
Giorgio Armani: 5 Meilensteine eines Mode-Imperiums
Giorgio Armani prägte die Modewelt bis ins hohe Alter mit seiner unverwechselbaren "Eleganza". Nun ist er mit 91 Jahren verstorben. Wir blicken auf fünf entscheidende Momente seines Lebens und Schaffens.
- Von: Noëmi Leonhardt
- Bild: Keystone
Bis zuletzt stand Giorgio Armani noch selbst an der Spitze seines gleichnamigen Modeimperiums. Anders als viele seiner Zeitgenoss:innen verkaufte er sein Lebenswerk nie an einen Luxuskonzern und präsentierte seine Kollektionen noch mit 91 Jahren persönlich bei den Mailänder Modeschauen.
Nun ist der norditalienische Modeschöpfer verstorben. Zurück bleibt sein Vermächtnis: unvergessliche Kreationen, ein Imperium, das weit mehr umfasst als Mode, und vor allem ein unverkennbarer Stil, den Giorgio Armani geprägt hat. Wir lassen fünf seiner wichtigsten Karriere-Momente Revue passieren:
Firmengründung 1975 Giorgio Armani S.p.A (1975)
1975, der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte: Giorgio Armani wagte gemeinsam mit seinem Lebens- und Geschäftspartner Sergio Galeotti den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete in Mailand die Giorgio Armani S.p.A. Mit einem bescheidenen Startkapital von 10'000 US-Dollar, die er angeblich auch dank dem Verkauf seines Autos aufbrachte, legte Armani den Grundstein für sein Imperium.
Die Gründung fiel in eine Epoche des gesellschaftlichen und kulturellen Wandels in Italien, in der sich die Konsumgewohnheiten veränderten. Mit seiner klaren, minimalistischen und zugleich luxuriösen Ästhetik traf Armani den Nerv einer international orientierten Generation.
Von Mailand aus wuchs das Unternehmen rasant über die Mode hinaus. Zunächst machte es sich mit Männer- und Frauenkollektionen einen Namen, bald folgten Accessoires, Parfums, Möbel, Restaurants und Hotels. Aus einer Idee und 10'000 US-Dollar entstand ein ganzes Lifestyle-Universum.
Richard Gere in Paul Schraders «American Gigolo» (1980)
Der internationale Durchbruch kam 1980, nur wenige Jahre nach der Firmengründung, auf der grossen Kinoleinwand: In Paul Schrades «American Gigolo» trug Richard Gere Armanis lässig fallende Anzüge und machte den italienischen Designer über Nacht weltbekannt.
Hollywood wurde zur Bühne seines Stils, Amerika zum neuen Markt und Armani zur Ikone einer ganzen Ära. Er schuf eine Mode-Ikone – stilbewusst, selbstsicher, weltläufig – und definierte den klassischen Herrenanzug neu.
Armani nahm ihm die Strenge, verlieh ihm Leichtigkeit und eine moderne, fast sinnliche Eleganz. Die Kreationen spiegelten den Zeitgeist der 1980er-Jahre wider: gedeckte Farben, sanfte Muster, weiche Stoffe. Ein Stil, der bis heute nachwirkt.
Julia Roberts in Armani an den Golden Globes (1990)
1990 stahl die 22-jährige Julia Roberts allen die Show. Zu den Golden-Globe-Awards erschien sie in einem grauen Herrenanzug von Giorgio Armani: übergrosses Jacket, weisses Hemd, dezente Krawatte. Noch relativ unbekannt, hatte sie das Ensemble in der Herrenabteilung in Armanis Boutique in Beverly Hills ausgewählt und anpassen lassen.
Armani, der das Einkleiden von Stars zur Kunst erhoben hatte und Hollywood längst von seinem VIP-Büro in Los Angeles aus orchestrierte, prägte mit Roberts’ Auftritt die Ästhetik des Roten Teppichs nachhaltig. Dieser Moment schrieb Modegeschichte und machte Julia Roberts zu einer Stilikone.
Martin Scorseses «Made in Milan» (1990)
Martin Scorsese dreht ein Porträt über Armani. Darin sagt dieser: «Mode ist nicht nur das, was man trägt. Es ist eine Art, sich selbst auszudrücken.» In dem 20-minütigen Dokumentarfilm gewährt Armani einen persönlichen Einblick in seine Arbeitsweise, seine Philosophie und seine enge Verbindung zu Mailand.
Der Designer erzählt von seiner Kindheit, seiner Familie und seiner Vision von Mode als Ausdruck von Persönlichkeit und Lebensgefühl. «Wahre Eleganz ist nicht laut. Sie ist subtil, zurückhaltend», betont er und macht deutlich, dass seine Vision stets eine klare Linie verfolgt.
Retrospektive im Guggenheim Museum New York (2000)
Giorgio Armani ist der erste und bisher einzige Designer, dem das Guggenheim Museum in New York eine Retrospektive widmete. Besucher:innen konnten Armanis klaren, minimalistischen Stil hautnah erleben, seine Philosophie zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Retrospektive.
Jedes ausgestellte Stück Stoff offenbarte, wie der Designer «Eleganza» definiert und geprägt hat. Die Ausstellung war ein weiterer Meilenstein in seiner Karriere und festigte seinen Status als einer der einflussreichsten Designer des 20. und 21. Jahrhunderts.