Dr. Christmas ist der Weihnachtsbaum-Dekorateur der Stars
Der Star-Dekorateur Bob Pranga alias Dr. Christmas dekoriert die Weihnachtsbäume von Beyoncé, Paris Hilton und Mariah Carey. Im Interview verrät er seine Weihnachtsdeko-Hacks – und das Geheimnis hinter Hollywoods perfekt inszenierten Festen.
- Von: Jacqueline Krause-Blouin
- Bild: Stocksy
annabelle: Bob Pranga, wie wird man eigentlich Dr. Christmas?
Dr. Christmas: Ich bin nicht morgens aufgewacht und habe beschlossen: «So, heute werde ich Weihnachtsdekorateur.» Das war nie ein Lebensplan. Es ist mir einfach passiert.
Kein Kindheitstraum zwischen Lametta und Lichterkette?
Nein, gar nicht. Nach dem College habe ich erst einmal bei Macy’s in New York gearbeitet. Eines Tages stellte man mich auf die Weihnachtsetage – Tannenbäume schmücken. Und dann spazierte Mia Farrow vorbei. Sie blieb stehen und sagte: «Ich wünschte, jemand würde das bei mir zuhause machen.» Ich war 21, vollkommen ahnungslos – und antwortete: «Klar, mach ich!» Ich blieb noch fünf Jahre in New York, dekorierte später bei Bergdorf Goodman und habe dort gelernt, wie man mit Farben, Formen und Licht arbeitet – und auch, wie man unter Zeitdruck fantastische Dinge zaubert.
Wann kamen Sie nach Hollywood?
Als ich mit meiner Partnerin Debi Staron rüberzog. Sie ist die andere Hälfte von Dr. Christmas. Und in L.A. fing der Zirkus dann wirklich an.
"Kennst du eine:n in Hollywood, kennst du sie alle"
Mehr Glamour? Mehr Chaos? Oder beides?
Definitiv beides. Über Kathy Hilton, Paris Hiltons Mutter, lernte ich unzählige Leute kennen. Ihr Geschenkeshop am Sunset Boulevard war ein echter Treffpunkt der Szene. Und in Hollywood läuft es nun mal so: Wenn du eine:n kennst, kennst du sie alle.
Frau Hilton war Ihr Netzwerkbooster?
Total. Am Anfang nannte ich mich einfach nur «The Christmas Guy». Dann fragte mich jemand, wann ich eigentlich arbeite und ich sagte: «Sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag.» Das sei ja wie ein Doktor für Weihnachten, kam als Antwort – da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich bin Dr. Christmas!
Der Name war da – aber wie wurde daraus eine echte Karriere?
In L.A. reicht es nicht, gut zu sein – man muss sichtbar sein, am besten im Fernsehen. Also habe ich einfach Zeitschriften und TV-Sender angerufen und gesagt: «Hey, über mich solltet ihr berichten!»
So direkt? Ganz ohne PR-Team?
Genau. Verrückt genug – es hat funktioniert. Mein persönlicher Hollywood-Moment kam mit Talkshow-Queen Leeza Gibbons. Niemand hatte mir gesagt, dass solche Anfragen eigentlich über Agenturen laufen – also habe ich einfach im Studio angerufen. Die Rezeptionistin dachte, ich wäre ein echter Arzt und stellte mich durch. Ein paar Tage später sass ich in der Show. Später moderierte Leeza viele weitere Sendungen – und rief mich jedes Jahr für ihre Weihnachtsspecials an. So läuft es oft in Hollywood: Wenn man einmal im Kreis drin ist, braucht man keine Werbung mehr.
Und jetzt haben Sie Ihr eigenes TV-Special …
Ja, «Deck the Halls with Dr. Christmas». Irgendwann dekorierten wir Filmsets – von «Elf» bis zu zahllosen Hallmark-Movies. Ich eröffnete sogar ein eigenes Requisitenlager, damit die ganze Weihnachtsware nicht im Keller verstaubt.
Ihre Kundenliste ist ziemlich beeindruckend: Von Kris Jenner, Barbra Streisand und John Legend bis hin zu Beyoncé, Paris Hilton und Mariah Carey. Wie war die Zusammenarbeit mit Barbra Streisand?
Barbra weiss ganz genau, was sie will – und zwar bis ins kleinste Detail. Wir durften die Kulisse für das Cover ihres Weihnachtsalbums gestalten. Wir waren schon fast fertig, da kam einer ihrer Assistenten in mein Lager und sagte, Barbra suche noch «etwas ganz Besonderes». Ich gab ihm drei Ornamente mit und sagte nur: «Vertrau mir.» Später rief er an und meinte: «Du hattest vollkommen recht – sie war begeistert.» Das sind diese kleinen Hollywood-Momente, die man nie vergisst.
"Paris ist ein grosses Kind, deswegen liebt sie Weihnachten"
Wie hat sich Paris Hiltons Weihnachtsdekoration verändert, seit sie Kinder hat?
Ach, Paris kenne ich, seit sie zehn war – mein grösster Karrieretitel ist eigentlich «Ex-Babysitter von Paris Hilton» (lacht). Paris ist ein grosses Kind. Sie würde mich wahrscheinlich dafür hauen, dass ich das sage, aber sie hat eine verspielte, kindliche Seite. Deswegen liebt sie Weihnachten. Aber Paris ist auch eine brillante Geschäftsfrau. Alles, was öffentlich von ihr zu sehen ist, ist kalkulierte Marke. Privat ist sie viel ruhiger – und seit sie Kinder hat, merkt man, wie ihre Weihnachtsdeko noch verspielter ist. Natürlich liebt sie alles im «Mommy & Me»-Look (lacht).
Und Beyoncé?
