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«Was genau ist Liebe?»: 12 Fragen an 12 Singles

Leben

«Was genau ist Liebe?»: 12 Fragen an 12 Singles

«Na, jemanden kennengelernt?» ist die Frage, die Singles wohl am meisten zu hören kriegen. Wir stellen die anderen.

Braucht man eine zweite Hälfte?

«Je älter ich werde, desto mehr gefällt mir das Alleinsein. Ich habe mich jeweils schnell angepasst in Beziehungen. Deshalb war ich immer neugierig, wie ich Entscheidungen fällen würde, ohne beeinflusst zu werden von einer anderen Person und deren Träumen. Jetzt bin ich seit ein paar Jahren vorwiegend Single und geniesse die Zeit mit mir selbst.

 

Ich habe das Gefühl, viele Menschen haben Angst vor dem Alleinsein und trennen sich deshalb nicht. Das braucht ja immer Mut. Aber den sollte man unbedingt aufbringen, wenn es nicht mehr stimmt. Man hat nur ein Leben und nicht unbegrenzt Zeit.

 

Dass ich keine Kinder will, wusste ich schon immer. Und so habe ich auch nie jemanden zum Nestbauen gesucht. Was ich vom Leben erwarte? Wir werden ja so stark dahingehend sozialisiert, dass wir nach der zweiten Hälfte suchen müssen. Uns wird in Filmen und Büchern vermittelt, erst glücklich sein zu dürfen, wenn wir das passende Gegenüber haben. Ich musste erst lernen, dass es noch andere Lebensformen gibt. Dass ich gar niemanden brauche. Frei nach der Schauspielerin Gillian Anderson, die sagte: ‹Follow your dreams, not your boyfriends.›» – Gina (38), Illustratorin, Bern

Was ist schwieriger getrennt?

«Mit 27 wurde ich Papa. Damals war ich noch nicht fertig damit, herauszufinden, wer ich bin. Nachdem wir geheiratet haben, sind wir in ein konservatives Klischee reingerutscht, das uns beiden nicht guttat. Vorher wild und frei, dann Häuschen und Kochschürze. Klassische Mutterrolle und Spass-Vater. Wir nahmen einander jedes Stückchen Freiheit übel, statt auf unsere Bedürfnisse zu schauen und diese zu äussern.

 

Jetzt getrennterziehend bin ich ein glücklicherer Papa, auch wenn es anstrengender ist. Ich habe die Kinder, die sieben und zehn Jahre alt sind, jede zweite Woche und geniesse die Zeit viel mehr, in der sie bei mir sind. Dann habe ich eine fixe Struktur; spüre, wofür ich das alles mache.

 

Aber ich fühle mich oft allein – auch wenn die Kinder da sind. Mir fehlt der Austausch, ich zweifle viel. Als Single kann man Schwieriges nicht teilen, aber eben auch Schönes nicht, das schmerzt fast noch mehr. Jetzt arbeite ich an meiner Beziehung zu mir selbst, schreibe viel Musik, verarbeite meine Erfahrungen. Und finde neu heraus, wer ich bin und was ich will.» – Jonas (37), Informatiker und Musiker, Zürich

Was ist ein wirklich gutes Date?

«In den letzten Jahren hatte ich Dutzende erste Dates. Mittlerweile habe ich dafür keine Energie mehr und sowas wie ein Dating-Burnout. Jedes Mal baut man über vorhergehende Textnachrichten eine vermeintliche Verbindung auf und merkt beim Treffen: der Vibe passt nicht.

 

Ein gutes Date? Mit jemandem, der Ideen und Humor hat, aufgestellt und ehrlich interessiert ist. Absoluter Turn-off? Energielosigkeit. Und komische Reaktionen auf meine Gehbehinderung. Da kann ich es meinen Dates oft nicht recht machen, egal ob ich vor oder erst beim Treffen davon erzähle.

