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8 neue Bücher, die wir empfehlen können

Literatur & Musik

8 neue Bücher, die wir empfehlen können

Hier kommen acht packende Buchempfehlungen für gemütliche Abende auf der Couch.

1.

1.

Roman: «Hätte ich dein Gesicht» von Frances Cha

Schön, schöner, am schönsten: Koreanerinnen, die dem Ideal nicht entsprechen, haben keine Chancen, weder bei Männern, noch im Beruf, noch überhaupt auf eine anständige Existenz. Das gilt jedenfalls für das Seoul, in dem sich Frances Chas vier Protagonistinnen durchschlagen. Was als Dramolett über Äußerlichkeiten beginnt, entwickelt sich zum lebendigen Panorama einer Gesellschaft, in der Traditionen und K-Pop aufeinanderprallen. Die Autorin gewährt Einblick in bessere Bordelle, plastische Chirurgie und aufgeschnittene Seelen, und wo immer Pathos droht, gönnt sie ihren Figuren frittiertes Poulet. Ein Roman, der Worthülsen wie «Solidarität» und «Emanzipation» wieder füllt.

 

Frances Cha: Hätte ich dein Gesicht. Aus dem Amerikanischen von Nicole Seifert. Unionsverlag, Zürich 2022, 288 Seiten, 31 Fr.

2.

2.

Roman: «Ewig Sommer» von Franziska Gänsler

Die Wälder brennen. Nach Bad Heim kommen schon lang keine Gäste mehr. Doch eines Tages stehen eine Frau und ihre kleine Tochter in Iris’ Hotel und bitten um Unterkunft. Iris merkt bald, dass mit den beiden etwas nicht stimmt. So wie sie selber mit ihren Erinnerungen kämpft, scheint die Fremde in den Abgründen ihrer Vergangenheit festzustecken und ihr Kind nicht davor schützen zu können. Helfen – aber wie, wenn ringsum die Welt untergeht? Ein eindringlicher Roman über Fluchtversu-che und (Alb-)Träume, Opfer und Liebe in vielen Varianten.

 

Franziska Gänsler: Ewig Sommer. Verlag Kein & Aber, Zürich 2022, 204 Seiten, ca. 32 Fr.

3.

3.

Roman: «Was geschieht in der Nacht» von Peter Cameron

Ein Ehepaar reist an einen Ort im hohen Norden, um ein Kind zu adoptieren. Sie ist todkrank, er hofft mit dem Kind auf so etwas wie eine Zukunft. Zunächst stecken sie jedoch in der Gegenwart fest. Da ist das Hotel mit seinen eigentümlichen Gästen. Ausserdem geistert ein dubioser Heiler herum, ein schweigsamer Barmann schenkt grosszügig Hochprozentiges gegen die ständige Kälte aus, und dann ist da noch das von Nonnen geführte Waisenhaus, in dem das Baby für die baldigen Eltern bereitliegen soll. Nichts läuft nach Plan. Alles wirkt fremd, bis sogar Mann und Frau einander mit Argwohn betrachten. Eine Zweisamkeitsroman der originellsten Sorte: spannend, beklemmend, geheimnisvoll.

 

Peter Cameron: Was geschieht in der Nacht. Aus dem Amerikanischen von Werner Löcher-Lawrence. Liebeskind-Verlag, München 2022, 272 Seiten, ca. 28 Fr.

4.

4.

Roman: «Doppelleben» von Alain Claude Sulzer

Wie ein vertraut gewordenes Möbelstück – so haben die Brüder Goncourt ihre Haushälterin jahrelang behandelt. Doch als sie stirbt, erfahren die beiden, dass Rose ein Dasein voller Leidenschaften führte, die sie sogar zur Betrügerin machten. Jules und Edmond sind heute als Chronisten der Belle Époque bekannt, die in ihren Tagebüchern die Feinen und Intellektuellen zerpflückten. Bei geistreichem Geplauder an edlen Tafeln und im Alltag jener, die danach das Geschirr abräumen, erwacht das Paris des 19. Jahrhunderts in dieser Montage aus Tatsachen und Fantasie zum Leben, samt Froschschenkeln in Petersilienbutter: Boulevards, Boudoirs, bravourös.

