
Met Gala 2025: 5 ikonische Looks – und wofür sie stehen
Zwischen Eleganz und Subversion: Diese fünf spektakulären Looks an der Met Gala 2025 in New York definierten nicht nur den gestrigen Abend, sondern auch die Relevanz des Black Dandyismus als Ausdruck von Selbstbestimmung und kultureller Emanzipation. Unser Autor Joshua Amissah über das Modespektakel des Jahres.
- Von: Joshua Amissah
- Bild: Dukas
So viel Schwarz und Weiss gab es bei der Met Gala wohl noch nie. Dekonstruierte Tuxedos, kontrastreiche Dreiteiler und gut geschneiderte Exzentrik. Ganz nach dem Motto «Superfine: Tailoring Black Style» ging das Spektakel vor wenigen Stunden in eine neue Runde. Diesjährig unter dem schimmernden Zeichen des Black Dandyismus und in starker Anlehnung an eine künstlerische Blütezeit der afroamerikanischen Bevölkerung: der Harlem Renaissance.
Die thematische Ausrichtung der Gala des Metropolitan Museum of Art in New York bringt uns nicht nur den Glanz und den Glamour der Popkultur näher, sondern auch eine vermeintlich tiefere, politische Dimension. Der Schwarze Dandy, ein Symbol für Selbstinszenierung und Widerstand, wird besonders in der afro-diasporischen Kultur zu einem Werkzeug der Subversion – eine Möglichkeit, Identität und Macht zu formen.
Bekenntnis zu Freiheit und Identität
Historisch gesehen gilt Kleidung als Tool, um Zugang zu Räumen zu erlangen, die einem davor verwehrt blieben. Der «Black Dandy» versteht das, überschreitet traditionelle Codes von Eleganz, indem er die Mode nicht nur als Ausdruck von Stil, sondern als Kunstform der Persönlichkeitsentfaltung und politischer Haltung begreift. Somit sehen wir bei dieser Met Gala nicht nur das ständige Streben nach Schönheit, sondern auch ein Vermächtnis, das von Generation zu Generation neu interpretiert wird.
In einer Welt, die oft von Normen und Unterdrückung geprägt ist, zeigen diese fünf Looks ein afroamerikanisches Bekenntnis zu Freiheit und Identität. Und so erscheinen die diesjährigen Stars nicht nur als Modeikonen, sondern als lebendige Repräsentationen dieser transformativen Ästhetik. Plötzlich singt etwa ein Gospelchor Schwarzer Männer zur Einführung «Ain’t No Mountain High Enough», doch was nun die Lokalbevölkerung in Harlem dazu sagen würde, sei dahingestellt.
Diese 5 Looks zwischen Stilisierung und Performanz bleiben aber auf jeden Fall in Erinnerung:
Teyana Taylor
Gänzlich verhüllt in einem prunkvollen Dreiteiler, der vor Referenzen nur so strotzt: Eine Hommage an das US-amerikanische Burlesque als Kunstform, ein «Durag» unter dem samtenen Federhut und ein Offiziersstock, auch «Swagger stick» genannt, untermauert eine Symbolik der Autorität. In Anlehnung an ihren Song «Rose in Harlem» ziert der stille Schriftzug «Harlem Rose» den Saum ihres plissierten Capes. Das elegante Ensemble stammt von Ruth E. Carter – der ersten afroamerikanischen Kostümdesignerin, die mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.
Dazu trägt die Sängerin und Schauspielerin eine massgefertigte Version des Kiki-Stiefels von Marc Jacobs. Der ursprünglich als Laufsteg-Ikone im Herbst 2016 vorgestellte Stiefel besticht durch seinen über 15 Zentimeter hohen Absatz, eine abgerundete Spitze sowie die charakteristischen Riemen an der Vorderseite.
Rihanna
Another year, another baby: Die Auszeichnung für die ikonischste Form der Schwangerschaftsverkündigung geht wieder einmal an Rihanna. Statt eines klassischen Accessoires zeigt die Sängerin stolz das, was keine Modekollektion der Welt je toppen kann: ihren wachsenden Babybauch.