 

Ich hätte gern jemanden, mit dem ich Abenteuer erleben, an den ich mich auch mal anlehnen kann. Glücklich verliebt war ich selten in den letzten Jahren; immer hatte ich das Gefühl, in einem Luftschloss zu sitzen, das früher oder später verpufft. Das schmerzt. Ich fühle mich im Rückstand, hätte gerne Beziehungen geführt, statt konstant Single zu sein. Wie gern würde ich die Beziehungs-Sonya kennenlernen, mein theoretisches Beziehungswissen anwenden, irgendwann eine Familie gründen. ‹Wir› sagen können.» – Sonya (28), Übersetzerin / Copywriterin, Zürich

Was genau ist Liebe?

«Für mich ist Alleinsein normal. Es gab immer nur meine Mutter und mich, mein Vater starb bei einem Autounfall, als ich ein Baby war. Deshalb schaue ich stets mit einer gewissen Verwunderung auf intakte Kleinfamilien, auf funktionierende Paare. Meine Mutter war mein Vorbild: eine schöne, starke und sehr selbständige Frau.

 

Ich mag mich selbst nicht besonders in Beziehungen. Entweder laufe ich jemandem hinterher – oder umgekehrt, was ich fast noch schlimmer finde. Dieses Ungleichgewicht sehe ich häufig bei Paaren, habe aber den Eindruck, sie merken es oft gar nicht.

 

Ich lebe in einer grossen Wohngemeinschaft. Und mit zwei Hunden. Mit denen muss ich raus in die Welt. In einer Partnerschaft ist man sehr mit seinem Mikrokosmos beschäftigt. Das ist für eine Weile fantastisch, kann einem aber auch die Luft abschnüren. Was für die einen richtig sein mag, muss für die anderen nicht unbedingt stimmen.

 

Mein nächster Roman handelt von alleinstehenden Frauen in den 1970ern. Einer Zeit, als es jemandem wie meiner Mutter passieren konnte, dass sie nicht zu einem Essen eingeladen wurde: ‹Mit dir geht die Tischordnung nicht auf.› Ich finde alleinstehend sein ein unterschätztes Lebenskonzept, möchte ihm Raum geben. Lieben kann man auch, ohne gleich im Kosmos der Zwei zu verschwinden.» – Zora (60), Schriftstellerin, Berlin und Zürich

Was tun gegen Traurigkeit?

«Jetzt ist es gut ein Jahr her, dass Hannes gegangen ist. Am Grab war ich nur ein einziges Mal, ich hab ihn ja im Herzen. Und als Foto im Portemonnaie. Da kann er mir nicht weg, mein Schätzu. Neun Tage nach seinem Tod hätten wir den sechzigsten Hochzeitstag feiern können. Das letzte halbe Jahr war er im Pflegeheim, jeden Nachmittag habe ich ihn besucht, seine Hand gehalten. Und wir haben uns immer wieder gesagt, wie gern wir uns haben.

 

Er war mein Lebensgeschenk. Schon beim ersten Tanz dachte ich: Das ist der Richtige. Ich habe alle weiteren Tanzaufforderungen abgelehnt. Stattdessen habe ich mein Velo hinten auf Hannes’ VW-Käfer gebunden, Duzis mit ihm gemacht und bin eingestiegen. Dann fuhren wir zu einem Heubühnenfest mit besserer Musik. Tranken später Kaffee, schwatzten die ganze Nacht. Es war gar nie eine Frage: Er war mein einziger, mein erster und mein letzter Mann. Ich weiss nicht, wie andere Männer lieben, die können das wohl auch. Aber ich wollte nie einen anderen. So einen guten finde ich sowieso nicht mehr. Und noch einmal Abschied nehmen müssen? Nein, danke, das kommt gar nicht in Frage.

