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ZFF-Highlights der Redaktion: 5 Filme, die wir euch empfehlen

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ZFF-Highlights der Redaktion: 5 Filme, die wir euch empfehlen

Am Sonntag ging die 18. Ausgabe des Zurich Film Festivals zu Ende. Redaktorin Vanja Kadic und Lifestyle-Praktikantin Isabel Gajardo verraten euch ihre Kino-Highlights.

«Girl Gang»

Regie: Susanne Regina Meures

Darum gehts: Die Doku folgt der 14-jährigen Leonie aus Berlin, die als Social-Media-Star Karriere macht und von ihren Eltern gemanagt wird.

Die stärkste Szene: Hunderte junge Mädchen erscheinen zu Leonies Meet & Greet in einem Einkaufszentrum und weinen vor lauter Aufregung, endlich ihr Idol zu treffen, hysterisch. Die Masse der Fans droht dermassen ausser Kontrolle zu geraten, dass die Organisator:innen Leonies Auftritt abbrechen wollen. Eine eindrückliche Szene, die zeigt, wie viel Einfluss die 14-Jährige auf ihre Anhänger:innen hat.

Deshalb ist der Film so gut: «Girl Gang» hallt lange nach und bringt seine Zuschauer:innen zum Nachdenken. Über die Macht von Social Media, über die gestellten Bilder von Influencer:innen, die unsere Feeds fluten. Regisseurin Susanne Regina Meures, die Leonie und ihre Eltern für den Film vier Jahre lang begleitete, erzählt die Geschichte des Mädchens als modernes Märchen. So stehen laute, aufgeladene Szenen, in denen der Teenie von Fans umgeben und gefeiert wird, im extremen Kontrast zu leiseren Momenten, in denen Leonie schlafend oder am Handy scrollend in ihrem Zimmer gezeigt wird. Diese Szenen zeichnen die Influencerin als eine Art isolierte Prinzessin, die in einem goldenen Käfig lebt. «Girl Gang» ist ein spannender Einblick in die bizarre Welt von Social-Media-Ruhm, der nicht selten ein schales, bitteres Gefühl hinterlässt: Etwa dann, wenn Leonies Eltern, die sie managen, selbst zu Influencern mit Tausenden von Fans werden und abermals betonen, dass die Instagram-Karriere mit den lukrativen Aufträgen nur Leonies Wohl dient. Oder wenn Leonies Superfan Melanie unter Tränen beschreibt, wie wichtig ihr der Tiktok-Star sei und dass Leonie doch ein perfektes Leben führe.

 

«Girl Gang» ist ab dem 27. Oktober im Kino zu sehen.

«Triangle of Sadness»

Regie: Ruben Östlund

Darum gehts: In der Sozialsatire begeben sich das Männermodel Carl (Harris Dickinson) und die Influencerin Yaya (Charlbi Dean Kriek) auf eine Kreuzfahrt für Superreiche. Eine traumhafte Reise, wie es zunächst scheint. Doch die Welt der Schönen und Reichen offenbart nach und nach ihre hässliche Seite.

Die stärkste Szene: Am Abend des Kapitänsdinners brechen auf der Luxus-Yacht ein Sturm und das pure Chaos aus. Während feinste Delikatessen serviert werden, übergeben sich immer mehr Passagier:innen auf der Luxus-Yacht. Eine absolut überbordend eklige, bitterböse Szene – überlaufende Toiletten inklusive.

Deshalb ist der Film so gut: «Triangle of Sadness» ist ein Schlag in die Magengrube, nach dem man sich erst mal sammeln muss: Mit den kruden Szenen, in denen hemmungslos gekotzt oder Tiere erschlagen werden, ist der Film nichts für schwache Nerven. Der diesjährige Palme-d’Or-Gewinnerfilm von Cannes bietet dennoch während 150 Minuten beste düstere Unterhaltung. Zugegeben, die Komödie hat ihre Schwächen: Ruben Östlunds Systemkritik könnte raffinierter daherkommen und gegen Schluss wird der Film etwas klamaukig. Dennoch lohnt sich «Triangle of Sadness» für alle, die sich im Kino auf eine Achterbahnfahrt einlassen wollen. Und denen nicht schnell übel wird.

«Triangle of Sadness» ist ab dem 13. Oktober im Kino zu sehen.

«Dos estaciones»

Regie: Juan Pablo González

Darum gehts: Maria führt mit viel Engagement ihre Tequila-Brennerei im Hochland von Mexiko. Ihr Unternehmen ist das einzige der Region, das noch nicht von US-Investor:innen aufgekauft worden ist. Während ihre Arbeiter:innen zur ausländischen Konkurrenz abwandern und eine Pilzseuche ihre Agavenplantage bedroht, nähert sich Maria der jungen Buchhalterin Raffaela an, die ihr aus der Krise helfen soll.

