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Corona-Wendepunkte: «Mitten in meiner Lehre stand ich plötzlich vor dem Nichts»

Zeitgeist

Corona-Wendepunkte: «Mitten in meiner Lehre stand ich plötzlich vor dem Nichts»

Diese Woche erzählen fünf Menschen, wie die Corona-Pandemie ihr Leben auf den Kopf gestellt hat. Heute mit Rattigand Kraisri (19) die im letzten Jahr ihrer Lehre plötzlich arbeitslos wurde.

«Geniesst die letzten Team-Momente», meinte der Hoteldirektor bestimmt, klar und zwei Tage vor Betriebsaufgabe. So wurde ich – im letzten Jahr meiner dreijährigen Hotelfachfrau-Ausbildung – plötzlich arbeitslos. Insgesamt standen etwa neunzig Mitarbeitende völlig unerwartet vor dem Nichts, davon acht Auszubildende. Wie und ob ich meine Lehre in der Hotel- und Gastronomie-Branche beenden würde, war mir schlicht unklar. Es folgten unzählige Telefonate und Bewerbungen. Oftmals gab es schon beim ersten Anruf eine Absage: «Zurzeit haben wir keine Kapazität», hiess es überall.

Eine positive Wendung

Bereuen, dass ich mich damals für die Hotellerie entschieden habe, tue ich nicht. Es ist eine sehr vielseitige Ausbildung und hält mehr bereit als nur das Hotel-Einmaleins. Dann, einen Monat später, die grosse Erleichterung: Wenn auch nicht im Hotel, so konnte ich meine Lehre zumindest in einer psychiatrischen Klinik fortsetzen.

Natürlich besteht zwischen den Institutionen ein gewisser Unterschied: vorher waren meine Kund:innen Hotelgäste, heute sind es Patient:innen. Der Umgang ist dementsprechend anders, familiärer. Mittlerweile habe ich enormen Gefallen an der Arbeit in der Klinik gefunden und erhoffe mir, auch zukünftig im medizinischen Bereich zu bleiben. Wenn auch etwas unfreiwillig, so nahm das letzte Jahr in meinem Fall doch eher eine positive Wendung. Eine, die ich ohne die Folgen der Pandemie wohl gar nie erlebt hätte.

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