
Full Bush in a Bikini: Die Zeiten der Intimrasur sind vorbei
Zu früh gelasert: Intimbehaarung ist jetzt wieder de rigueur. Auf Social Media wird die neue Busch-Ära ausgerufen.
- Von: Sandra Brun
- Bild: Instagram / billie
«Full Bush in a Bikini» lautet der aktuelle Kampfruf für das Ende der intimen Haarlosigkeit auf Tiktok. Den Trend losgetreten hat Tiktokerin Sujindah, die auf dem Online-Marktplatz Etsy über das Bild einer Userin stolperte, die ihren neuen Bikini mit Intimhaar au naturel präsentierte. Eine Offenbarung für die Influencerin: Ja, genauso sollte es doch sein! Mit ihr läuten nun immer mehr Frauen die Ära der Pubic Hair Positivity ein.
Lange war er verpönt, der Busch. Spätestens seit wir Carrie in den Nullerjahren in «Sex and the City» kollektiv zu ihrem ersten Brazilian Waxing begleitet haben, war klar: Glatt soll es sein.
Haarlosigkeit untenrum hat – anders als vielleicht vermutet – eine lange Tradition: Schon im alten Ägypten entfernten sich die Damen der höheren Gesellschaftsschichten ihre Intimhaare mit Werkzeugen aus Muscheln, Bimssteinen oder Bienenwachs. Bei den Römerinnen dann war ein glatter Intimbereich mittels Rasierklinge oder Pinzette ein Zeichen von Klasse. Kein Wunder, dass man bei den weiblichen Statuen aus dieser Zeit kein Härchen sieht – während bei männlichen Statuen sorgfältig Intimhaarlöckchen in Marmor gemeisselt wurden.
Im düsteren Mittelalter entfernte sich, wer konnte, den Busch, um Filzläusen vorzubeugen. Auch auf Gemälden von Frauen aus jener Zeit findet man keine Intimbehaarung, ihre blosse Existenz hätte als erotisch und provokativ gegolten.
Bis sie 1800 plötzlich auf der Bildfläche auftauchte – wortwörtlich. In «La Maja Desnuda» von Francisco de Goya, dem frühesten westlichen Kunstwerk mit einer Andeutung von Haaren bei einer nackten Frau. Und dann im wohl berühmtesten Kunstwerk eines Buschs: in «L’Origine du monde» von Gustave Courbet – quasi die Mona Lisa der Vulven. Damals übrigens so umstritten, dass es nicht öffentlich ausgestellt werden durfte; erst seit 1995 hängt es im Musée d’Orsay in Paris.
Behaart aus Rebellion
In den Seventies liessen Hippies und Feministinnen aus Rebellion Körperhaare frei spriessen. Und der «Playboy» druckte erstmals Bilder eines Playmates mit sichtbarem Intimhaarbüschel in die Heftmitte.
Doch der haarige Spass endete in den Achtzigerjahren – verbesserter Kameraqualität in Mode- und Pornoindustrie sei Dank. Eingewachsenen Härchen, schmerzhaften Waxing-Sessions und Rasierpickelchen zum Trotz hielt sich der kahle Trend. Bis er nun eben öffentlich zerzupft wird – auch abseits von Social Media.
Maison Margiela schickte 2024 für seine Haute-Couture-Kollektion Models mit Intimhaartoupet über den Laufsteg. Dann zeigte Künstlerin Doja Cat bei den Grammys 2024 in einem transparenten Kleid von Dilara Fındıkoğlu, was sie von Rasur und Co. hält: nichts.
Und bei den Brit Awards diesen März tauchte Sängerin Charli XCX in einem Kleid derselben Designerin auf, das klar durchblicken liess: Der Busch ist zurück.