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Autorin Alice Hasters: «Ich sehe die Millennials als enttäuschte Generation»

Zeitgeist

Autorin Alice Hasters: «Ich sehe die Millennials als enttäuschte Generation»

In ihrem neuen Buch «Identitätskrise» schreibt die deutsche Bestseller-Autorin Alice Hasters über die grossen Krisen unserer Zeit – und warum Trauer eine angemessene Reaktion darauf ist. Wir haben sie zum Gespräch getroffen.

Ich treffe Alice Hasters auf der Frankfurter Buchmesse. Sie bietet mir Pralinen an, die sie gerade von jemandem geschenkt bekommen hat. Neben den Pralinen auf dem Tisch liegt ihr neues Buch. Im Laufe des Gesprächs kommen ab und zu Leute mit ihren Exemplaren vorbei und fragen schüchtern nach einer Signatur.

annabelle: Alice Hasters, Sie schreiben, Identität sei «eine Geschichte, die wir uns über uns selbst erzählen», und eine Identitätskrise «die Erkenntnis, dass diese Geschichte nicht aufgeht». Diese Selbsterzählungen dienen demnach auch dazu, Unebenheiten und Brüche in uns selbst oder in der Gesellschaft zu glätten, zu verschleiern. Sehen Sie noch Potenzial in der «Identität»? Gibt es gute Geschichten, die wir uns über uns selbst erzählen können?
Alice Hasters: Darüber habe ich viel nachgedacht. Die Frage ist: Kommen wir überhaupt ohne eine Selbsterzählung aus? Gibt es eine Selbsterzählung, die nur beschreibend ist und keine Hierarchien verstärkt oder spiegelt?

Und?
Das weiss ich nicht, es übersteigt meine Vorstellungskraft. Ich plädiere deshalb dafür, dass wir uns ab und zu fragen: Wer wäre ich ohne Identitätsmarker X, Y, Z? Wer wäre ich ohne meine Selbsterzählung? Kann ich in meiner Selbsterzählung flexibel bleiben, bin ich offen dafür, dass sie sich ändern kann? Gleichzeitig ist es wichtig zu sagen, dass Identitäten existenziell sein können. Wenn die eigene Erzählung von der Gesellschaft abgelehnt wird und man deswegen tatsächlich nicht sein kann, ist das bedrohlich. Aber wir können uns fragen, welchen Zweck erfüllt meine Selbsterzählung? Identitäten, die auf Unterdrückung basieren – z.B. queere Identitäten – haben einen klaren Zweck, nämlich, sich aus der Unterdrückung zu befreien. Natürlich kann man sich fragen, ob es die Identitäten noch gäbe, wenn wir diese Freiheit erreichen, aber das ist eine theoretische Frage, da wir nicht an dem Punkt sind.

Sie sind 1989 in Köln geboren, einer der Ausgangspunkte Ihres Buches bilden die Jahre nach dem Mauerfall. Welche Spuren haben die 90er bei Ihnen hinterlassen?
Ich bin mit der Geschichte aufgewachsen, dass wir in einer freien, gleichberechtigten Gesellschaft leben, im besten System, in der besten Zeit. Diese euphorische Vision ist mir installiert worden, sie hat mich geprägt. Heute spüre ich Desillusionierung. Zwar haben sich einige dieser 90er-Jahre-Versprechen erfüllt. Mein Leben ist in vielerlei Hinsicht einfach und das liegt auch an unserem neoliberalen System: Ich habe Zugang zu vielen tollen Sachen, Klamotten, Flugreisen und so weiter. Aber auch diese Dinge haben heute einen bitteren Beigeschmack.

Inwiefern?
Wir leben in einer Gesellschaft, die auseinandergedriftet ist, in der wenige Leute viel Geld haben und viele Leute wenig Geld. Wir stehen vor einer Klimakatastrophe und ich habe keine Ahnung, wie wir sie lösen wollen. Und diese Dinge hängen leider miteinander zusammen – die vielen schönen Sachen, die wir haben, bedrohen unseren Lebensraum, sorgen woanders für Ausbeutung. Wenn wir diese Zusammenhänge verstehen, merken wir, dass die Geschichte von einer freien, befreundeten, vernetzten Gesellschaft nicht aufgeht. Ich sehe die Millennials als enttäuschte Generation, noch mehr als die Gen Z: Wir Millennials sind mitten in diese grosse Hoffnung, dass es ab jetzt nur noch aufwärtsgeht, hineingeboren worden. Wir wurden nicht vorbereitet auf die Situation, in der wir uns jetzt befinden.

