
Redaktionstest: 6 Schweizer Hotels mit Seeblick, die sich lohnen
Lust auf einen Weekend-Trip ans Wasser? Wir haben sechs Hotels mit Seeblick in der Schweiz getestet, die mit Lage, Komfort und Aussicht überzeugen – von romantisch bis luxuriös.
- Von: annabelle
- Bild: ZVG
Château d'Ouchy in Lausanne – Vanja Kadic, Co-Leiterin Digital
Mein erster Eindruck: Ein Schloss mitten in der Stadt, wie entzückend.
Das Hotel in drei Worten: Historisch, hochwertig, unaufgeregt
Unbedingt essen: Das Restaurant «57° Grill» ist für seine Fleisch-Spezialitäten bekannt. Wir bestellten auf Empfehlung das tatsächlich köstliche Beef Sirloin-Steak mit Pfeffersauce und Cognac. Als Vorspeise gab es grünen Spargel mit einem leicht geräucherten und butterzarten Féra-Fisch aus dem Genfersee mit Citrus-Mayo, an den ich bis heute denke.
Unbedingt tun: Den Abend bei einer Partie Billard ausklingen lassen oder die Spiele-Lounge entdecken: Hier wartet eine gut sortierte Auswahl von Spielen wie Uno, Cluedo, Scrabble oder Code Names. Bei uns gabs nach dem Znacht eine Runde Dry Martini und «Wer ist es?».
Darauf kann man verzichten: Das Gym, das es im Château d’Ouchy nicht gibt. Man darf das Gym des benachbarten Hotel Angleterre nutzen. Beim Anblick des tristen Kellerraums mit der übersichtlichen Auswahl an Geräten verging uns die Lust aber leider schnell.
Deshalb würde ich wieder hinfahren: Wegen der Lage. Direkt am Ufer des Genfersees und in der Nähe eines Parks gelegen und doch mitten im belebten Ouchy-Viertel, eignet sich das 4-Sterne-Hotel als Ort für einen easy Wochenend-Trip mit Partner:in, Family oder Freund:innen. Praktisch: Die Métro-Station Ouchy-Olympique ist nur einen Katzensprung weit entfernt.
Mein Lieblingsort im Hotel: Das «57° Grill», wo wir zum Abendessen waren und wo das Frühstück serviert wurde, mit Blick auf den See – der Service war top und das Personal so nett.
Das war mein Highlight: Eine entspannende Massage zu Enten-Geräuschen, die durchs Fenster drangen. Erstaunlich meditativ.
Das würde ich als Hoteldirektorin ändern: Den Interior-Stil in der Lobby. Die Architektur des Gebäudes aus dem 12. Jahrhunderts trifft meinen Geschmack, dafür störte sich mein Auge an den Möbeln im Eingangsbereich – zu bunt, zu viel. Ich rechnete eher mit roten Samt-Vorhängen statt Farben-Mix.
So habe ich geschlafen: Wie ein Stein. Ich wurde Disney-Prinzessinnen-mässig sanft von der Sonne geweckt und wachte zu einer unschlagbaren Aussicht auf den glitzernden See auf.
Château d'Ouchy, Pl. du Port, 1006 Lausanne, DZ ab 335 Fr.
Grandhotel Giessbach in Brienz – Julia Zehnder, Mode-Praktikantin
Mein erster Eindruck: Wow – ich bin im Film! Die Kulisse: wie gemalt. Das Gefühl: ein Zeitsprung in die Belle Époque.
Das Hotel in drei Worten: Majestätisch, historisch, romantisch
Der perfekte Soundtrack zum Hotel: «When The Wind Is Blowing» von Paul McCartney. Leicht melancholisch und verträumt.
Das Publikum: Durchmischt, tendenziell aber eher ältere Personen. Viele Stammgäst:innen, die das Haus offensichtlich seit Jahrzehnten lieben.
Mein Lieblingsort im Hotel: Die Barterrasse – dieser Blick auf den Brienzersee ist schwer zu toppen. Vor allem bei Sonnenuntergang mit einem Drink in der Hand.
Das hat mich überrascht: Wie intakt und gepflegt die antiken Möbel sind und wie viele Malereien im Salon hängen. Diese erwecken das Gefühl, als dürfte man sich mitten in einem Museum bewegen – einfach ohne das «nicht berühren»-Schild.
Unbedingt tun: Billard spielen im historischen Wohnzimmer, mit einem Negroni in der Hand. Ein bisschen wie in einem alten britischen Salon – nur schöner.
Unbedingt essen und trinken: Einen French 75 an der Bar, der perfekte Mix aus Eleganz und Frische. Auch die anderen Drinks: hervorragend. Einen Extra-Punkt vergebe ich für das «Nur Schweizer Produkte»-Konzept (ausser beim Wein, aber nobody’s perfect).