Die stärkste Szene: Einen einzigen Gefühlsausbruch leistet sich Maria im ganzen Film. Die aufgestauten Gefühle entladen sich in einer einzigen, verzweifelten Handlung und entfesseln damit ein veritables Inferno.

Deshalb ist der Film so gut: Die Hauptdarstellerin Teresa Sánchez ist ein Ereignis in dieser Rolle. Einfühlsam und eindringlich macht sie die brodelnden Emotionen hinter der stoischen Fassade ihrer Figur spürbar. Juan Pablo González lässt ihr viel Raum und Zeit. Seine ruhige Bildsprache hält in stark dokumentarisch gefärbten Passagen die Landschaft von Jalisco und das Handwerk der Tequila-Herstellung in ihrer ganzen Schönheit fest. Wenn sich Maria und Raffaela annähern, während nebenbei die trans Frau Tatin ganz selbstverständlich eine zarte Romanze mit einem Bekannten beginnt, erzählt der Film von einer Gesellschaft, in der nicht nur die handwerklichen Traditionen im Wandel sind.

 

Datum für Kinostart noch unbekannt.

«The Swimmers»

Regie: Sally El Hosaini

Darum gehts: Mitten im syrischen Bürgerkrieg versuchen die Schwestern Yusra und Sara Mardini, ein einigermassen normales Leben zu führen und ihr Ziel, als Profi-Schwimmerinnen an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro zu starten, nicht aus den Augen zu verlieren. Mit dem Näherrücken des Krieges wird das aber zunehmend unmöglich. Darum entschliessen sich die beiden, wie Hunderttausende andere, das Land zu verlassen und die gefährliche Flucht nach Europa zu wagen.

Die stärkste Szene: Ein völlig überfülltes Gummiboot treibt auf dem aufgewühlten Meer. Dieses Bild kennen wir aus den Nachrichten, in dieser Szene sitzen wir aber mit im Boot und erleben den schlimmsten Teil der Flucht sehr nah mit. Der aufwühlendste Moment des Films.

Deshalb ist der Film so gut: Zunächst vornweg: Der Film hat einige Schwächen. So bleiben die beiden Mardini-Schwestern als Charaktere etwas blass. Sara, die das Interesse an einer Schwimmkarriere zunehmend verliert, wird immer mehr zur Nebendarstellerin, obwohl ihre Geschichte ebenfalls sehr spannend wäre. Das Ende driftet zudem eher in Richtung Sport-Märchen ab und trägt das Pathos etwas arg dick auf. Trotzdem macht der Film in seinen stärksten Momenten das Grauen auf der Flucht spürbar. Menschen, die eben noch ein Zuhause und ein normales Leben hatten, werden auf einen Schlag zu Recht- und Namenlosen, aus deren Not eine ganze Parade zwielichtiger Gestalten Profit schlägt und deren Menschenwürde und persönliche Freiheit von kaum jemandem mehr respektiert werden. Das berührt und zeigt eindrücklich auf, was die 27 Millionen Menschen, die gemäss UNHCR weltweit auf der Flucht sind, erleiden müssen.

 

«The Swimmers» ist ab dem 23. November auf Netflix zu sehen.

«Corsage»

Regie: Marie Kreutzer

Darum gehts: Elisabeth von Österreich-Ungarn ist buchstäblich eingeschnürt. In dem Korsett, das sie auf 46 cm Umfang zusammenzieht, aber noch viel mehr in den starren Konventionen ihrer Zeit. Immer wieder versucht sie, sich aus ihrer Rolle zu befreien, und stösst damit allseits auf Widerstand.

Die stärkste Szene: Franz Josef fasst in drei Sätzen zusammen, woran sich Elisabeth aufreibt und wogegen Frauen auch heute immer noch ankämpfen müssen: «Meine Aufgabe ist es, die Geschicke des Reiches zu lenken. Deine Aufgabe ist es lediglich, zu repräsentieren. Dafür habe ich dich ausgewählt, dafür bist du da.»

Deshalb ist der Film so gut: Die Geschichte erzählt weniger, was war, und mehr, was hätte sein können. Gleichzeitig schlägt der Film auch immer wieder eine Brücke in die Gegenwart, etwa, wenn plötzlich ein Song der Rolling Stones erklingt oder im Hintergrund ein Staubsauger zu sehen ist. Die Sissi in diesem Film ist weder süss noch pausbäckig. Sie ist nicht einmal besonders sympathisch oder charmant. Sie ist eine komplexe Figur, die mit der Beschränktheit ihrer Rolle hadert und die zwischen Rebellion und Depression schwankt. Vicky Krieps zieht einen mit ihrem zurückhaltenden Spiel vom ersten Augenblick an in den Bann. Am Ende ist diese fiktive Elisabeth für eine letzte Überraschung gut und entscheidet sich für den endgültigen Befreiungsschlag. Umwerfend.

 

«Corsage» ist ab dem 6. Oktober im Kino zu sehen.

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