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«Meist bekommen Gefühle wie Verzweiflung oder Wut nur Raum, wenn sie sofort in Produktivität umgesetzt werden»

Sie schreiben viel über Trauer, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung angesichts der vielen gleichzeitigen Krisen unserer Zeit. Wie kam es dazu, dass Sie sich mit diesen Gefühlen befasst haben?
Aus einer persönlichen Warte hatte ich ein Bedürfnis nach einem Raum für diese Gefühle. Nach meinem ersten Buch «Was weisse Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten» wollten plötzlich viele Menschen Dinge von mir wissen. Es wurde viel von mir verlangt, ein nachvollziehbarer Anspruch, der für mich aber schwer auszuhalten war. Als würden mir alle das Mikrofon hinhalten mit der Erwartungshaltung: Gib uns Hoffnung. Sag, dass alles wieder gut wird. Natürlich braucht eine Gesellschaft solche Botschaften, aber es ist anstrengend, sie ständig zu senden – gerade wenn es um die eigene Diskriminierung geht. Ich hatte irgendwann keine Energie mehr, einem weissen Publikum zu sagen: Das mit dem Rassismus, das kriegt ihr schon hin!

Finden Sie, über schwierige Gefühle werde zu wenig gesprochen?
Es wird zwar darüber gesprochen, aber meist bekommen Gefühle wie Trauer, Verzweiflung oder Wut nur Raum, wenn sie sofort wieder in Produktivität umgesetzt werden. Man sagt: Nutze diese Gefühle! Mach was draus! Aber mein Gefühl war: Ich bin traurig, ich bin hoffnungslos und ich weiss nicht, was das bringt. Ich weiss nur, dass es so ist.

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«Wir müssen einen Raum finden, in dem wir weich sein dürfen»

Im Moment fühlen sich viele Menschen traurig oder hoffnungslos. Gleichzeitig besteht dieser Druck, sich immer schneller zu positionieren, sofort ins Handeln zu kommen, ohne erst einmal zu spüren, was gerade passiert.
Auf der einen Seite wirkt es im Moment tatsächlich kontraintuitiv, sich der eigenen Traurigkeit hinzugeben. Wir sind in einer Krise, wir haben das Gefühl, wir müssen anpacken, wir müssen um jeden Preis zuversichtlich bleiben, uns anstrengen. Eigentlich haben wir keine Zeit, eine Pause zu machen und in uns zusammenzubrechen. Auf der anderen Seite glaube ich: Es ist wichtig, dass wir unseren Ängsten, unserer Traurigkeit, unserer Scham Raum geben und unsere Gefühle aussprechen.

Warum?
Weil es so eine Chance gibt, dass sich diese Gefühle verändern, dass sie aushaltbar werden. Wir erleben in unserer Gesellschaft gerade eine unglaubliche Verhärtung und die kommt auch daher, dass wir uns so sehr anstrengen und zusammenreissen. Wir glauben, wenn wir die ganzen negativen Gefühle zulassen, brechen wir zusammen. Ich verstehe das, und gleichzeitig finde ich diese Verhärtung gefährlich. Ich glaube, wir müssen einen Raum finden, in dem wir weich sein dürfen, wo wir unsere Schwäche zeigen können, ohne dass sie instrumentalisiert oder vereinnahmt wird. Ich glaube, viele sehnen sich nach einem Ort, wo sie in Sicherheit trauern können.

Wenn Sie sagen, dass wir einen solchen Ort brauchen, implizieren Sie damit ja auch etwas Gemeinschaftliches, ein gemeinsames Trauern, Schwäche zeigen, Weich-Sein. Wie schaffen wir es, uns im Trauern nicht komplett in uns zurückzuziehen, von der Welt abzuschotten?
Indem wir lernen, uns umeinander zu kümmern. Fürsorge erscheint mir zentral, um mit dieser aktuellen gesellschaftlichen Stimmung wie auch mit anderen drängenden Krisen umzugehen. Ich glaube auch, dass es etwas ist, was viele von uns vermissen. Natürlich stellen sich dann neue Fragen: Was ist mit Privatsphäre, mit Rückzug? Es gibt Bedürfnisse, die zu Recht in Konflikt mit Fürsorge geraten. Da müssen wir austarieren und abwägen.

