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«Das Gerät anzünden!» – Die liebe Mühe mit Bedienungsanleitungen

Stil

«Das Gerät anzünden!» – Die liebe Mühe mit Bedienungsanleitungen

  • Text: Bettina ZanniIlllustration: Lisa Rock

Ob man eine Katze mumifiziert oder ein Gestell zusammenbaut: Für fast alles brauchts eine Anleitung.

Wer sich wie informiert

1. Disziplinierte Leser:
Lesen linear, arbeiten sich in die Thematik ein.

2. Undisziplinierte Leser:
Lesen selektiv, wollen sich möglichst schnell über eine bestimmte Anwendung informieren und diese ebenso schnell beherrschen.

3. Fachmänner:
Sie schlagen gezielt in einzelnen Kapiteln nach auf der Suche nach neuer oder vertiefender Information.

«Auspack und freu!»

  • Die schlechtesten Übersetzungen stammen meist aus dem asiatischen Raum. Einige Beispiele:
  • «Auspack und freu! Herzlichst Gluckwuensch zu gemutlicher Weihnachtskerze Kauf» (aus einer Anleitung für eine japanische Weihnachtskerze).
  • «Die Macht ist an, die Macht ist ab» (eingeschaltet, ausgeschaltet)
  • «Das Gerät anzünden» (das Gerät einschalten)
  • «Die LED fängt an zu brennen» (sie leuchtet)

Schlecht übersetzte Anleitungen finden sich nur noch in Verpackungen von Einfachprodukten wie Lichterketten oder billigen Werkzeugen aus Do-it-yourself-Geschäften. Für die verbesserte Nutzerfreundlichkeit der Anleitungen beauftragen Firmen heute technische Redaktoren, die über ein fundiertes technisches und sprachliches Wissen verfügen. Fachhochschulen und Universitäten bieten seit einigen Jahren sogar spezifische Ausbildungen an.

Immer bestens im Bild

Eine Explosionszeichnung zeigt, wie die einzelnen Bauteile auseinandergenommen aussehen. Explosionszeichnungen sind typisch in Ikea-Bauanleitungen oder Beipackzetteln von Kinder-Überraschungseiern. Erfunden wurde die Explosionszeichnung von Leonardo da Vinci. Er führte sie im Jahr 1500 in die technische Dokumentation ein.

Do it yourself historisch

  • 1500 v. Chr.: Anleitung zum Mumifizieren von Katzen in Ägypten.
  • 1420: Das «Feuerwerkbuch», eine Anleitung für das Mischen von Schiesspulver. Einer der Vorläufer von fast allen technischen Dokumentationen in Deutschland.
  • 1500: Erstes Kochbuch.
  • 1800: Erste Bauanleitung für eine Waschmaschine.
  • Vor 1900: Anleitung zur «Manipulation» der Laufmaschine (Vorläufer des Velos) des Freiherrn von Drais aus dem Jahr 1817. Erste Anleitungen für die Handhabe eines Automobils, eines Grammofons und eines Telefons (die stand 1881 im ersten Telefonbuch).

 

Andere Länder, andere Illustrationen

Die Gebrauchsanweisungen werden für die Länder, in denen das Produkt verkauft wird, angepasst, damit sie den kulturellen Gegebenheiten des Landes entsprechen. Zum Beispiel: Auf der Bedienungsanleitung für Staubsauger in Japan muss auf dem Bild ein Hausschuh zu sehen sein, der den Schalter des Staubsaugers betätigt. Grund: In Japan betritt man die Wohnung nur in Hausschuhen.

Deutsch und deutlich

  • Ein übersichtliches Inhalts- und Stichwortverzeichnis
  • Handlungsanweisungen, die chronologisch aufgelistet sind
  • Kurze Sätze, wenig Nebensätze
  • Berücksichtigung der Zielgruppen: Ein Handynutzer ist nicht zwingend auch ein Spezialist für Mobiltelefone
  • Ein logischer Bezug von Text und Bild

Quellen: Zürcher Hochschule der Angewandten Wissenschaften, Markus Nickl: «Gebrauchsanleitungen. Ein Beitrag zur Textsortengeschichte seit 1950», www.tu-chemnitz.de, www.verbraucherrat.din.de, www.klett.de, www.tekom.de