Das war mein Highlight: Frühmorgens entlang der Seepromenade entlang joggen. Der Wind kühl, der Weg leer, der See fast still – es war ein Moment von vollkommener Ruhe.
Deshalb würde ich wieder hinfahren: Wegen des einmaligen Gefühls: Ein Aufenthalt im Grandhotel Giessbach ist eine Zeitreise mit Seeblick.
Das Frühstück: ... war der einzige Minuspunkt. Die Produkte waren gut, keine Frage – die Präsentation wirkte allerdings etwas zu funktional, hier würde eine liebevollere Präsentation guttun.
So habe ich geschlafen: Wie ein Baby. Das antike Holzbett knarzt ein bisschen, aber genau das macht den Charme aus. Und es ist richtig bequem.
Darauf kann man verzichten: Auf die Halbpension. Das Abendmenü ist solide, à la carte aber deutlich inspirierter – die Spargel-Ravioli waren ein Traum.
Die Umgebung des Hotels: Fast zu schön, um wahr zu sein. Die Giessbachfälle, der türkisfarbene Brienzersee, der wilde Park mit duftenden Gärten – wie aus einem Gemälde.
Grandhotel Giessbach, Giessbach, 3855 Brienz, DZ ab ca. 260 Fr.
Relais Castello Di Morcote in Vico Morcote– Vanessa Vodermayer, Social Media Editor
Mein erster Eindruck: Was für eine tolle Lage (Panoramablick auf Dorf und See). Was für ein geschichtsträchtiger Ort (das 12-Zimmer-Boutiquehotel war in seinem früheren Leben ein Kloster, bevor es später zu einem Patrizierhaus umgebaut wurde). Was für ein elegantes Design (die Architektin Francesca Neri Antonello hat den Charakter des Hotels bewahrt und bei der Umgestaltung auf Farben und Materialien in Erdtönen gesetzt).
Das Hotel in drei Worten: Konsequentes Bella Vita
Die Umgebung: Kaum in Vico Morcote ausgestiegen, schiesst einem dieses behagliche Feriengefühl durch den Körper, das die Kombination aus sommerlichen Temperaturen, engen Gassen und herzlichstem «Buongiorno» treffsicher erzeugt. In meinem Fall sogar, obwohl ich mich mit dem Laptop unterm Arm in einer Arbeitswoche befinde.
Mein Lieblingsort im Hotel: Das Bett unter Einhaltung folgender Konditionen: Direkt nach dem Aufwachen alle Fenster aufreissen, um den Raum mit Morgenfrische und Vogelgezwitscher zu füllen, bevor man den Körper wieder unter der noch warmen Decke vergräbt, auf den Lago di Lugano starrt, bis die Sonne das Gesicht trifft und man sich mit geschlossenen Augen denkt: «Wie schön.»
Das war mein Highlight: Ein Spaziergang vor dem Frühstück zum hauseigenen Bio-Weingut. Wobei es sich beim Relais Castello di Morcote streng genommen um ein weinguteigenes Hotel handelt. Ich dachte, der Peak an Pittoreskheit wäre mit der Hotelaussicht erreicht, aber 10 Gehminuten davon entfernt, beginnt das eigentliche Spektakel. Hier schlendert man den Südhang bis zu einer mittelalterlichen Burg hoch, vorbei an Reben, Olivenbäumen und Kräutergärten – mit stetiger Premium-Sicht aufs Gewässer.
Das Frühstück: Ich leide an Entscheidungsschwäche, üppige Buffets überfordern mich. Die Kunst des gelungenen Frühstücks liegt für mich in einer komprimierten Selektion kulinarischer Topleistungen – wie es hier der Fall ist. Alles, was auf meinem Teller landet, schmeckt wunderbar. Besonders die Oliven des Hauses!
Das Publikum: Mir sind ausschliesslich Paare allen Altersklassen begegnet, was allerdings kein Kriterium ist. Ich hatte als Nicht-Paar einen wunderbaren Aufenthalt.
Unbedingt essen: Im Restaurant La Sorgente das Tasting Menu «Lago & Monti» – eine Zusammenstellung aus persönlichen Empfehlungen des Küchenchefs.
Unbedingt trinken: Ein Glas Chardonnay vom eigenen Weingut.
Das würde ich als Hoteldirektorin ändern: In meiner Duschkabine mangelte es an Helligkeit. Den feinen Lichtstrahl, der vertikal einer Wand entlang läuft, würde ich durch eine lichtstreuendere Lampe ersetzen.
