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Kolumne: Sind Frauen die schlechteren Beifahrerinnen?

Zeitgeist

Kolumne: Sind Frauen die schlechteren Beifahrerinnen?

Informationen à la «Die da vorn bremsen!» oder Kommentare wie «Warum fährst du so scheissdicht auf?» führen bei Männern am Steuer oft zu folgender Frage an das weibliche Wesen auf dem Sitz neben ihnen: Warum seid ihr so miese Beifahrerinnen?

Die kurze Antwort? Weil ihr so miese Fahrer seid. Aber da Angehörige der Generation «Buben spielen mit Autos, Meitli mit Puppen» diesen Gedanken grundsätzlich als inakzeptabel von sich weisen werden, sei ausgeholt.

Es beginnt mit der männlichen Einschätzung, ein Geschlechtsgenosse sei ein «sicherer Fahrer». Meist fällt diese Charakterisierung, wenn über rasante Fahrweisen gesprochen wird und es gilt, aufgebrachte Frauen zu beruhigen. Ich denke da etwa an meinen Freund Sören, der mir ein Foto des Tachos (310 Stundenkilometer) zeigte, nachdem er die neunhundert Kilometer von Hamburg nach Zürich in unter sieben Stunden gefahren war. Fairerweise muss ich erwähnen, dass er nicht selbst am Steuer sass. Dennoch schien er stolz. Nun, zu Recht, schliesslich hat er überlebt. Doch es war nicht diese Erkenntnis, die aus seinem Blick sprach.

Vielmehr sein innerer Neandertaler, der all die langsamen Schnecken plattgemacht hatte und nun voll des Lobes für den so sicheren Raserfahrer war. Was für ein Quatsch. Angesichts solcher Geschwindigkeiten gibt es kein «sicher». Und wer meint, mit mir auf dem Nebensitz den x-ten Teil von «Fast and Furious» nachstellen zu müssen, wird sich mit spassbefreiten Sprüchen ausbremsen lassen müssen.

Du Fast, ich Furious

Allerdings scheinen ätzende Einwände abzuprallen. «Strasse nass, Fuss vom Gas. Strasse trocken, drauf den Socken», lautet ein Motto, das einem mir nahestehenden Hochschulabsolventen(!) zuzuordnen ist. Zugegebenermassen neigen auch Frauen dazu, im Verkehrskontext alles über Bord zu werfen, was sie je über zielführende Kommunikation (Ich-Botschaften, Verallgemeinerungsverbot und so weiter) wussten. Doch auch nonverbal finden sich durch Treten eines imaginären Bremspedals und Grunzlaute der Missbilligung international verständliche Ausdrucksformen.

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«Es geht einfach nur darum, euch daran zu erinnern, dass nicht überall Wettbewerb angesagt ist.»

Das machen wir nämlich nicht zum Vergnügen, sondern um unser – und manchmal sogar euer – Überleben zu sichern. Und dabei ist es völlig überflüssig anzumerken, dass weder Mitbremsen noch Türgriff-Geklammere im Ernstfall helfen. Wissen wir selbst. Es geht einfach nur darum, euch daran zu erinnern, dass nicht überall Wettbewerb angesagt ist. Wenn der Typ sich unbedingt vor euch einfädeln will: lasst ihn, anstatt Gas zu geben. Und wenn der Depp hinter euch mit Lichthupe und dichtem Auffahren signalisiert, dass man sich trollen soll: wechselt doch die Spur. Wirkt garantiert anziehender als jedes PS-Posergehabe. Und das dürfte euren inneren Neandertaler doch auch freuen.

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