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Laura Lusuardi für Max Mara – Die Königin der Mäntel

Stil

Laura Lusuardi für Max Mara – Die Königin der Mäntel

  • Text: Yolanda Pantli

Laura Lusuardi ist seit über vierzig Jahren die Frau hinter Max Mara.

Laura Lusuardi, Fashion Coordinator aller Max-Mara-Linien und lebendes Archiv von Max Mara, begrüsst uns am Empfang des Hauptquartiers in Reggio Emilia. Ein Bau aus Glas und Stahl, gesäumt von einer grünen Fläche, die nicht zu enden scheint. Sie führt uns durch das hochmoderne Gebäude in die Hausbibliothek, wo sie inmitten von Modemagazinen und Kunstbüchern aus dem Nähkästchen von Max Mara plaudert.

Am Vorabend war sie an der Präsentation einer neuen Linie von Max & Co. im Garten einer alten Villa. «Das haben die Jungen ganz toll gemacht. Eigentlich wollte ich nur kurz vorbeischauen. Aber Sie wissen ja, wie das ist. Wir haben uns unterhalten, es gab zu trinken und zu essen, und dann wurde es 22 Uhr, bis ich zuhause war. Ein sehr schöner Abend.»

Laura Lusuardi ist der Prototyp einer modernen Nonna: von kleiner Statur, mit mütterlichen Rundungen und einem rassigen Pagenschnitt. Wenn man in das praktisch faltenlose Gesicht blickt, spürt man eine Herzlichkeit und eine Unmenge an Energie, aber auch eine natürliche Autorität. Die 64-Jährige steht allen Designteams von Max Mara beratend zur Seite und war seit jeher, zusammen mit den Marketingverantwortlichen, zuständig für die Entwicklung der Werbekampagnen. Sie hat Kollektionen entworfen, sieht sich aber nicht als Designerin («Das ist nicht mein Gebiet»), wollte auch nie eine eigene Modelinie lancieren («Das hat mich nie interessiert») und schon gar nicht Max Mara verlassen.

Laura Lusuardis Leben ist mit der Geschichte von Max Mara eng verwoben. Hinter dem Verkaufstresen des Kleidergeschäfts ihrer Eltern in der Nähe von Reggio Emilia aufgewachsen, lagen ihr Modeberatung und Verkauf bereits im Blut, als sie das Vorstellungsgespräch beim Firmengründer Achille Maramotti erfolgreich absolvierte und bei Max Mara begann. «Ich war ein 18-jähriges Mädchen und sah genau so aus wie die Teenager der Sechzigerjahre: Ich hatte langes, glattes, schwarzes Haar, das mir bis zum Rücken reichte, und trug Miniröckchen und Karojacken, ganz im Stil der Swinging Sixties, die Dottore Maramotti die Inspiration zur Linie Max Pop gaben.»

Ganz unten habe sie angefangen, bis sie nach einigen Monaten endlich in die Abteilung wechseln konnte, wo die wichtigen Entscheidungen zu den Kollektionen gefällt wurden. «Ich habe hingehört, beobachtet und nach und nach verstanden, wie Kollektionen entstehen. Die enge Zusammenarbeit mit Dottore Maramotti hat mich geprägt, wie später auch die mit Designern wie Karl Lagerfeld, Jean-Charles de Castelbajac oder Domenico Dolce und Stefano Gabbana», erzählt Laura Lusuardi und setzt die Liste der Kreativen, denen sie Inspiration und bereichernde Begegnungen verdankt, mit den Namen grosser Fashionfotografen fort: Sarah Moon, Hans Feurer, Peter Lindbergh, Richard Avedon …

Laura Lusuardi hat in der Modewelt einen Namen, der alles aussagt über ihre Passion für das Kleidungsstück, das Max Mara vor allen anderen auszeichnet: Königin der Mäntel. «Ich besitze jeden Mantel, der seit 1965 produziert wurde. In meinem Haus gibt es einen Raum nur für Mäntel! Einen Teil habe ich sogar im Vintage-Archiv von Max Mara unterbringen müssen.»

Sie war auch bei der Entstehung des legendären Mantels 101 801 dabei: ein Doppelreiher aus Wolle und Kaschmir in der Farbe Camel, versehen mit der typisch gepunkteten Max-Mara-Naht. Seit seiner Lancierung im Jahr 1981 lässt er die Herzen vieler Frauen und deren Töchter höherschlagen und wurde insgesamt über 142 000-mal verkauft. Stars wie Isabella Rossellini, Katie Holmes und die schwedische Königin Silvia bekannten sich zu ihrem Faible für den 101 801. Trotz seines Jahrgangs kommt niemand auf die Idee, von einem Vintage-Modell zu reden, dieser Mantel altert einfach nicht, ist seit dreissig Jahren modern wie am ersten Tag. Laura Lusuardi weiss warum: «Er ist schnörkel- und deshalb zeitlos. Es sind die vielen Details und der trendige Schnickschnack, die einen Mantel schnell altern lassen, denn sie verraten die Zeit seiner Kreation.»

