
Lässigkeit trifft Spiessertum: Jonathan Anderson debütiert bei Dior
Jonathan Anderson präsentierte heute in Paris seine erste Kollektion für Dior; ein Debüt, das mit grosser Spannung erwartet wurde. Denn zum ersten Mal seit Christian Dior liegt die kreative Leitung wieder vollständig in den Händen einer einzelnen Person. Ein historischer Moment für das französische Traditionshaus – und für Anderson.
- Von: Nathalie De Geyter, Noemi Leonhardt, Alice Bayer
- Launchmetrics Spotlight
Jonathan Anderson bringt nicht nur eine starke Handschrift mit zu Dior, sondern auch strategisches Denken, das ihm bereits beim spanischen Modehaus Loewe zu grossem Erfolg verholfen hat.
Für seine Dior-Premiere verbindet der irische Designer mutige Kreativität und starkes Handwerk mit Humorvollem. Die Kollektion zeigt, wie tief er sich in die Geschichte von Dior eingearbeitet hat, und gleichzeitig seinen Willen, die Marke mutig in eine neue, moderne Ära zu führen.
Wir haben die Männerkollektion Frühjahr/Sommer 2026 analysiert und unsere wichtigsten Beobachtungen zusammengetragen:
Mutige Farbstatements
Pink, Froschgrün, Violett und Babyblau – alles Farben, die neu sind für das Pariser Modehaus. Kombiniert wurden sie zu für Dior typischere Farben, wie etwa zum ikonischen Gris Dior (das natürlich nicht fehlen durfte), zu Schwarz und Weiss. Die mutigen Nuancen bringen frischen Wind.
Absichtlich unordentlich
Offene Schnürsenkel, Krawatten, die verkehrt herum baumeln, Hemdkrägen, die einseitig stehen, Schals, die irgendwo raushängen, und Hosenbeine, die wild hochgekrempelt wurden. Dazu viel Denim und eine ordentliche Portion Lässigkeit. Und als wäre das nicht schon genug: Bei einigen Looks lässt Anderson die Hose einfach ganz weg – das Model läuft in Unterhose, Pulli und Jeansjacke über den Laufsteg. Ganz klar, hier wird Nonchalance zelebriert.
Etikette mit Stilbruch
Wie schon bei Loewe nimmt sich Anderson auch bei Dior der Smoking-Etikette an (man erinnere sich an die Fracks der Herbst-/Winterkollektion 2024, die er für das spanische Modehaus entwarf): mit subtilen Dekonstruktionen (verkürzte Jacken), ungewöhnlichen Stoffen (Samt) und verspieltem Styling (schräge Fliegen-Neck-Ties). Ein Dior-Smoking, der Regeln bricht.
Die neue Uniformität
Andersons Dior-Boy trägt Zopfmuster, hochgezogene Socken und Hemden mit locker geschnürter Krawatte. Klassische Preppy-Codes, die zu Andersons Handschrift gehören, überträgt er mit feinem Gespür auf den Dior-Look. Es gelingt ihm, die uniformellen College-Anlehnungen mit der romantischen Eleganz des Hauses zu verschmelzen und einen neuen, unverkennbaren Look zu erschaffen, der Lust auf einen Hauch Spiessigkeit macht.