
Bio ist im Trend. Wir als Kunden glauben und hoffen, dass wir mit dem Kauf im Bio-Regal etwas Gutes tun. Doch ist bio wirklich der Schlüssel, um die Welt zu retten?
Wer seinen Jutebeutel nur mit Bio-Produkten füllt und denkt, dass das allein schon ausreicht, um die Welt zu retten, liegt falsch. Das zeigt eine Studie der Schweizer Nachhaltigkeitsfirma ESUServices. Denn: Biologische Produktion benötigt mehr Land. Tiere leben auf grösserer Fläche. Auf den Äckern dürfen keine Pestizide und künstliche Dünger eingesetzt werden. Das schützt die Artenvielfalt und die Ressourcen, verbraucht aber auch mehr Boden und schmälert den Ertrag. Bio, so heisst es daher oft, sei gut und recht für verblendete Städter, aber kein Konzept, um die ganze Welt zu ernähren.
Doch das greift zu kurz, insbesondere wenn man Nachhaltigkeit umfassend versteht. Soziale Aspekte werden in solche Studien nicht miteinbezogen. So zeigen Erhebungen, dass die bio-logische Landwirtschaft Schweizer Bäuerinnen mehr Geld einbringt (auch den Grossverteilern, aber das ist Thema einer nächsten Kolumne), und zwar jährlich zwischen 5000 und 9000 Franken. Auch das Tierwohl – das bestätigen Untersuchungen einschlägiger Organisationen – hat auf Bio-Höfen generell einen höheren Stellenwert.
Was wir machen könnten
Ob bio aber die Welt retten kann? Fest steht: Wenn wir so weiter konsumieren und den Bevölkerungsanstieg miteinrechnen, kann gemäss der Welternährungsorganisation FAO auch die konventionelle Landwirtschaft nicht die Welt ernähren. Eine Studie von 2017 zeigt jedoch: Halbieren wir den Konsum tierischer Produkte sowie Foodwaste, streichen Kraftfutter aus den Futtertrögen und pflanzen auf den so frei werdenden Äcker nur Nahrung für Menschen an, dann könnte auch bio Standard werden.
Das unterstreicht im Übrigen auch die erwähnte ESU-Studie. Sie zeigt: Am stärksten reduziert man seine Umweltbelastung mit einem Mix aus mehreren Massnahmen, insbesondere: Essen Sie nur rund 250 Gramm Fleisch pro Woche, keine eingeflogenen Produkte oder solche aus Gewächshäusern, vergeuden Sie keine Esswaren – und bevorzugen Sie biologisch produzierte Waren.