 

Vor gut vierzig Jahren haben wir den jüngeren unserer zwei Söhne an Leukämie verloren. Ihn zu verlieren, hat mich Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit gelehrt. Und wie wichtig es ist, sich selbst nicht fallenzulassen, sondern weiterzumachen. Es ist, wie es ist, ich kann es ja nicht ändern. So lautet auch der Text eines meiner Lieblingslieder. Das singe ich jeweils, wenn mich die Trauer erwischen will. Und ich gehe spazieren, koche gut für mich selbst, bin in einem Strickgrüppchen, habe wieder angefangen zu malen.

 

Es ist auch eine Freiheit, mich nicht mehr sorgen zu müssen, niemanden mehr umsorgen zu müssen ausser mich selbst. Also schaue ich nach vorn, lebe – das hat mich Hannes versprechen lassen. Ob ich was bereue? Wir hätten in den letzten Jahren öfter zusammen Wein trinken sollen.» – Doris (84), ehemalige Lehrerin, Balsthal

Was ist eine gute Beziehung?

«Manchmal hätte ich gerne jemanden bei mir, bei dem ich mich sicher und wohl fühle. Jemand, der mich überallhin begleiten und mit dem es mir nie langweilig würde. Aber die Person müsste loyal sein, ich will eine gesunde Beziehung führen – keine toxische.

 

Ich will nicht die ganze Zeit streiten. Sondern in Ruhe über alles sprechen können, Verständnis füreinander aufbringen. Das hat mich meine vergangene Beziehung gelehrt, in der ich sehr gelitten habe.» – Sangith (16), Praktikant, Burgdorf

Was fehlt?

«Mit 39, nach meiner letzten Beziehung, die am Kinderwunsch scheiterte, wurde mir klar: Ich mache zuerst das Kind, der Partner kann später kommen. Das nahm mir auch den Druck, dass ich unbedingt schnell wieder jemanden finden muss. Stattdessen hat ein guter Freund eine Samenspende für mich gemacht, mit der ich dann schwanger geworden bin. Meine Tochter kennt ihren Papa und hat eine liebevolle Beziehung zu ihm, aber der Deal ist: Ich habe das alleinige Sorgerecht. Es gibt mir eine extreme Kraft, dass ich alles allein stemme, von niemandem abhängig bin.

 

Ich bin Einzelkind, habe sehr liebende Eltern, tolle Freund:innen – und doch habe ich mich immer ein bisschen einsam gefühlt, auch in Beziehungen. Seit ich meine Tochter habe, ist das Gefühl komplett weg. Sie ist jetzt meine Familie, ein Teil von mir.

 

Im Single-Sein habe ich mehr zu mir gefunden, neue Energie gekriegt – und die lasse ich gerade lieber meinem Kind zukommen, als dass ich jemand Fremdes in unser Leben lasse. Wenn etwas fehlt, dann Zeit für mich. Aber die würde ich gerade eher nutzen, um Sport zu machen, als um auf Dates zu gehen.» – Jessica (44), Fotografin, Basel

Schafft das Single-Sein Klarheit?

«Während meiner letzten Beziehung sehnte ich mich sehr danach, irgendwann Kinder zu haben, eine schöne Wohnung – ich wünschte mir das traditionelle Familienbild. Ohne mir zu überlegen, was es für mich als Frau bedeuten würde. Für meine Partnerschaft, meinen Job. Dann realisierte ich immer mehr, wie schlecht Frauen in der Schweizer Familienpolitik dastehen.

 

Es ist ein sehr emotionales Thema: Ich liebe Kinder, wenn ich es aber pragmatisch anschaue, habe ich weder finanziell noch zeitlich die Ressourcen dafür, Mama zu werden. Und beginne mir deswegen zu überlegen, warum ich ein Kind möchte. Versuche öfter, meinen Horizont zu erweitern für andere Familien- und Patenschaftsmodelle. Ich überlege mir, ob ich auch einfach ein engagiertes Gotti sein oder einen jungen Menschen in einem Förderprogramm unterstützen kann, statt nur den Blick darauf zu richten, ein Baby in mir zu tragen.