 

Alain Claude Sulzer: Doppelleben. Galiani Verlag, Berlin 2022, 292 Seiten, ca. 34 Fr.

5.

5.

Roman: «Der Tanzende Berg» von Elisabeth R. Hager

Schosshunde ausstopfen – kein Traumjob, zugegeben. Aber den Spezialauftrag für einen Chihuahua kann Marie nicht ablehnen, wenn sie die Taxidermie-Werkstatt ihres Onkels über Wasser und irgendwann wieder einen echten Hirsch in den Händen halten will. Denn dafür ist sie ins Tiroler Kaff ihrer Kindheit zurückgekehrt. Und für ihre Jugendliebe. Nur ist Youni nach einem Jahr Glück unter mysteriösen Umständen gestorben. Was als Alpenkrimi mit Traumabewältigung beginnt, wächst mit Witz und Wauwau zur schlau illustrierten Kritik an einer Welt heran, in der Frauen und Fremde(s) noch immer unerwünscht sind.

 

Elisabeth R. Hager: Der tanzende Berg. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2022, 255 Seiten, ca. 34 Fr.

6.

6.

Roman: «Die Arena» von Négar Djavadi

Handy weg, Hirn weg. Doch für Benjamin kommt es noch schlimmer, und das ausgerechnet, nachdem er sich endlich an die Spitze eines Netflix-ähnlichen Unternehmens gekämpft hat. Innerhalb von 48 Stunden lässt eine Verkettung von Umständen mit seinem auch die Leben anderer kollidieren und kollabieren, bis Paris selbst zu explodieren droht. Négar Djavadi führt durch Milieus und hinter Schlagworte und taucht zugleich in die Beziehungen zwischen Menschen und ihren Familien ab und in Gefühle der Zugehörigkeit und der Einsamkeit ein. Ein fulminanter Gesellschaftsroman, aktuell und universell zugleich.

 

Négar Djavadi: Die Arena. Aus dem Französischen von Michaela Messner. C.H. Beck Verlag, München 2022, 465 Seiten, ca. 40 Fr.

7.

7.

Krimi: «Die rätselhaften Honjin-Morde» von Seishi Yokomizo

Blutige Verbrechen in abgeschlossenen Räumen gehören zu den Klassikern des Krimigenres. Genau dieses Szenario findet Kosuke Kindaichi vor, als er im tiefsten Winter auf einem Familienanwesen eintrifft, wo das Brautpaar in der Hochzeitsnacht erstochen wurde. Kindaichi selbst ist eine Mischung aus Hercule Poirot und Sherlock Holmes im Kimono, dessen grauen Zellen von der Raffiniertheit der Tat ebenso stimuliert werden wie von den Geheimnissen eines Clans, der sich mit seinem Statusdünkel umgibt wie mit einen Burggraben. Ein Rätselroman mit Japanbonus jenseits von Sushi.

 

Seishi Yokomizo: Die rätselhaften Honjin-Morde. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. Blumenbar Verlag, Berlin 2022, 206 Seiten, ca. 30 Fr.

8.

8.

Roman: «Matrix» von Lauren Groff

Gott ist eine Frau und ihre Vertreterin auf Erden ebenfalls. Doch lang bevor Marie zu dieser Überzeugung gelangt, wird sie, blutjung, von der Königin von Frankreich in ein englisches Kloster verbannt. Diesen Ort der Armut und des Verfalls verwandelt sie nach und nach in einen Garten Eden der Autonomie und Unabhängigkeit, zu dem kein Adam Zutritt hat. Die Nonnen teilen alles, gelegentlich auch das Bett, während Marie leidenschaftliche Versnovellen ausgerechnet an jene Person sendet, die ihre Liebe einst zurückwies, nämlich die Königin. Inspiriert von der geheimnisumwobenen Marie de France, die als erste französische Dichterin gilt. In diesem weiblichen Universum wird Ohnmacht zu Macht.

 

Lauren Groff: Matrix. Aus dem Amerikanischen von Stefanie Jacobs. Claasen Verlag, Berlin 2022, 320 Seiten, ca. 34 Fr.

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