Relais Castello Di Morcote, Portich da Sura 18, 6921 Vico Morcote, DZ ab 368 Fr.
Villa Castagnola in Lugano – Linda Leitner, Lifestyle-Redaktorin
Mein erster Eindruck: Reizüberflutung! Kunst, Prunk, Punkte und Streifen auf den Tapeten, überdurchschnittlich viele und grosse Spiegel in den Zimmern und Suiten: Manche würden das Interior wohl überladen oder aus der Zeit gefallen finden, aber ich liebe Überbordendes, das fast schon in den Kitsch abrutscht. Die Villa wurde 1880 als palmengesäumte Sommerresidenz einer russischen Adelsfamilie am Fusse des Monte Brè direkt am See erbaut – diesen aristokratischen Geist atmet das Grand Hotel noch immer.
Das Hotel in drei Worten: It's a lot
Mein Lieblingsort im Hotel: Blickt man vom Balkon auf den Luganersee, fühlt man ein bisschen wie in Rio – hat man da den Zuckerhut vor sich? Mit einem Schluck Tessiner Weisswein kommt man wieder zu sich. Noch näher ist man der Traumkulisse am hoteleigenen Lido. Hätte ich keine Ballphobie, hätte ich zudem allzu gerne Tennis auf dem Platz im subtropischen Garten gespielt. Dieser rote Sand – der trendet schliesslich auf Insta.
Das Publikum: Paare zwischen 40 und 50, aber auch «Wiederholungstäter:innen über Generationen», wie die grossartige Sales & Marketing Managerin Antonella uns erzählt. Am Nebentisch sitzen zwei adrette Frauen über 70 – zwei Schwestern, die seit Jahrzehnten gemeinsam herkommen. Lieben wir.
Unbedingt tun: Am See entlang ins idyllische Fischerdorf Gandria spazieren und dort einen Kaffee trinken. Der Sentiero dell’olivo (Olivenweg) windet sich am See entlang malerisch durch alte Olivenhaine.
Unbedingt essen: Ich empfehle, an der Rezeption ein Boot zu mieten und sich zu einem der ursprünglichen Grotti am gegenüberliegenden Ufer schippern zu lassen. Hier isst man Tessiner Spezialitäten an rot-weiss-karierten Tischdecken unter romantisch bewachsenen Pergolen, unter einem schlagen gurgelnd die Wellen gegen die Steinmauern.
Das Frühstück: Franco vom Frühstücksbuffet schmettert seinen Gästen nun schon seit 45 Jahren sein motiviertes «Buongiorno» entgegen. So steht man einfach gerne auf.
Das war mein Highlight: Die Sonne, die unsere Suite mit den cremefarbenen und blauen Tapeten und verschnörkelten Möbeln in warmes Licht getaucht hat, während draussen der See glitzert. Unbezahlbar.
Deshalb würde ich wieder hinfahren: Weil ich das Hotel und den geräumigen Balkon im Grunde kaum verlassen habe. Es gäbe viel zu entdecken aussenrum. Etwa das Kunstmuseum MASI Lugano, das schon lange auf meiner Bucket List steht.
So habe ich geschlafen: In Traumkulisse nur schönste Träume!
Grand Hotel Villa Castagnola, Viale Castagnola 31, 6900 Lugano, DZ ab 520 Fr.
Tremondi Boutique BNB & Restaurant in Quinten – Noëmi Leonhardt, Junior Fashion Editor
Mein erster Eindruck: Die Anreise war ein kleines Abenteuer für sich – das Hotel in Quinten ist ausschliesslich per Schiff erreichbar, was bereits für eine schöne Stimmung sorgt, bevor man überhaupt erst ankommt. Im Hotel wird man herzlich von den beiden Gastgebern Johnny und Alain empfangen. Ihre Gastfreundschaft lässt einen sofort ankommen und wohlfühlen.
Das Publikum: Die Gäste sind relativ gemischt, wobei vor allem Wanderer:innen und Naturliebhaber:innen für einen Kurzaufenthalt in Quinten vorbeikommen.
Mein Lieblingsort im Hotel: Das Restaurant im Erdgeschoss mit seiner traumhaften Terrasse. Hier geniesst man morgens das Frühstück, abends ein feines Abendessen – und dazwischen schöne Gespräche mit den sympathischen Besitzern.
Unbedingt tun: Eine Massage bei Sarah buchen! Sie bietet ursachenbezogene Behandlungen nach der traditionellen europäischen Naturheilkunde – wohltuend und individuell abgestimmt.
Das war mein Highlight: Ganz klar: die Gastgeber Jonny und Alain. Mit ihrer Herzlichkeit und Offenheit sorgen sie dafür, dass man sich wie zu Hause fühlt.
