
Mein Wintertag in Bern – mit Barbara Loop
Welche Ausstellungen sehen wir uns an, wo essen wir am liebsten und wo geniessen wir mit Freund:innen Apéro? Wir verraten euch, wie der perfekte Weekend-Wintertag der annabelle-Redaktorinnen aussieht. Heute mit Chefredaktorin Barbara Loop in Bern.
- Von: Barbara Loop
- Bild: Privat
08.00 Uhr: Lesen im Bett
Es ist Samstag, because Saturdays are the best, und ich erwache früh. Mein Mann bringt mir Kaffee ans Bett, die Kinder schlafen lang, schliesslich ist dies der "perfekte Weekend-Wintertag" – und ich lese noch vor dem Frühstück im Bett. Meine Lektüre: der neue Roman von Meral Kureyshi "Im Meer waren wir nie", dessen Berner Buchvernissage ich am 13. März im Progr Bern moderieren werde.
09.30 Uhr: Auf dem Wochenmarkt
Käse, Eier, Brot, Oliven… der Münstergass-Märit beginnt vor unserer Haustür und verspricht selbst an kalten Wintertagen ein Gefühl der Wärme und Zuversicht, die Ahnung, dass die Welt, hier und jetzt, doch ganz in Ordnung ist: Ich schwatze mit Nachbar:innen, die Butter wird in Butterpapier eingeschlagen, das Kind kriegt einen Apfel umsonst. Auf dem Heimweg werfe ich einen Blick auf die Auslage der "Münstergass-Buchhandlung" – und die heile Welt bekommt einen Riss. Die Buchhandlung in der Berner Altstadt wird Ende März nach über 50 Jahren schliessen, zu wenig rentabel ist das Geschäft. Wo ich in Zukunft Bücher finde, die ich nicht gesucht, aber unbedingt gebraucht habe – ich weiss es nicht.
10.30 Uhr: Kaffee und Zeitschriften
Ich kauf mir einen Stapel Magazine und Zeitungen und setze mich ins "Versa". Vielleicht wartet dort aber auch eine Freundin auf mich, dann nehme ich die Zeitschriften einfach wieder ungelesen mit nach Hause. Denn das Beste am Samstag ist ja, dass da immer noch ein Sonntag hinterherkommt.
12.00 Uhr: Viento und Tee
Bevor ich heimgehe, schaue ich bei "Viento" vorbei. Anja Boije und Andrea Hostettler entwerfen Mode, die nicht nur mit Stoffen und Schnitten, sondern auch mit wahrer Nachhaltigkeit überzeugt: Die gesamte Kollektion wird in der Schweiz produziert. Ich bewundere die beiden dafür, dass sie die Balance zwischen Präzision und poetischer Freiheit seit bald 40 Jahren halten. Wenn wenig Kundschaft da ist, trinke ich mit Anja Tee aus einer schönen alten Silberkanne und bekomme von ihr gute Lesetipps und gelegentlich auch ein paar alte "Vogues" aus ihrer Sammlung.
14.00 Uhr: Schlitteln auf dem Gurten
Me-time is over, ich mach mich mit der Familie auf den Weg an die Sonne. Im Winter findet man sie nicht selten oben auf dem Gurten, während die Stadt zu Füssen des Hausbergs im Nebel versinkt. Spazieren, Schlitteln, Durchatmen – und wenn viel Schnee liegt, gibt es sogar einen Kinderskilift mit Skiverleih.
… oder – bei schlechtem Wetter – doch ins Museum
Falls auch auf dem Gurten die Sonne nicht scheint, ist der perfekte Wintertag doch nicht verloren. Ich überrede meine Kinder zu einem Besuch im Museum. Okay, wahrscheinlich besteche ich sie: mit Eis aus dem Museumsrestaurant. Eis, wenn auch in weniger süsser Form, gibt es derzeit zu sehen im "Alps". Das Alpine Museum der Schweiz zeigt eine Ausstellung zu "Grönland. Alles anders" – und hat mit diesem Programm einmal mehr einen guten Riecher für heisse Themen bewiesen. Apropos Grönland: Für die neuste Ausgabe von annabelle hat Nicole Graaf in Grönland recherchiert. Sie schreibt darüber, wie Frauen dort bis in die Siebzigerjahre zu Tausenden unfreiwillig – und teils unwissentlich – Spiralen eingesetzt wurden. Und wie die Folgen davon bis heute spürbar sind. Ab Freitag am Kiosk.
17.30 Uhr: Date night oder Dinnerparty?
Ohne Babysitter stehen mein Mann und ich jetzt mit einem Glas Wein in der Hand in der Küche. Und kochen für unsere Gäste, die bald eintreffen und das Haus mit Geschichten und meinen Kopf mit neuen Ideen füllen werden. Sollte aber der Babysitter vorbeikommen, zieht es uns ins beste Programmkino der Stadt, ins "Kino Rex".
21.00 Uhr: Pasta and more
Nach dem Kino kommt der Hunger, wir stillen ihn zum Beispiel im "Lo Stuzzichino". Der Italiener in der Berner Rathausgasse ist kein Gourmet-Tempel, kein Szene-Popup und im Grunde auch keine Schönheit. Obendrauf beschriebt er sein Angebot auf der eigenen Website als "löblich": "Wer sich entscheidet im LoStuzz zu speisen, den erwartet eine löbliche Auswahl an italienischen Spezialitäten, die in ganz Bern einen guten Ruf geniessen." Für sowas habe ich ja ein Herz. Und ausserdem verspricht ein Ort wie dieser eine Fortsetzung; jemand geht draussen vorbei, jemand setzt sich dazu, jemand weiss etwas, jemand zieht uns weiter…