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So lebe ich: Andreas Häner über seine Wohnung in Basel

So lebe ich: Andreas Häner über seine Wohnung in Basel

Kitsch? Never. Sammler und Interiordesigner Andreas Häner hat das ehemalige Basler Sexkino Corso in ein Panoptikum verwandelt.

annabelle: Wie haben Sie diese Wohnung gefunden?
Andreas Häner: In einem Moment der Verzweiflung. Ich wusste, meine bevorstehende Scheidung würde mich das gemeinsame Haus kosten. Diese Immobilie war die erste, die auf der Plattform Homegate aufgeploppt ist.

Was wissen Sie über die Geschichte des Hauses?
Ich habe meinen Architekten, einen Basler, angerufen und der hat mich aufgeklärt: Ich sei an einem alten Pornokino interessiert, hiess es. «Wie bitte?», fragte ich.

Was haben Sie an der Wohnung verändert?
Alles. Es ist, als hätte man ein Haus in einen leeren Raum hineingebaut. Mit neuen Wänden, neuen Fussböden, einem Zwischenstock. Es handelte sich um eine 7,50 Meter hohe Halle – ein dunkles, fensterloses Loch. In den grossen Kinosaal liess ich Säulen und ein vierzig Quadratmeter grosses Dachfenster einbauen.

Was lieben Sie am meisten an Ihrem Zuhause?
Die Grösse. Wenn Sie mit 5000 Objekten einziehen wollen, brauchen Sie Platz. Die Raumhöhe, -breite, -tiefe: Man kann hier atmen, es ist kein Kaninchenstall.

Ihr Einrichtungsstil in wenigen Worten?
Krudes Versailles.

Ihre Einrichtungstipps?
Ich unterscheide zwischen Hardware und Software. Die Hardware ist die architektonische Gestaltung der Wohnung. Die sollte den Grundprinzipien des eleganten Lebens von Honoré de Balzac entsprechen – die da wären: Einfachheit, Angemessenheit, Sauberkeit. Eine wunderbare Definition, die auch heute noch gültig ist. Ein weiterer wichtiger Grundsatz ist Zweckmässigkeit. Ein Gegenbeispiel wäre die Achtzigerjahre-Wohnung von Donald Trump im Trump Tower, in der man mit fehlender Raumhöhe versucht hat, den barocken Prunk von Versailles zu imitieren. Zur Software zähle ich Symmetrie, ein ausgeklügeltes Farbkonzept und die Reduktion auf wenige wiederkehrende Materialien.

Welches Haus geht Ihnen nicht mehr aus dem Kopf?
Das Schloss Le Champ-de-Bataille in der Normandie. Eine Ruine, die 1992 vom Architekten und Dekorateur Jacques Garcia gekauft wurde. Er hat die dazugehörigen Gärten entworfen und das Schloss aufs Unfassbarste restauriert. Ich finde den Namen wunderbar widersprüchlich: Champ-de-Bataille bedeutet Schlachtfeld.

Welcher ist Ihr Lieblingsplatz in der Wohnung?
Ich liebe es, in der grossen, zentralen Halle Kaffee zu trinken. Auf der Chaise Longue im goldenen Salon lese ich sehr gern.

Was wird man bei Ihnen niemals finden?
Kitsch.

Ihr Zuhause ist nicht kitschig?
Kitsch tut so, als ob. Das hat das Echte nicht nötig.

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Zur Person

Der Berner Antiquitätensammler und Interiordesigner Andreas Häner (57) bewohnt seit viereinhalb Jahren das traditionsreiche Basler Kino Corso, das älteste Ton-Lichtspielhaus der Schweiz. Im ehemaligen Foyer sitzt eine kleine Kommunikationsfirma, in der 1.5-Zimmer-Wohnung im ersten Stock lebt eine Freundin. Eine Führung durch seine private «Living Wunderkammer» kann man auf basel.com buchen.

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