«Ich wollte mich nicht am alten weissen Mann abarbeiten»

Der Begriff «Identität» hat in den letzten Jahren, in denen Sie an Ihrem Buch gearbeitet haben, eine steile Karriere hingelegt. Er ist zu einem Reizwort geworden. Wie hat Sie das während des Schreibprozesses beeinflusst?
Zu Beginn war ich stoisch und dachte: Egal, was jetzt gesagt wird, ich werde über meine Idee der Identitätskrise schreiben. Als dann überall intensiv diskutiert wurde, hatte ich für eine Weile das Gefühl, ich müsse jeden rechten Mythos über Identitätspolitik richtigstellen. Es hat eine Weile gebraucht, um für mich herauszufinden: Worauf will ich hinaus? Ich wollte mich nicht am alten weissen Mann abarbeiten. Ich hatte keine Lust, ein Feindbild aufzubauen, mit dem Finger darauf zu zeigen und zu sagen: Haha, du kommst nicht mehr klar mit der Welt. Das wäre unehrlich gewesen, denn ich komme ja auch nicht klar. Vielleicht wollte ich gegen diese Verhärtung anschreiben, indem ich sage: Ich habe, genau wie ihr, nicht so viele Antworten.

An einer Stelle Ihres Buches schreiben Sie: «Wir sind miteinander verbunden, und auch wenn wir einander hassen, wird sich daran nichts ändern.» Finden Sie diese Erkenntnis eher tröstlich oder eher zum Verzweifeln?
Darin steckt beides, Verzweiflung und Hoffnung. Eigentlich ist es ein Satz, der betrauert, wie weit es gekommen ist. Klar ist: Es gibt Phasen, in denen Menschen nicht miteinander reden können, weil der Schmerz zu gross ist. Aber letztlich müssen wir miteinander eine Lösung für die Krisen unserer Zeit zu finden. Das muss unser gemeinsames Ziel sein. Darum: Der Satz ist beides. Es ist ein Satz, den man eigentlich unter Tränen sagt.

«Identitätskrise» (ca. 30 Fr.) ist ab sofort im Handel erhältlich . Am 19. November 2023 liest Alice Hasters im Volkshaus Basel, am 14. Januar 2024 im Kaufleuten Zürich.

Alice Hasters ist 1989 in Köln geboren und studierte an der Deutschen Journalistenschule München. Ihr erstes Buch «Was weisse Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten» erschien 2019 und stand auf der Spiegel-Bestsellerliste. Sie lebt und arbeitet als Autorin, Moderatorin und Speakerin in Berlin.

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S. Sander

“Wir Millennials sind mitten in diese grosse Hoffnung, dass es ab jetzt nur noch aufwärtsgeht, hineingeboren worden. Wir wurden nicht vorbereitet auf die Situation, in der wir uns jetzt befinden.”

Das ist die beste Definition, die ich je für die Generation gelesen habe. Ich drücke es auch gerne aus als: “Die Neunziger haben gesagt: Dir gehört die WElt, die Zukunft” und 11.9.2001 und die folgenden Ereignisse haben klar gesagt: “Nein, du Trottel.”
Die Nachkriegsgeenration des ersten Weltkriegs ist vielleicht die einzige (westliche) Generation, die dieses Gefühl vollständig nachvollziehen kann. Deine ganze Kindheit lebt unter dem Versprechen, dass alles möglich ist und sobald du in das Alter kommst, es umzusetzen, fällt die Welt, die dieses Versprechen gegeben hat, zusammen.