 

Single zu sein mit Ende zwanzig, während der Pandemie, auch vor dem Hintergrund der Black-Lives-Matter-Demonstrationen – all das hat mich recht durchgerüttelt, ich habe mich viel mit mir selbst auseinandergesetzt. Mir wird immer klarer, was ich will und vor allem: was ich nicht will. Als Schwarze Frau erlebe ich Mikroaggressionen – besonders auch im Datingkontext: Ich werde mit erniedrigenden Kommentaren angebaggert. Ich erhielt Blicke und hörte dumme Sprüche, als ich mit meinem Ex-Freund unterwegs war, der weiss ist. Das schüttelt man nicht einfach so ab.

 

Es gab Zeiten, da dachte ich, ich werde nie mehr mit jemandem zusammen sein. Aber ich lerne gerade jemanden kennen. Ich lasse mich langsam auf Nähe ein. Und merke, dass ich heute anders date als noch vor vier Jahren. Ich habe eine Therapie gemacht, kann jetzt besser für mich einstehen, verstelle mich nicht mehr, kommuniziere offener und transparenter. Ich beharre auf Zeit für mich, für meine Pläne. Führe mir vor Augen: Die Person kommt neu in mein Leben, sie passt auch hier rein. Aber ich habe immer noch mich als Nummer eins.» – Angelica (31), Digital Marketing, Lenzburg

Wie geht Alleinsein?

«Nach dem Tod meines Mannes erfasste mich die Trauer lange Zeit in Wellen. Aber ich ging immer vorwärts, habe mich darauf verlassen: Es kommt gut. Ich werde begleitet und getragen – vom Universum; von guten Freund:innen und meiner Schwiegerfamilie. Einsam fühlte ich mich nie.

 

Innerhalb von dreizehn Jahren verstarben mein Mann Alex und meine Ursprungsfamilie, sprich meine Eltern und meine beiden jüngeren Schwestern, an Krebs. Und ich habe mir gesagt: ‹Der Krebs hat mir zwar meine Liebsten genommen, aber mich erwischt er nicht!› Daran halte ich mich, Angst ist kein guter Begleiter.

 

Ich tue viel dafür, damit ich gesund bin und bleiben kann. Alex und ich haben uns kennengelernt, als ich 17 war, wir hatten 32 wundervolle Jahre zusammen. Sein Tod hat mir damals den Boden unter den Füssen weggezogen und ich wusste anfangs nicht, wie ich nun weitermachen soll. Aber ich diene denen, die gegangen sind, nicht, wenn ich nur Trauer mit mir herumtrage und mein Leben nicht mehr geniesse.

 

Also bin ich umgezogen in einen neuen Ort, eine neue Wohnung, habe räumlich neu angefangen. Ging zu einem Medium, liess los. Fuhr ins Herbstlager mit einem befreundeten Lehrer, wo abgesehen von ihm niemand um mein Schicksal wusste.

 

Kochte, lief durch die Natur. Machte eine Wanderreise mit einer Freundin nach Madeira, konnte endlich wieder herzhaft lachen. Ich beschloss, unsere gemeinsamen Pläne jetzt allein umzusetzen: Weniger arbeiten, mehr reisen. Und daran halte ich mich. Schwimme wann immer möglich im See, gehe auf ausgedehnte Velotouren; sauge es auf, das Leben.» – Gaby (64), ehemalige Sachbearbeiterin, Uerikon

Wo lernt man jemanden kennen?

«Ich habe gerade eine Trennung hinter mir. Wir sind im Guten auseinander, der Funken ist einfach erloschen. Anfangs war es hart und traurig, aber jetzt merke ich, dass es sich befreiend anfühlt. Ich habe wieder mehr Luft.

