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Eine Beizen-Tour durch Einsiedeln

Stil

Eine Beizen-Tour durch Einsiedeln

  • Text: Stephanie Hess, Tiziana Rohrer; Fotos: Christopher Kuhn, Johanna Hullár

Feuer und Flämmli: Für einmal führt die Wallfahrt nach Einsiedeln nicht ins Kloster – sondern in die Beizen.

Aufgereiht wie an einem Rosenkranz drücken sich die Beizen am Bahnhof aneinander: «Pöstli», «Isebähnli», «Musfalle». Etwas weiter das «Doc-Hollidays», wo einem eine raue Hand gereicht wird. Aber dazu später.

Einsiedeln ist nicht nur der Schweizer Hauptort des Glaubens – sondern auch der Gaststätten. 100 Restaurants existierten gemäss Einsiedeln Tourismus noch in den 70er-Jahren. Jedes Jahr starb eine Handvoll weg. Heute bleiben 35, noch immer eine imposante Zahl für einen Bezirk mit 14 000 Einwohnern. Die Gehdistanz von einer Beiz zur nächsten ist entsprechend kurz; einmal umfallen quasi. Ideal also für eine Bartour bei Minustemperaturen.

Den Boden dafür holen wir uns in den Hügeln oberhalb des Dorfs. Mit einer Wolldecke über den Knien schauen wir im Ausflugsrestaurant Körnlisegg ins letzte Licht des Tages. Der Sihlsee breitet sich im Tal aus wie ein schwarzer Tintenfleck. Weiss leuchten die Lichter entlang der Skischanze im Dorf Einsiedeln. Wir trinken den Kafi Luz schnell, bevor er kalt wird. Dann wechseln wir in die warme Stube zum Fondue mit Gümel, wie man hier sagt.

Zurück im Dorf, setzen wir uns an den langen Holztisch im «Juanito». Surfposter an den Wänden, mexikanische Tücher, Crossover der späten 90er aus den Lautsprechern – es könnte eine Jugi für Mittdreissiger sein. Wir trinken themengerecht Carajillo, später Einsiedler Bier. Und am Ende ein Flämmli, einen Kaffee mit viel Schnaps und Zucker, den man anzündet.

Blauer Dunst schlägt uns in der Krone-Bar entgegen. Hier ist Rauchen erlaubt, wie in vielen Bars im Kanton Schwyz, die einem speziellen Grössenverhältnis entsprechen. Barkeeper Benno stellt den abendroten Hausdrink vor uns hin. Was genau darin ist, erklärt er uns, doch es geht unter in der lauten Musik. Wir tippen auf Wodka mit Wodka. Und ein bisschen Orangensaft. Im «Doc-Hollidays» lehnen wir uns dann schwer an den dunkelbraunen Holztresen. Ein paar spielen Dart, wir trinken Gin Tonic. Und plötzlich steht da einer in oranger Strassenarbeiterweste vor uns. Er reicht seine raue Hand – und schwingt uns gut gelaunt übers Parkett.

Tipps

BAR

Krone-Bar
Eine Website existiert nicht, die auf Facebook angegebene Telefonnummer ist ungültig. Die Krone-Bar braucht schlicht keine Werbung. Hier treffen sich die jüngeren Generationen.
– Krone-Bar, Hauptstr. 69

Juanito
Familie Petrig führt das Lokal im mexikanischen Stil seit vielen Jahren. Ungezwungene Stimmung.
– Bar Juanito, Ilgenweidstrasse 4

Andy’s Bar-Lounge
In der ehemaligen Backstube hat Maia Schönbächler eine Lounge mit Sofas und Hochtischen eingerichtet. Nettes Detail: das Brillenputztuch am Eingang.
– Andy’s Bar-Lounge, Kronenstrasse 4, andys-lounge.ch

St.-Peter-Bar aka «Pitsch»
Ein Klassiker.
– Erlenbachstrasse 7, st-peter-bar.ch

Doc-Hollidays
Bar im Stil eines English Pubs, benannt nach einem Revolverhelden des Wilden Westens.
– Doc-Hollidays, Hauptstr. 7, doc-hollidays.ch

RESTAURANT

Körnlisegg
Die meisten wandern zu diesem Restaurant oberhalb der Etzelpasshöhe. Bekannt fürs tolle Fondue und Forelle blau.
– Restaurant Körnlisegg, Egg (bei Einsiedeln), koernlisegg.ch

Meinradsberg
Dieser Ort wärmt die Seele. Auch mit Speisen, die aus regionalen Produkten zubereitet werden. Und mit lokalen
Weinen, etwa aus der Kelterei des Klosters.
– Gasthaus Meinradsberg, Ilgenweidstr. 3, meinradsberg.ch

SEHEN

Kloster Einsiedeln
Weshalb über der Kanzel eine Uhr hängt und wie oft dieses inzwischen 1000-jährige Kloster gebrannt hat, erfährt man bei den Führungen des Wallfahrtsbüros. Führungen von Montag bis Samstag, auf Voranmeldung beim Wallfahrtsbüro,
wallfahrt-einsiedeln.ch
Noch bis am 21. Januar läuft im Landesmuseum Zürich die Ausstellung «Kloster Einsiedeln, Pilger seit 1000 Jahren».
– nationalmuseum.ch

Goldapfel-Museum
Hier findet man das typische Einsiedler Gebäck Schafböck. Aber auch Lebkuchen und einen grossen Happen Nostalgie: Im jahrhundertealten Gebäude ist ein kleines Lebkuchenbäckerei-Museum eingerichtet.
– Nostalgieladen und Museum Goldapfel, Kronenstrasse 1, Tel. 055 412 12 66, goldapfel.ch

SOUVENIR

Unter Einsiedler Weihnachtsbäumen liegen traditionellerweise ein Lebkuchen und ein Fläschchen Risoli, ein Liqueur aus Kirschen.

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1.

… dann ein Drink und ein Tanz im «Doc-Hollidays».

2.

Das Kloster schläft und drumherum tanzt der Bär in den Beizen

3.

Das Goldapfel-Museum