B. Himmelreich

Liebe/r S.Sander,

diesen Bogen kann man noch viel weiter spannen! Mein Vater, selbst aktiver Kriegsteilnehmer, sagte immer: “Es gab gar keinen ersten und zweiten Weltkrieg. Eigentlich war es ein neuer 30-jähriger Krieg in Europa, nur mit 2 Jahrzehnten Waffenstillstand dazwischen. Frieden ist ja mehr als die Abwesenheit militärischer Kampfhandungen und Frieden gab es zwischen 1914 und 1945 in Europa nie.”.
Unter diesem Aspekt kann man auch die folgenden 45 Jahre des kalten Krieges danach als eine Fortsetzung dieser “Abwesenheit von Frieden” und eine Fortführung von Ursache und Wirkung seit 1914 sehen.
Und heute, erneut mehr als 3 Jahrzehnte später? Von Frieden keine Spur. Wir sehen das Gemetzel in der Ukraine, in Syrien und in Israel und Gaza, um nur einige zu nennen. Und in vielen Teilen der Erde, z.B. im geteilten Korea oder im China-Taiwan-Konflikt, herrscht auch nur die “Abwesenheit militärischer Kampfhandlungen”, aber Frieden ist ganz weit außer Sicht.

Auch als Baby Boomer (Jahrgang 1964) stimme ich mit Alice Hasters’ Emotionen bezüglich der Hoffnungen überein, die das Ende des Kalten Krieges in Europa produzierte, in das sie hineingeboren wurde. Ich hatte genau die gleichen. Die Realität ist aber eine andere. Und sie zeigt das langfristige Unvermögen des Menschen Frieden zu produzieren, denn wir sind immer noch auf Konfrontation statt Kooperation konditioniert. Wir halten hintereinander 28 COP ab, schaffen es aber noch nicht einmal die Freisetzung von Treibhausgasen wenigstens etwas einzudämmen. Wir liefern eine Bankrotterklärung nach der anderen. Und politisches Unvermögen physische Fakten anzuerkennen und Ursachen zu bekämpfen, statt nur an den Symptomen herumzumachen, manifestiert sich immer irgendwann in Krieg und Gewalt.

Aber die Desillusionierung, die Trauer und die Wut der Millenials hat auch etwas Gutes, denn “Manchmal muss erst etwas sterben, damit etwas Anderes leben kann!” und das Sterben von Illusionen ist ein guter Anfang. Denn hinter der Trauer lauert die Kraft und der Mut.

Als Mitglied der Elterngeneration dieser Millenials kann ich nur sagen: Unsere Hoffnungen ruhen nun auf euch. Wir haben es nicht auf die Kette bekommen. Macht es besser! Und sorry für die ganzen akkumulierenden und kaskadierenden Katastrophen und Krisen in der ganzen Welt, die wir euch als unser Erbe hinterlassen.

J. Wille

Millennials wurden in eine zeit hinein geboren in dem deutschland gut ging. Nach dem Millenium und dem Euro einstieg ging der Trend runter. Und wenn man sieht welche Millenials regieren….dann weiss man auch wo das hinführt….

Helmut Kautzner

Ein sehr interessantes Interview, sicherlich ein sehr interessantes Buch. Ich bin Jg 1938,Geschlecht männlich, und damit sicherlich viel älter als die meisten Leserinnen/Leser/Diverse. Vieles, was hier geschrieben und beschrieben wird, kann ich voll und ganz bestätigen. Die Euphorie des Wachstums nach dem Krieg ist seit den späten 1990-ziger Jahren zunehmend einem Realitätsempfinden gewichen bis zu dem jetzt erreichten und hier beschriebenen Status. Ich möchte aber noch folgendes ergänzen: Zu aller Unsicherheit durch Kriege und Gewalt kommt noch eins hinzu. Der zunehmende Verlust an Moral und Ethik in weiten Teilen unserer Gesellschaft. Demut, Barmherzigkeit, Verständnis und Nächstenliebe sind uns weitgehend fremd geworden, dafür sind Egoismus, Selbstverwirklichung und die Ellenbogen-Menthalität zum täglichen Verhalten avanciert, egal ob auf der Straße, im Beruf, im privaten Bereich. Zunehmende Scheidungsraten sind im privaten Bereich ein deutliches Signal dafür. Und so vervielfachen/potenzieren sich die Auswirkungen zu einem Strudel der Verunsicherung und Orientierungslosigkeit. Hinzu kommen die Spaltungen zwischen arm und reich, alle Probleme der Klimaveränderung und der industriellen Landwirtschaft mit der Vernichtung ganzer Insektenbestände und Entfremdung zur Natur und natürlichem Verhalten.. Es gibt nach meinem Empfinden keinen Ausweg aus der Vernichtungsspirale, so gerne ich mir diesen wünsche. Wir haben den Point of no Returne längst erreicht. Wir wollen es nur noch nicht wahr haben und von unseren weitgehend unfähigen Regierungen ist auch keine Besserung zu erwarten, wie auch, mit der vorhandenen Selbstbedienungsmenthalität.

