
Abnehmspritzen: Warum viele mit Ozempic in einer No-win-Situation enden
Gemäss neuesten Studien kann mit Abnehmspritzen wie Ozempic das Gewicht um bis zu 15 Prozent reduziert werden. Doch das Medikament ist nicht ohne, schreibt Fachärztin Natasha Forster.
- Von: Natasha Forster
- Symbolbild: Stocksy
Bis vor kurzem waren Medikamente wie Ozempic, Saxenda oder Wegovy nur Typ-II-Diabetiker:innen ein Begriff. Mittlerweile gehören sie zum Alltagsvokabular der Tiktok-Gesellschaft und können als "Abnehmspritzen" von fast allen, die ein paar hartnäckige Pfunde verlieren wollen, über eine Ärztin oder einen Arzt bezogen werden.
Wenn gewisse, klar definierte Kriterien erfüllt sind, übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Falls nicht, muss man bereit sein, monatlich etwa 500 Franken zu investieren. Ansonsten aber steht, ausser der zeitweise eingeschränkten Verfügbarkeit des Medikaments, einer Gewichtsreduktion per Spritze nichts im Weg.
Entwickelt wurden die "Abnehmspritzen" zur Behandlung des als Altersdiabetes bekannten Typ-II-Diabetes, bei dem die durch das Hormon Insulin vermittelte Aufnahme und Verarbeitung von Zucker gestört ist. Der dagegen entwickelte Wirkstoff, im Fachjargon GLP-1-Agonist genannt, ist ein Multitalent. Er reguliert den Zuckerhaushalt und verschiedene andere Prozesse mit, verzögert die Magenentleerung und steigert das Sättigungsgefühl, wodurch er – zweckentfremdet – auch zu einem willkommenen Mittel gegen überschüssige Kilos von Nichtdiabetiker:innen wird.
Gemäss neuesten Studien können Abspeckwillige über den Zeitraum von etwa zwölf Monaten eine Reduktion von 5 bis 15 Prozent des Ausgangsgewichts erreichen. Doch das Medikament ist nicht ohne, und ebenso wenig ist es das absolute Wundermittel: Die Spritzen müssen wöchentlich verabreicht werden und viele Betroffene verspüren sehr unangenehme Nebenwirkungen, unter anderem konstante Übelkeit. In der Folge bricht fast die Hälfte die Behandlung frühzeitig ab.
Auch zeigen die neuesten Langzeitstudien, dass, wie bei jeder Crash-Diät, fast alle nach dem Absetzen des Medikaments wieder zunehmen. Ernüchternd ist auch, dass eine schöne Zahl auf der Waage nicht zwingend einen schönen Körper bedeutet. Denn ein grosser, meistens ziemlich rascher Gewichtsverlust mit Ozempic und Co. führt oft dazu, dass der Hautmantel schlaff in der alten Kleidergrösse hängt, was in den Sozialen Medien mit Begriffen wie "Ozempic Butt", "Ozempic Face" oder dem alles umfassenden "Ozempic Body" umschrieben wird.
"Müssen wir für unser Wohlbefinden unbedingt dünner sein? Definitiv nicht"
Zum Ozempic Body gehören erschlaffte Haut im Unterbauch, an den Oberarmen und Oberschenkelinnenseiten sowie hängende, leere Brüste, eine perfekte Spielwiese für Schönheitschirurg:innen also, die mit dem Verkauf von Ganzkörper-Überholungspackages ein exzellentes Businessmodell entdeckt haben. Darin bieten sie präventive Massnahmen, wie Hautstraffung mit Radiofrequenz oder Microneedling, häufig schon zu Beginn der Spritzenbehandlung an.
Doch eigentlich ist schon im Vorfeld klar, dass es für den nicht nur schlankeren, sondern auch strafferen Körper, je nach Problemzone, zusätzlich noch eine Operation brauchen wird. Klassiker sind hier eine Bauchdecken- oder eine Bruststraffung. Das Ozempic Face, gekennzeichnet durch Hängebacken, tiefe Nasolabialfalten und dunkle, müde aussehende Augen, muss oft wieder aufgefüllt werden – meist mit Hyaluronsäure-Fillern oder, ironischerweise, mit Eigenfettunterspritzungen.
