wie möglich gestalten. Die am Set verwendeten Materialien haben wir entweder gemietet oder nach der Show gespendet. Ausserdem haben wir uns mit Dionyssomarble zusammengetan, um lokale Recyclingbemühungen zu unterstützen. Und anstatt Miete für den Veranstaltungsort zu zahlen, spendeten wir an eine Wiederaufforstungsinitiative – in den nächsten drei Jahren werden 10'000 Bäume, die durch Waldbrände zerstört wurden, in der Umgebung des Steinbruchs gepflanzt.
Was an der Kollektion selbst war nachhaltig?
Wir haben diese Saison etwa eine Bluse aus der Ersternte von Materra Hydroponic Cotton aus Indien vorgestellt: Eine innovative Baumwollsorte, die in Innenräumen angebaut wird, wobei Wasser und Nährstoffe kontrolliert zugeführt werden. Das macht Ackerland und konventionelle Bewässerung überflüssig.