In Zusammenarbeit mit Marc Jacobs trägt sie einen schwarzen Wollrock mit feinen Nadelstreifen, dessen hoher Schlitz und skulpturale Schleppe die Silhouette faszinierend betonen, meisterhaft kombiniert mit einem figurbetonten Woll-Bustier-Oberteil. Darüber liegt eine kurze, schlichte Wolljacke, die den Look in eleganter Klarheit vollendet. Eine gepunktete Satin-Krawatte verleiht dem Gesamtbild die verspielte Note eines Dandys, während die herausstechenden Pumps und ein weisser Kragen den Look gekonnt in der Mitte festigen.
Ein weiteres Highlight: der Hut, den Jacobs im Dienste der Haute Couture in Zusammenarbeit mit Stephen Jones entworfen hatte – für Gross und Klein ein unverkennbares Statement im gesamten Outfit.
Diana Ross
Nach genau 22 Jahren und im stolzen Alter von 81 Jahren kehrt eine der erfolgreichsten Künstlerinnen der Musikgeschichte zur diesjährigen Met Gala zurück. Dies als Teil einer imposanten Inszenierung und mit einer Ankunft, die majestätischer wohl nicht hätte sein können. Ihr weisses Kleid entstand in enger Zusammenarbeit mit ihrem Sohn Evan Ross und dem nigerianischen Jungdesigner Ugo Mozie.
Das aufwendig mit zahlreichen Kristallen verzierte Kleid, samt Federboa-Umhang und einem dramatischen Hut, der hoch über ihren charakteristischen Locken thront, schreit nicht nach Aufmerksamkeit, sondern ruft auch ganz still in ihre eigenen Familienstrukturen zurück: Die 5,5 Meter lange Schleppe ist mit den Namen aller ihrer Kinder und Enkelkinder bestickt. Neun Männer huschten hektisch die Treppen hinauf, immer wieder das Kleid neu richtend. Es schien das Mindeste zu sein, was sie an diesem Abend für die Diva aus Detroit tun konnten.
Zendaya
Unüberraschend mal wieder ein absolutes Highlight in der Farbe Off-White: Die Schauspielerin liefert in diesem Jahr ein völlig anderes, aber ebenso beeindruckendes Statement ab – mit einem sehr stillen, gewandten Look, der im Gegensatz zu ihrer letzten, theatralischen Modekreation von John Galliano steht.
Ein Dreiteiler aus perfekt geschnittenen Hosen, Weste und tailliertem Blazer, der mit dandyhaften Akzenten, wie einem Hut mit übergrosser Krempe und dem markanten Schlagsaum an der Hose, gekonnt ergänzt wird. Auf der Rückseite der Weste verbirgt sich dezent ein funkelndes Detail am Kragen: ein Serpenti-Schmuckstück von Bulgari. Zendayas Outfit von Louis Vuitton ist eine stilvolle Hommage an den weissen Anzug, den die Figur Tracy, gespielt von Diana Ross, im Filmklassiker «Mahogany» von 1975 trägt. Gestylt wurde der monochrome Look von niemand anderem als Law Roach, der sich immer wieder von ikonischen Modefilmen inspirieren lässt. Oops, he did it again.
Alton Mason
Model und Schauspieler Alton Mason sorgt nach seiner Zusammenarbeit mit Gaurav Gupta für einen blendenden Auftritt. Der indische Couturier Gupta ist berühmt für seine avantgardistischen Kreationen, die durch skulpturale Silhouetten und zukunftsweisenden Details bestechen. Mason ehrt auch die Old-School-MC-Legende Slick Rick the Ruler, indem er eine silberne Augenklappe trägt und diese mit einem klassischen schwarzen Fedora-Hut kombiniert.
Er verankert seinen Look mit einem dramatischen, schwarzen Übermantel, dessen markante Schultern und elegante Schleppe ihn eindrucksvoll in Szene setzen. Darunter: ein silberner Zweiteiler, der mit einer skulptierten Weste und einem herzförmigen Ausschnitt an der Brust nochmal ganz eigene Akzente setzt. It’s giving Haute-Couture meets Afrofuturism, irgendwo zwischen Tradition und Zukunft.
Als freischaffender Autor, Kunstvermittler und Galerist beschäftigt sich Joshua Amissah vor allem mit den Mechanismen der Repräsentation marginalisierter Perspektiven und mit Fragen von Identität und Machtstrukturen innerhalb visueller Kulturen. Zu seinen Auftraggeber:innen zählten unter anderem «Sleek Magazine», «Vogue Germany» und das Schauspielhaus Zürich.