Doch das eigentliche Erfolgsgeheimnis dieses Modells, das ist für Laura Lusuardi ein anderes. «Der 101 801 passt jeder Frau, ob klein, gross, dick oder dünn», sagt sie auf dem Weg zu einem prall gefüllten Schrank, aus dem sie zielsicher ein Exemplar herausgreift. «Das hier ist mehr als ein Mantel, es ist ein Designobjekt, das auf der Grundlage einer Prototyp einer modernen Nonna: Laura Lusuardi minutiösen Studie der menschlichen Physiognomie entwickelt wurde. Er schmiegt sich um jeden Körper wie eine Hauskatze um ihren Besitzer. Das Geheimnis liegt in den Proportionen: Die Mantellänge beträgt 1.20 Meter. Die Ärmel sind dem Kimono nachempfunden, damit sie je nach Bedürfnis nach hinten gerollt werden können. Die Schulterpartie rettet jede Silhouette, denn sie lässt breite sowie auch schmale Schultern vorteilhaft aussehen.» Wer eine kostengünstigere Alternative suche, finde sie bei Max Mara Studio. Aber wenn eine Frau die Magie eines 101 801 wolle, komme sie nicht am Original vorbei: «Es gibt keine Kopie vom 101 801. Eine Legende duldet keine Geschwister neben sich.» Und ganz unabhängig von diesem legendären Original lohne es sich, Zeit und Geld in die Suche nach dem perfekten Mantel zu investieren, den man übrigens daran erkenne, dass er zu jedem Outfit passt. «Schliesslich ist ein gut sitzender, klassischer Mantel eine Investition ins Leben.»

Dass Frauen diese Investition seit sechzig Jahren mit Vorliebe bei Max Mara tätigen, erklärt sich Laura Lusuardi auch damit, dass Achille Maramotti ein Visionär gewesen sei, der Max Mara ein unverwechselbares Profil verliehen habe. Dazu gehört, dass er in den ersten Jahren auf eher maskuline Texturen, wie den derben Wollstoff des Dufflecoats, setzte, eine Novität in der Damenbekleidung. Dazu gehöre aber vor allem die Verbindung aus lokaler Verwurzelung und internationaler Ausrichtung. «Ohne die Menschen von Reggio Emilia, ohne ihren Familiensinn, ihre Herzlichkeit, ihren Fleiss wäre Max Mara nicht Max Mara.»

Modernität und Fashionflair brachten internationale und nationale Designer mit, die für Kooperationen an Bord geholt wurden. Dabei fungierte Laura Lusuardi als Gralshüterin des Max-Mara-Stils: Sie stand den Designern beratend zur Seite und sorgte dafür, dass sie ihre kreative Handschrift einbrachten, Max Mara aber immer lesbar blieb. Dank dieser Strategie konnte die DNA der verschiedenen Linien über sechzig Jahre hinweg geschickt verpackt und unbeschädigt ins 21. Jahrhundert überführt werden.

Laura Lusuardi kennt jede Kollektion bis auf den letzten Knopf, dazu jede Menge Geschichten über die jeweiligen Designer. Die spannendsten Jahre waren in den Augen der Chefdesignerin die Siebziger und Achtziger: «Es gab eine Unmenge an neuen Schnitten, Folkloreeinflüsse und kräftige, leuchtende Farben, gepaart mit Pop-Elementen. Die Kreativteams experimentierten mit unkonventionellen Materialien wie Plastik, welche die Produktion vor ganz neue technische Herausforderungen stellte.» Kreativität habe damals andere Rahmenbedingungen gehabt, es gab noch kein Internet für die Recherche, die Designer hätten rausgemusst, hätten den Schreibtisch, meist sogar das Land verlassen müssen, um Inspiration zu finden. Laura Lusuardi selbst ist in dieser Hinsicht eine Kreative alter Schule, sie reist sehr gern. Egal wohin. New York, Paris, London, Stockholm. Ihre Inspirationsquellen findet sie überall dort, wo sie unterwegs ist.

Die nächste Reise steht schon fest: Es geht nach Moskau. Die Wanderausstellung «Coats» dokumentiert die 60-jährige Geschichte des Max-Mara-Mantels und schlägt im Oktobergleich beim Roten Platz ihre Zelte auf. Eines der Prunkstücke dieser Ausstellung wird eine Spezialanfertigung sein. An der wird mit Hochdruck gearbeitet: eine Hommage an Anna Karenina und eine veritable Herausforderung für die vielen Näherinnen, die reines Albinokamelhaar mit feinem Nerz und goldenem Damast zu einem Mantel verarbeiten müssen.

Imposant
Zu Max Mara gehören fast zwanzig Marken. Über 2000 Geschäfte zählen weltweit zum Imperium. Bekannt ist das Label vor allem für seine zeitlos schönen Mäntel. In diesem Jahr feiert Max Mara sein 60-jähriges Bestehen und wird inzwischen von den drei Kindern des Firmengründers Achille Maramotti geführt.
www.maxmarafashiongroup.com

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1.

Der Erste und der Neueste: Original-Skizze des 101 801 von 1981 und der Jubiläumsmantel Anna 2011.

2.

Richard Avedon fotografierte Maggie Rizer im Trench Coat der Kollektion 1998/99

3.

Effizient und exklusiv: Die Fabrik und der Firmensitz von Max Mara in Reggio Emilia

4.

Long Jacket York: Entworfen von Karl Lager-feld für den Winter 1971/72