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Frederique van der Wal

Stil

Frederique van der Wal

  • Text: Lars Jensen

“Die Vorstellung, durch die Welt zu fliegen, lockte mich”

Es gab Wochen, in denen Frederique van der Wal am Montag eine Kampagne für Victoria’s Secret schoss, am Mittwoch mit Will Smith eine Szene für einen Western drehte und am Freitag einen Vortrag an der Harvard Business School hielt. Egal, wie die Aufgabe lautet: Van der Wal erledigt sie leichtfüssig und professionell. So stolz sind die Menschen in der Heimat auf ihre Leistungen, dass die Niederlande ihr die höchste denkbare Ehre erwiesen und eine Tulpe nach dem Model benannten. Sie hätte auch Astronautin oder Präsidentin werden können, doch als sie 1989 im Alter von 22 Jahren den Modelwettbewerb der Agentur Elite gewann, nahm Frederique van der Wal das Angebot an, als Supermodel in New York zu leben. «Es klang lustig. Mich lockte die Vorstellung, durch die Welt zu fliegen», sagt sie. «Und ich brauchte mein Studium nicht abzubrechen.» Statt in Amsterdam lernte sie nun an der New York University Ökonomie und Sprachen. Unterdessen wurden ihr Gesicht und ihre langen holländischen Beine weltbekannt, weil das Label Guess Frederique van der Wal über mehrere Saisons für seine globalen Kampagnen buchte.

Als Ende der Neunzigerjahre die Aufträge für Fotoshootings seltener wurden, begann Frederique van der Wal, auch ihre anderen Talente zu nutzen: «Ich bin sehr geschäftstüchtig, und ich habe Showtalent.» Sie spielte in zehn Filmen, zum Beispiel unter der Regie von Wim Wenders und Woody Allen. Sie trat in Dutzenden Fernsehshows auf und gründete eine Firma, die in ihrem Namen Parfum, Unterwäsche, Bademode und Fitnessvideos vermarktete. Vor zwei Jahren kam ihr eine Idee, die sich als Glücksfall zu erweisen scheint. «Die meisten Produkte werden als Markenartikel verkauft», sagt Frederique van der Wal. «Schokolade, Autos, Bananen. Nur Blumen nicht. Also habe ich in Amsterdam die erste Lifestylemarke der Blumenindustrie gegründet: Frederique’s Choice.»

Die holländische Wirtschaftsförderung ist begeistert. Auf die Idee, Blumen wie Schmuck oder Parfum zu vermarkten, war im Land noch niemand gekommen. Van der Wal eröffnete Filialen in der Schweiz, in Frankreich und Deutschland. «2010 nehmen wir uns die USA vor, und dann schauen wir nach Asien.» Während Stylisten ihr Haar für die Fotos vorbereiten, jongliert Frederique van der Wal mit drei Telefonen. Sie spricht mit Geschäftspartnern in Deutsch, Französisch und Holländisch über ihr Blumenlabel. Noch ein Outfit soll sie anziehen, mit einer kurzen Hose, die ihre makellosen Beine freilegt. Nachdem das letzte Foto geschossen ist, eilt sie aus dem Studio. Sie muss ihre zehnjährige Tochter abholen, mit der sie am Nachmittag nach Genf fliegt – für ein Meeting in Sachen Blumen.

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