Deshalb würde ich wieder hinfahren: Wegen der persönlichen Atmosphäre und der einmaligen Lage
Das Frühstück: Ein köstlicher Start in den Tag mit frischem Brot, einer feinen Käseplatte, Müsli und frischen Früchten – alles liebevoll angerichtet.
So habe ich geschlafen: Hervorragend! Ich wurde morgens vom Zwitschern der Vögel geweckt – besser geht’s nicht.
Die Umgebung des Hotels: Das Hotel liegt nur zwei Gehminuten vom Walensee entfernt, eingebettet in Rebberge. Quinten ist ein kleines, idyllisches Dorf – wie aus dem Bilderbuch.
Das Hotel in drei Worten: Charmant, persönlich, erholsam
Unbedingt trinken: Den hausgemachten Wein vom Tremondi – ein echter Genuss mit lokalem Charakter
Tremondi Boutique BNB & Restaurant, Dörfli 1370, 878 Quinten, DZ ab 240 Fr. inkl. Frühstück
Schloss Wartegg in Rorschacherberg – Marie Hettich, Co-Leiterin Digital
Mein erster Eindruck: Eine versteckte Oase! Wer die Hotelanlage des Bio-Boutique-Hotels betritt, fühlt sich wie in einer anderen Welt. Vom erstem Swiss Historic Hotel der Ostschweiz blickt man über den hoteleigenen Park, den Bodensee und die Appenzeller Hügel – sehr königlich.
Das Hotel in drei Worten: Entschleunigend, liebevoll, bodenständig
Der perfekte Soundtrack zum Hotel: Die «Chilled Jazz»-Playlist auf Spotify
Das Publikum: Vor allem Paare und Familien mit grossen und kleinen Kids, die sich über ein Indoor-Spielzimmer, einen Spielplatz und weitere Fun-Optionen im Park freuen dürfen
Mein Highlight: Jeder Spaziergang im rund 130'000-Quadratmeter-grossen Schlosspark mit einer entzückenden Vielfalt an uralten Bäumen. 1859 beauftragte die Herzogin Louise von Bourbon-Parma den grünen Visionär Paul Lavenne de Choulot – verantwortlich für Hunderte englische Parkanlagen in Frankreich – mit der Planung. Eingebettet im Park liegt der Schlossgarten mit rund 50 verschiedenen Kräutern, 60 Gemüsesorten und 250 Stauden, Sträuchern und Blumen. Immer wieder sieht man Mitarbeitende mit einem Körbchen bei der Ernte fürs Zmittag oder Znacht.
Unbedingt tun: Eine Stunde (oder besser: zwei oder drei) im Privatspa buchen. Das historische «Türkise Bad», ein 5,50 Meter grosses Bade-Oval aus dem Jahr 1928 mit Whirlpool-Blubber-Option, muss man erlebt haben. Davor, danach und zwischendurch: Ab in die Sauna oder im Bademantel auf die Liegeterrasse mit Blick in die Baumkronen des Schlossparks.
Unbedingt essen: Wir waren nur zwei Nächte im Hotel, aber ich vermute, dass man auch eine Woche lang sehr gut und abwechslungsreich im von «Gault Millau» und «Michelin» empfohlenen Bio-Restaurant essen kann. Meine Highlights: die Käseauswahl, Ceviche vom Rotauge aus dem Bodensee mit Sellerie, Gurke und Apfel sowie die Randengnocchi. Auch die Kinderkarte ist toll – die Auswahl ist deutlich grösser als in anderen Restis.
So habe ich geschlafen: Hotelnächte zu dritt mit unserem Dreijährigen in einem 180cm-Bett sind meist durchwachsen – auf Schloss Wartegg war direkt die erste richtig erholsam. Meine Vermutung: Es lag an der guten Naturmatratze. Mir sind Hotelzimmer ausserdem oft viel zu überheizt – hier wiederum konnten wir ohne überflüssiges Technik-Chichi den Heizkörper einfach selbst herunterdrehen und vor dem Insbettgehen einmal gut durchlüften. Wie zu Hause.
Darauf kann man verzichten: Auf einen Glace-Ausflug nach Rorschach – sorry, aber schöner als auf Schloss Wartegg wird es nicht werden.
Schloss Wartegg, Von Blarer Weg, 9404 Rorschacherberg, DZ ab 230 Fr. pro Person inkl. Frühstück
Transparenzhinweis: Die getesteten Hotels haben die Kosten für den Aufenthalt übernommen. Die annabelle-Redaktion hat die Hotels unabhängig ausgewählt, die Redaktor:innen berichten frei und unter Einhaltung der berufsethischen Normen über ihre Erfahrungen.