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Milano Fashion Week: 6 Dinge, die uns aufgefallen sind

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Milano Fashion Week: 6 Dinge, die uns aufgefallen sind

Von Strickkleidern mit riesigen Bommeln zu Appenzeller Gürteln und Naked Dresses: Unsere Mode-Expertinnen berichten, was ihnen an der Milano Fashion Week auf (und neben) dem Runway aufgefallen ist.

1. Gucci erfindet sich neu – reloaded

«Gucci Ancora» taufte Sabato de Sarno seine erste Kollektion für das Mode-Imperium Gucci. Ancora, again, noch einmal? Nach Wiederholung sah diese Kollektion allerdings nicht aus. Ancora war höchstens der Umstand, dass mit de Sarno nach Tom Ford und Alessandro Michele einmal mehr ein Designer den Brand vollkommen neu erfinden musste. Tom Ford brachte das Powerplay androgyner Sexyness mit, Alessandro Michele eine ganz Zirkuskompagnie an Akrobat:innen, die mit endlos vielen Referenzen zwischen High und Low, zwischen Alt und Neu jonglierten. Und was brachte Sabato de Sarno? Kurze Ledershorts, burgunderrote Jupes, Schlabberjeans und glitzernde Bra Tops, schön geschnittene Mäntel, ultrahohe Plateau Loafers – und viele Fragen. Die wichtigste: Wie geht es weiter? Denn diese Kollektion hat vor allem etwas getan: Sie hat sauberen Tisch gemacht; es wird sich zeigen, was es sich darauf anrichten lässt.

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2. Glamouröses Arbeiten bei Max Mara

Es ist unschwer zu erraten, welche Referenzen Max-Mara-Designer Ian Griffiths zu dieser Kollektion inspiriert haben. Und zu erkennen, dass das italienische Modehaus mit diesen Entwürfen einen tatkräftigen Beitrag für einen gelungenen Sommer 2024 geleistet hat. Darum nur kurz zum Hintergrund: Die britische «Women’s Land Army», die während des Zweiten Weltkriegs von Landwirtschaft bis zur Arbeit in den Krankenhäusern und Munitionsfabriken fernab der Front alle lebenswichtigen Aufgaben übernahm, war wie ein Katalysator für Frauen in der Berufswelt – und für Berufskleidung, auch für Frauen. Im modernen Update von Max Mara bedeutete das: Overalls und Jacken in verschieden durchgefärbten Blautönen, Cargohosen, Arbeitsjacken und Parkas sowie Hemdröcke mit Blasebalgtaschen. Elegant und praktisch – und absolut zeitgemäss.

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3. Völlig schwerelos mit Prada

Handbesticktes Patchwork-Leder, breitschultrige Anzüge, zerlöcherte Workwear-Jacken und federleichte Volants-Kleider: Prada schafft es wie kein anderes Modehaus, Gegensätze und Handwerk zu perfektionieren. Das grosse Highlight der Kollektion (und übrigens auch das persönliche Herzstück vom Kreativteam Miuccia Prada und Raf Simons) waren die schwebenden, superleichten, pastellfarbenen Kleider. Was schon auf dem Laufsteg und in Bewegung berührend poetisch aussah, war bei näherer Betrachtung – und vor allem Betastung – noch eindrücklicher: Die Kleider sind nämlich aus feinstem, ultradünnem Organza und Gazar gefertigt und von Hand kaum spürbar. Schon bei der kleinsten Windbewegung fangen sie an zu tanzen.

4. Staunen und Freude bei Bottega Veneta: Wir gehen fischen!

In einer unscheinbaren Lagerhalle am Stadtrand von Mailand tauchte man in die Fantasiewelt von Bottega Veneta ein. Niemand macht schöne Kleider mit so viel Sorgfalt, Überlegung und Präzision wie Chefdesigner Matthieu Blazy. In dieser Saison wollte Blazy mit seiner neusten Kollektion in die grosse weite Welt aufbrechen. «Das persönliche Vergnügen, sich zu verkleiden, zu sein, wer und was auch immer man sein möchte, durch Kleidung sowohl in der Fantasie als auch in der Welt zu reisen», so Blazy in einer Pressemitteilung. Das Highlight der Kollektion waren zwei Strickkleider, die mit riesigen flauschigen Bommeln übersät waren. Jedes sah aus wie ein Fischernetz, in dem ein Bündel Seeanemonen gefangen war. Beide symbolisieren Blazys Talent, Kleidungsstücke zu entwerfen, die pure Freude und Staunen hervorrufen und geradezu danach schreien, berührt zu werden. Ziel erreicht!

5. Viel Liebe im Detail bei Bally

Im Mai trat Simone Bellotti als neuer Design Director des Schweizer Traditionshauses Bally die Nachfolge von Rhuigi Villaseñor an, der nach nur zwei Saisons überraschend das Handtuch warf, und sorgte nur vier Monate später in Mailand mit der Frühjahr/Sommer-Kollektion für Furore. Die Kollektion, die im historischen Garten des Klosters San Simpliciano gezeigt wurde, stand ganz im Zeichen der Schweizer Tradition und verkörperte das Spiel mit Kontrasten: Neben neutralen Tönen gelang dem Designer ein gelungener Twist zwischen Witz und Eleganz. Auf dem Laufsteg sah man leuchtende Farbakzente wie Schweizer Rot, Erdbeermuster, Appenzeller Gürtel, Ketten mit Gänseblümchen und handgefertigte Lederglocken (übrigens ein persönliches Highlight von Bally-CEO Nicolas Girotto). Letztere erzeugten auf dem Runway einen entzückenden Klang und beamten einen sofort auf eine Weidewiese. Die Show versprach, was man von Bally erwarten darf: Handwerkskunst, Luxus und schlichte Eleganz. Man darf gespannt sein, was Bellotti als Nächstes vorhat.

6. Strömender Regen und dröhnender Techno bei Diesel

Es war laut, es war gross, es war nass: Der belgische Designer Glenn Martens lud über 5000 Menschen zu einem gigantischen Outdoor Rave – 1500 Tickets gabs neben dem exklusiven Kreis online für italienische Student:innen. Man kam also, sah erstmal nur einen grossen Screen und es siegten die, die sich am Eingang einen Regenponcho geschnappt hatten. Denn sobald der hämmernde Beat einsetzte, öffnete sich der Himmel. Als wäre es Teil der Show gewesen, regnete es, als ginge jeden Moment die Welt unter. Die Looks und die Smartphones der Besucher:innen trieften, die Körper der Models glitzerten in den Scheinwerferblitzen. Und viel hatten die eh nicht an: Da waren jede Menge geschredderter Denim, viel Neon, aber auch fantastische Naked Dresses, die auch ohne das Wetter feucht geschimmert hätten. Die Kollektion bewegte sich zwischen Red Carpet und Apokalypse, zwischen Y2K und nackter Eleganz. Und bei all dem Partyfieber lief es bei Diesel im wahrsten Sinne demokratisch ab, da die Show ungewöhnlich pünktlich startete, obwohl alle, die von der Etro-Show davor kamen, zu spät waren: Sie wollten wohl ihre Gäste nicht im Regen stehen lassen.

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