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«Nennt mir eine junge Familie, die nicht am Limit ist!»

Familie

«Nennt mir eine junge Familie, die nicht am Limit ist!»

In unserer Rubrik «The Mamas and the Papas» kommen Eltern aus der Schweiz zu Wort: Ein ehrlicher Fragebogen über Liebe, Erschöpfung, politische Missstände und Parenting-Hacks. Diesmal mit Naomi, Mutter von drei Kindern.

Vorname: Naomi

Alter: 35

Beruf: Journalistin

Kinder: Drei Kinder (vier und zweimal zwei Jahre alt)

Familienstruktur: Mein Mann arbeitet 80 %, ich 60 %. Die Kinder sind drei Tage in der Woche in der Kita.

Ein Teil von mir, den ich vermisse: Die tagträumende Naomi

Am alleranstrengendsten im Alltag mit Kindern finde ich: Spielplätze

Das Witzigste an meinen Kindern: Ihre Selbstgerechtigkeit

Vereinbarkeit … halte ich für einen neoliberalen Mythos, der die absolute Verknechtung zugunsten der Wirtschaft schönredet. Nennt mir eine junge Familie, die nicht am Limit ist! Dieses «Du kannst alles haben!» lässt aussen vor, dass es dazu Geld und Privilegien braucht und auf dem Rücken anderer (meist unterbezahlter Frauen) geschieht.

Eine Sache, die mir in der Erziehung ganz besonders wichtig ist: Authentisch zu sein. Kinder checken sofort, wenn etwas aufgesetzt ist.

Das gönne ich mir, seit ich Mutter bin: Systemkritik

Unterschätzt habe ich: Wie wichtig gewissen Leuten die Geschlechtsteile meiner Kinder sind («Mädchen oder Junge?»), Heidelbeerflecken

Leute, die Kinder nicht mögen … kann ich gut verstehen. Kinder sind nicht was für alle. Ich persönlich mag sie aber.

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«Wir Eltern sollten ehrlich über Krisen reden, ohne sie zu Erfolgsstories zu machen»

Unser Lieblingsresti mit Kindern: Kein Resti! Am liebsten bin ich an einem Wochenabend mit Freund:innen im Park. Alle bringen Essen und Wein, die Kids klauen Gummibärli aus dem Picknickkorb und wir strecken uns auf der Decke aus.

Ein schnelles Gericht, das alle lieben: Finnischer Pfannkuchen aus dem Ofen: Eier, Mehl, Butter, Milch, ein paar Früchte, alles in eine Blechkuchenform, 20 Minuten bei 200 Grad, fertig.

Wenn Geld keine Rolle spielen würde, würde ich … genau das machen, was ich jetzt mache, aber mit weniger gefühltem Stress.

Etwas, worüber wir Eltern ehrlicher reden sollten: Über Krisen, ohne sie zu Erfolgsstories zu machen

Eine Sache, die sich familienpolitisch in der Schweiz ganz dringend ändern muss: Die Einsicht, dass Sorgearbeit systemrelevant ist und angemessen entlohnt werden muss

Eine Anschaffung, die für die Katz war: Die Federwiege. Haben all unsere Kinder gehasst.

Das beste Buch für Eltern: «Die Erschöpfung der Frauen» von Franziska Schutzbach. Elternratgeber sind mir suspekt.

Der beste Podcast für Eltern: Ich mag den Schweizer Podcast Rotzphase. Für vor der Geburt empfehle ich den Geburtspodcast.

Ein guter Spartipp für Familien mit Kleinkindern: Kauft nichts neu, ausser Pflegeartikel und Schoppenfläschli.

Etwas, das ich als Mutter rückblickend anders machen würde: Nicht jeden Konflikt mit und zwischen den Kindern sofort lösen wollen. Aus dem Zimmer laufen. Durchatmen.

Etwas, das ich meinen Eltern gerne sagen würde, seit ich selbst Mutter bin: Sag ich ihnen immer wieder: Ihr habt das saugut gemacht, danke.

Etwas, das meine Eltern komplett anders gemacht haben als ich: Mein Vater sagte manchmal «Es ist so, weil ich es sage». Ein grauenhafter Satz, den er von seinem Vater abgeschaut hatte. Ich hingegen lasse mich nonstop auf Diskussionen ein, im Glauben, dass ich damit meine Kinder «in ihren Bedürfnissen abhole». Was dazu führt, dass sie stets tausend Argumente bereithalten, wieso sie etwas nicht machen wollen (Zähneputzen, Pischi anziehen, Geschwister okay behandeln). Bin mir noch nicht sicher, welcher Weg weniger schädigend ist (für mich oder die Kinder. Die klassische Abwägung).

Das mussten wir, seit wir Eltern sind, als Paar erst lernen: Sex in der Mittagspause zu haben, schnell und kurz und gut

Am besten geht es mir, wenn … ich meine frei Zeit einteilen kann: ein Teil für mich, ein Teil für meine Arbeit, ein Teil für unsere Familie, ein Teil für unsere Partnerschaft. Ein mega Privileg.

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«Mein Körper ist mir egaler geworden, was mich sehr befreit»

Eltern in der Schweiz … sind noch nicht wütend genug. Aber es chunnt!

Der Begriff Work-Life-Balance … will uns weismachen, dass ein Schaumbad gegen systemische Ungerechtigkeit hilft.

So erschöpft bin ich gerade von 0 bis 10: 1 (so ein Glück!)

Eine Sache, die ich über mich selbst gelernt habe, seit ich Mutter bin: Ich bin stärker als ich dachte (sowohl körperlich als auch mental).

Der beste Tipp an alle frischgebackenen Eltern: Wünscht euch eine Doula fürs Wochenbett, gebt das Baby auch mal kurz weg, schaut zu euch.

Das hat sich am Verhältnis zu meinem eigenen Körper geändert, seit ich Mutter bin: Er ist mir egaler geworden, was mich sehr befreit.

Eine Sache, die sich in der Arbeitswelt aus Elternsicht dringend ändern muss: Chefetagen mit Männern, deren Ehefrauen die ganze Sorgearbeit gemacht haben

In dieser Situation spüre ich die Liebe zu meinen Kindern immer ganz intensiv: Morgens, wenn sie schlafwarm in unser Bett rübertapsen

Drei Hacks für gelungene Familienferien: 1. Nehmt unkomplizierte Menschen mit (Familie, Freund:innen, Gottis etc.), 2. Plant nichts, wirklich nichts, 3. Lasst es euch gut gehen, was immer das für euch heisst.

Die grösste Challenge als Paar, seit wir Eltern sind: Die «Ich mach zu viel, du machst zu wenig»- Diskussion

Mein schlauster Parenting-Hack: Let the chaos reign. Ein paar Grundsätze und gut ist. Je weniger du kontrollieren willst, desto entspannter wirds.

 

Hier findet ihr alle Folgen «The Mamas and the Papas»

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