 

Nicht, um gleich jemand Neuem nachzurennen. Sondern mehr, dass ich mal Zeit für mich habe, heilen kann. Aber man weiss ja nie, wer einem über den Weg läuft. Ich habe zwar wieder Dating-Apps runtergeladen, aber das fühlt sich falsch an. Wie durch einen Katalog zu blättern: die gefällt mir, die gefällt mir nicht.

 

Es ist doch viel schöner, wenn sich im echten Leben Situationen ergeben. Wenn man jemanden anspricht, der einem sympathisch ist. Oder wenn man in einem Laden jemanden anlächelt und denkt, da möchte ich jetzt regelmässiger einkaufen gehen, damit ich die Person wiedersehe. Der Oldschool-Weg ist tausendmal besser, als auf einem Bildschirm rumzudrücken und einer Illusion hinterherzujagen.» – Alain (33), Tätowierer, Bern

Wie viele Beziehungen braucht man?

«Aktuell liegt mein Fokus auf meinen Freund:innen, auf meinen Communitys: Buchclub, Filmabend, Kaffeenachmittag. Das alles ist mir gerade wichtiger, als eine romantische Beziehung zu haben. Wie ich diese leben würde, wird mir aber immer klarer: Eine Person allein muss nicht alle meine Bedürfnisse erfüllen. Ich kann mir gut vorstellen, verschiedene Beziehungen parallel zu führen, platonische und romantische.

 

Die Kategorien Mädchen und Jungen haben sich für mich schon immer falsch angefühlt. Es half mir, online die Menschen zu sehen, die mir im Alltag fehlen, Menschen, die nicht-binär leben.

 

Sich zu outen, birgt aber die Gefahr, angefeindet zu werden. Und so wähle ich gerade sehr bewusst, bei wem ich mich sicher fühle, wer zu meinem Leben passt.» – Miriam (30), Student:in, Nähe Schaffhausen

Was taugen Dating-Apps?

«Tatsächlich, ich habe durchs Band gute Erfahrungen gemacht mit Online-Dating. Während sechs Jahren war ich immer mal wieder auf Dating-Apps – aus Interesse, Neugier, Spass.

 

Und ich habe immer nur rechts geswipet – also jemanden ausgewählt –, wenn mich jemand wirklich interessiert hat. Mich nur mit einer Frau getroffen, wenn es wirklich passte. Es war mir immer wichtig, ehrlich, authentisch und anständig zu sein. Klar zu kommunizieren. Daraus haben sich ein paar Dates, aber auch längere Geschichten ergeben.

 

Momentan habe ich keine Lust auf die Apps. Ich bin zwar Single, fühle mich aber nicht allein, denn habe ein schönes Umfeld, sehr gute Freund:innen und nicht das Gefühl, dass mir was fehlt. Ich bin gerade sehr bei mir.» – Tim (42), Projektentwickler, Bern

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Antonio

in vierter Ehe und nun bereits 31 Jahre verheiratet, haben wir, meine Frau mit 29 und ich mit 45 gefunden woraus unser gemeinsamer Sohn hervorgegangen ist. Meine Frau im Sternzeichen Scorpion geboren und ich ein typischer Zwillinge Mann—-von dergleichen Verbindungen wird allgemein abgeraten. Und doch stimmt es wenn man sagt, mentale Gegensätzlichkeiten ziehen sich an. Liebe geht bisweilen seltsame Wege. Die Evolution hat uns Menschen auferlegt sich zunächst einmal selbst zu lieben und unseren sexuellen Dringlichkeiten zur Erhaltung unserer Art der Fortpflanzung nachzukommen. Wäre es anders, so wäre die Menschheit längst ausgestorben. Fakt ist die einander Respektierung,
also die Eigenheiten des Partners anzunehmen. Dieses Gefühl einander angenommen zu werden ergibt den Vorteil, seinem Partner/In nahe zu bleiben.