Bei Beyoncé und Jay-Z habe ich mal den Auftrag erhalten, in weniger als 24 Stunden eine «Christmas in Africa»-Weihnachtswelt zu zaubern. Sie wollten ein kulturelles Statement setzen – warme Farben, afrikanische Stoffe, Animalprints, weniger Hochglanz, mehr Seele. Weihnachten als Identität – grossartig.
Und dann wäre da noch die Queen of Christmas, Mariah Carey!
Oh ja, das ist sie, und das weiss sie auch. Ihr Baum war pures Gold – maximal glamourös und komplett «Mariah». Ich frage meine prominenten Kund:innen immer zuerst: Was wirst du am Weihnachtsabend tragen? Dann dekoriere ich so, dass alles perfekt zu den Looks passt. Weihnachten ist in Hollywood eben auch Business, denn es wird immer professionell fotografiert.
Wie läuft so ein Auftrag ab? Wie verstehen Sie den erwünschten Vibe?
Wir führen sehr lange Interviews, erstellen Moodboards aus Farben und Textilien. Man kann es sich eigentlich wie Interiordesign vorstellen.
Und dann wird Ihnen ein Budget gegeben?
Ich frage meine Kunden gern: Honda, Lexus oder Rolls-Royce? Das Budget bestimmt Material und Pracht – von einfacher Massenware bis hin zu handgefertigten europäischen Glasornamenten. Wir haben schon Budgets über 200’000 Franken bekommen.
Der skurrilste Wunsch der betuchten Kundschaft?
Ich musste einmal einen Weihnachtsbaum in einer Dusche dekorieren! Aber auch komplett geschmückte Weihnachtsbäume mitten in der Einfahrt sind keine Seltenheit und ich habe schon viele Pools dekoriert – natürlich nur mit batteriebetriebenem Licht. Strom und Wasser gehören definitiv nicht zur festlichen Stimmung.
Was verrät die Weihnachtsdeko über einen Menschen?
Alles. Weihnachten ist Erinnerung. Menschen versuchen, ihre schönsten Kindheitsmomente wiederzubeleben. Manche suchen Geborgenheit, andere wollen vor allem eine perfekte Instagram-Kulisse. In L.A. wird oft dekoriert wie für ein Filmset: Alles rein, alles raus. Besitz spielt kaum eine Rolle, niemand behält die Dekoration, weil sie jedes Jahr etwas ganz Neues wollen. Wer aber Weihnachten wirklich liebt, möchte selbst dekorieren – weil dadurch eine ganz besondere Intimität entsteht. Die anderen lieben vor allem die Wirkung.
Was ist der grösste Fehler, der beim Dekorieren gemacht wird?
Zu viel von allem und kein roter Faden. Man braucht ein klares Thema oder wenigstens eine Hauptfarbe. LEDs sind praktisch, mir aber oft zu grell. Ich liebe klassische Glühlichter – sie wirken weicher, wärmer und gemütlicher.
Echte Kerzen?
Machen Sie Witze?
Nein, in Europa machen wir das teilweise noch.
Nun, ich sag mal so. Ich mag das Feuer lieber im Kamin als am Baum.
Wann ist ein guter Zeitpunkt, den Baum zu dekorieren?
Ich weiss, ihr in Europa macht das manchmal erst am Weihnachtsfest selbst. Das finde ich verschenkt – Weihnachten ist doch mehr als der eigentliche Tag, man sollte den Baum länger geniessen können.
Haben Sie einen Deko-Trend festgestellt in diesem Jahr?
Ganz klar: Pink. Viel Pink – kombiniert mit Schleifen. Aber bitte echte, handgebundene Schleifen. Ohne Handwerk wirkt es schnell billig.
Was halten Sie von minimalistischen Bäumen?
Gar nichts! Minimalismus ist nicht mein Stil und schon gar nicht an Weihnachten. Weihnachten darf übertrieben sein. Dafür ist dieses Fest doch – man darf sein Haus einmal komplett übertrieben dekorieren und niemand lacht einen aus! (lacht)
Für wen möchten Sie unbedingt noch dekorieren?
Cher! Ich hoffe jedes Jahr, dass sie anruft.
Wie würden Sie Chers Baum schmücken?
Cher würde ich jeden noch so bizarren Wunsch von den Augen ablesen.
Und wie sieht Ihr eigener Weihnachtsbaum aus?
Überraschend schlicht. Altmodisch und gemütlich. Ein Baum, vor dem man sitzt, ein Glas Wein trinkt und Weihnachtsfilme schaut. Die Leute sind manchmal fast enttäuscht, wenn sie meinen eigenen Baum sehen. Aber ich mag echtes Wohlfühlweihnachten.
Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken – was hat all der Glamour Sie gelehrt?
Man kommt im Leben oft weiter, wenn man nicht weiss, wie die Dinge eigentlich gemacht werden. Dann traut man sich einfach, handelt aus dem Bauch heraus. Und landet plötzlich bei Beyoncé im Wohnzimmer.
Drei Deko-Hacks von Dr. Christmas
1.
1.
Dekoratives Drahtband verwenden
Es verleiht jedem Arrangement sofort Eleganz und Struktur
2.
2.
Die Ornamente für den Baum wie einen Film casten
Es gibt Statisten, Nebenrollen und Stars. Die Stars müssen so platziert werden, dass sie alle Blicke auf sich ziehen.
3.
3.
Ein klares Leitmotiv setzen
Ich habe einmal die roten «Ruby Slippers» aus dem Film «The Wizard of Oz» mitten in einen Baum gehängt – und sofort wurde daraus ein «Wizard-Baum» und nicht einfach ein rot dekorierter Baum. Oft reicht ein starkes Element, um ein ganzes Thema zu erzeugen. Fantasie!