Gisela Müller-Plath

Ich bin 1963 geboren, und ich kann nur sagen, mir geht es ganz genau so: Seit Beginn der 1990er Jahre (nach dem Fall des Eisernen Vorhangs) hatten ich und meine Generation die Erwartung, jetzt könne es nur noch aufwärtsgehen. Und jetzt sind wir enttäuscht, desillusioniert und voller Sorgen über die Zukunft.
Ich wollte damit sagen: Das Lebensgefühl betrifft nicht nur die junge Generation!

Daniel F.

Ich glaube unseren Boomer-Eltern (bin selbst Jahrgang ’86) gerne, dass sie mit ‘den gleichen Sorgen’ in die Zukunft blicken… oder es zumindest glauben. Wir unterscheiden uns aber in einem sehr entscheidenden Punkt: Wo wir im Leben stehen.

Die breite Mehrheit der Generation meiner Eltern steht an einem anderen Punkt im Leben und ist größtenteils abgesichert… Erbschaften von der Generation vor ihnen stehen ins Haus und eine Rente, die sich mit der meiner Eltern vergleichen lässt ist auch nicht in Sicht… schon gar nicht, indem man sich auf den Staat verlässt, was bedeutet, dass mir heute schon Geld fehlt, damit ich später nicht ganz verhungere und 10 Jahre älter werde ich auch sein bevor ich aufhören darf zu arbeiten… vielleicht… wenn das Rentensystem überlebt…

Wohnen lässt sich nur realisieren wenn man zu zweit in Vollzeit arbeitet, die meisten meiner Single-Kollegen können sich hier in der Stadt nur noch ein WG-Zimmer leisten… oder bei den Eltern bleiben. Die Begriffe ‘Wohneigentum’ und ‘Kinderwunsch’ können aus eigener Kraft nur über das Wort ‘ODER’ verbunden werden… beides haben? Ohne großzügige Unterstützung nur im Ausnahmefall zu realisieren…

Damit will ich nicht sagen, dass alle Boomer reiche Großgrundbesitzer sind, aber es lässt sich nicht leugnen, dass nach praktisch jeder Metrik Millenials die erste Generation darstellen, die (ohne Krieg) weniger haben werden als die vor ihnen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf versuchen wir uns auf den Trümmern einer zerbrechenden Welt(ordnung) ein Leben aufzubauen…

Um zum ursprünglichen Punkt zurück zu kehren: Beide Generationen hatten die Hoffnung, dass es immer weiter bergauf geht und wurden enttäuscht. Nur leider setzte die Enttäuschung bei den Millenials in dem Moment ein als ihr eigenes Leben grade beginnen sollte… außer den Versprechungen unserer Eltern haben wir kein ‘aufwärts’ erlebt und der Blick in die Zukunft lässt keine Hoffnung auf Besserung zu

Ananda

Das kann ich nur unterschreiben (1959 geboren). Und ich kann nachvollziehen, dass das zu einer Identitätskrise führt, nicht nur bei der jüngeren Generation. Aber solche Krisen wird es immer wieder geben, denn die menschliche Entwicklung (persönlich wie auch kollektiv) verläuft nun mal nicht linear. Ich habe die Geschichte, die ich mir selbst über mein Leben erzähle – und damit meine innere Identität – schon mehrfach umschreiben müssen. Und auch die Geschichte, die ich mir über die Menschheit und das Leben im Allgemeinen erzähle. Das halte ich aber auch für unerlässlich für den menschlichen Reifungsprozess. Es geht darum, solche Krisen, Brüche, Enttäuschungen, Verluste zu integrieren. Wem das nicht gelingt, der wird zum Wutbürger, Fanatiker, Extremisten, Terroristen. Davon haben wir derzeit schon mehr als genug …