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Schütt isst im “Petit Palais” in Luzern

Stil

Schütt isst im “Petit Palais” in Luzern

  • Text: Julian SchüttIllustration: Bazooka Bob

Essen beim Ex-KGB-Agenten.

Die gewaltigste Aussicht, die man auf Luzern und den See haben kann, verdanken wir dem russischen Tycoon und ehemaligen Agenten Alexander Lebedew, der das berühmte Château Gütsch in sein Portfolio aufgenommen und aus dem Schlaf geweckt hat. Man muss an Karl Marx denken, der einmal bemerkte, dass sich die Geschichte als Farce wiederhole. Was der Magnat Lebedew auf dem Gütsch vorhat, klingt so unglaublich, dass man unweigerlich an eine Farce denken muss: Er liebäugelt allen Ernstes damit, am exquisitesten Ort Luzerns neben einem Boutiquehotel ein Kulturzentrum auferstehen zu lassen, während andernorts solche Kultureinrichtungen in stillgelegte Fabriken oder vergammelte Reithallen ausquartiert wurden.

Erträgt die Kultur so viel Luxus? Die Kochkunst auf jeden Fall, und die hat sich auf dem Gütsch schon etabliert. Seit einem Jahr wirkt dort der 29-jährige Jungstar Fabian Inderbitzin.
Auch nach dem dritten Gericht fühlt man sich bei ihm noch leicht, als schwebe man über der langsam eindunkelnden Stadt. Zu Beginn beglückt uns Fabian Inderbitzin mit einer eigenen Variante von Vitello tonnato. Den marinierten Tunfisch richtet er als Carpaccio an, darauf legt er einen ersten Boden aus Spargeln und einen zweiten Boden aus zartestem rosa gebratenem Kalbfleisch. Grapefruitwürfel vervollständigen den Gang. Dann ein kräftiger Akzent: Die Eierschwämmlisuppe serviert Inderbitzin wunderbar grobkörnig, nicht mit Rahm bis zur Geschmackneutralität verfeinert. Dazu Wachtelbrüstchen auf einem Spargelflan. Und auf dem dritten Teller kommen temperamentvoll angebratene Eglifilets mit Frühsommergemüse an einer Safransauce. Nicht zu vergessen oder gar zu verachten das elegante Dessert: Millefeuille aus dunkler Schokolade mit Rhabarber. Der Preis für fünf Gänge: alles andere als oligarchenhaft (120 Fr.).

Restaurant Petit Palais im Château Gütsch
Kanonengasse
6003 Luzern
Tel. 041 248 98 98
www.chateau-guetsch.ch
(am besten per Taxi vom Bahnhof erreichbar)

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