Viele Ozempic-Spritzende enden in einer No-win-Situation: Sie starten mit einem nur leichten Übergewicht und stecken nach dem Gewichtsverlust im unbequemen Mittelfeld fest – mit zu viel überschüssiger Haut, um sich wohlzufühlen, aber zu wenig, um eine grosse Operation zu rechtfertigen. Auch müssen sie sich überlegen, ob sie lebenslang diese Medikamente spritzen wollen und wenn nein, was dann mit dem Körper passiert. Denn mit einer erneuten Gewichtszunahme lagert sich das Fett nicht zwingend dort an, wo es einmal war.
Hinsichtlich einer Straffungsoperation ist es auf jeden Fall ratsam, nach dem Absetzen allfälliger Spritzen zuzuwarten, bis sich das Gewicht über mindestens ein Jahr stabilisiert hat. Ansonsten riskiert man viel Geld und Narben für eine Operation, die einen nicht glücklich machen wird.
Wir tun gut daran, uns zu fragen: Müssen wir für unser Wohlbefinden unbedingt dünner sein? Definitiv nicht. Genauso wie dick nicht zwangsläufig ungesund bedeutet, ist dünn nicht automatisch gleichzusetzen mit gesund, schon gar nicht mit glücklich. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Idealgewicht individuell ist und nicht durch Messwerte wie BMI oder gesellschaftliche beziehungsweise ästhetische Trends definiert werden kann.
Es gibt jedoch für jeden Körper einen Punkt, ab dem Gerüst und Organe mit dem Gewicht überfordert werden. Und ja, dann macht es Sinn, Massnahmen zu ergreifen, um das Gewicht nachhaltig zu reduzieren.
Natasha Forster ist Fachärztin für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie. Sie führt die Klinik Swissparc in Zürich und ist Belegs- und Konsiliarärztin an diversen öffentlichen Spitälern.
Sorry, aber in dem Artikel sind dermassen viele Fehler:
Ich finde die Überschrift auch zu reiserisch. Was heißt hier no-win Situation. Das wurde mit aus dem Artikel nicht klar. Es gibt natürlich nachteile, wie bei jedem Medikament, aber auch Vorteile.
Bei Ozempic/Wegovy handelt es sich um ein verschreibungspflichtig Medikament. Man darf wohl bezweifeln, dass es aus Gründen des “Wohlbefinden” verschrieben wird wie dieser Artikel suggeriert.
Dieses Medikament hat noch viele andere Nebenwirkungen, die nie besprochen werden, Neuropathieähnliche Schmerzen, Haarausfall und Schwindel sind die bekanntesten. Wer schlank sein will ohne etwas dafür zu tun, verliert an anderer Stelle. Es gibt halt nichts umsonst.
schöner Artikel, danke!
Grundsätzlich rate ich auch jedem ab, das Medikament zu nehmen um mal ein paar Pfunde zu reduzeren wegen “Schönheit”. Aber Leute, die einen hohen BMI haben und es einfach nicht schaffen abzunehmen, sollten es ein lebenlang nehmen.
Wenn man es dann auch noch verträgt, dann ist es eine Win-Situation.
Weniger Gewicht, mehr Bewegichkeit, leichter Treppen steigen und und und …
Solange Ärzte es nur den Leuten verschreiben, die Ihren BMI etwas drücken können, finde ich ist es ein Gewinn. Bei zum Beispiel 135 Kilo, sind 10-15 % 13,5 bis 20,25 kg weniger.
Das verhindert möglicherweise eine Magenband-Operation.
Auch ein Gewinn.
selten so viel quatsch gelesen. viele falschinfos einfach von anderen übernommen—
Ich nehme da Medi als Tablette jeden Tag wegen meiner Diabetes. Ich habe deswegen noch kein Gramm abgenommen. Oft gibt es aber eine Gewichtsreduktion wegen der Ernährungsumstellung. Z.B. kaum noch Kohlenhydrate und kein Zucker und weniger Fett, Also braucht es nur eine dauerhafte Ernährungsumstellung. Und bei Fettleibligkeit, na ja da kommt dann schon einmal die Schlaffhaut dazu.
Also, manchmal ist es einfach zu spät für Schönheitswahn.