Ella

Ich habe es tatsächlich aufgegeben, jemanden zu finden. Bei Männern gelte ich als Naturschönheit, sie sind schnell in mich verliebt. Aber ich habe noch keinen gefunden, der wirklich mich liebt, sie lieben immer nur das Bild was sie von mir oder schönen Frauen haben. Die letzte Beziehung hielt acht Jahre, so lange habe ich es versucht, so viel Kummer. Sowie man aus der Phase raus ist, wo sie einen stolz daherzeigen, wenn sie einen wirklich kennenlernen, feststellen, dass man sich nicht als Zeigepüppchen eignet, fängt eigentlich die Trennung an. Meine Männer kamen nicht mit meinem Intellekt klar, nicht damit, dass ich deutliche Grenzen setze. Ich bin nicht gewillt online oder offline Microcheating zu dulden, nur weil der Mann neben mir durch mich sein Ego aufgewertet hat und dann denkt, wenn er mich bekommen hat, kann er alle haben. Besonders schlechte Erfahrungen in dieser Richtung habe ich mit meinen letzten beiden Männern gemacht, die optisch nicht so attraktiv waren. Nun bin ich seit drei Jahren Single und so ausgeglichen wie noch nie in meinem Leben. Kein Mann mehr, der mich zwar unbedingt haben will, aber danach nicht für die Beziehung einstehen will. Keine Lügengebäude mehr, wenn man Männer beim Microcheating erwischt. Die Frage die bleibt ist: Sind alle Männer so?

Günter

Hallo Ella, die Antwort auf Deine Frage ist nach meiner Meinung nicht die Frage, ob Männer so sind, sondern ob nicht alle Menschen so sind…nämlich von-Zeit-zu-Zeit einfach nur Bestätigung – bis hin zu Bewunderung – suchen. Und brauchen. Ich finde das ist normal – und sehe darin kein echte Gefahr für eine Beziehung. Ein wesentlicher Punkt für die Basis einer Liebesbeziehung ist die Wertschätzung des Partners/der Partnerin. Ich lasse z. B. meiner Freundin (die wirklich sehr gut aussieht) durchaus Gelegenheit und dieFreude daran, zu “fremdeln”. Wichtig ist, das sie letztlich weiß, was sie man mir hat (und umgekehrt natürlich auch ich an ihr). Gegenseitige Wertschätzung eben! Und speziell für Dich, als Tipp: Versuche, unvoreingenommen neue Bekantschaften anzugehen. Ist zwar leicht gesagt, aber wichtig!

Fischerin

Hallo Ella, ich finde Deinen Bericht sehr interessant. Ich hatte eine Bekannte, die auch darunter gelitten hat, daß sie als hübsche Frau viel begehrt und irgendwie instrumentalisiert wurde, z.B. als “Muse” eines Malers. Zuletzt wollte sie ihre Doktorarbeit schreiben und begab sich dafür an eine fremde Uni, wo sie einen “Doktorvater” fand, der sich prompt in sie verliebte. Es endete damit, daß sie diese ihr wichtige Arbeit nicht abschließen konnte. Sie ist regelrecht geflohen, emigriert und hat alle Kontakte abgebrochen, damit auch ein großes Stück ihres früheren Lebens aufgegeben. Kannst Du das nachvollziehen?
Ich vermute, daß sehr hübsche Frauen leicht demjenigen nachgeben, der am meisten Energie aufwendet oder irgendwie äußerlich attraktiv ist, daß sie zu sehr unter Druck geraten und so nicht die “richtige” Entscheidung treffen können.
Viel Glück für Dich, bestimmt kommt doch noch der Mann, der an Dir als Mensch interessiert ist.

E. Tina

Hallo Ella, du kannst mir glauben, dieses Schicksal betrifft nicht nur sehr attraktive Frauen. Unterdessen gehe ich nicht mehr davon aus, dass das Fremdschauen, Flirten oder versteckte/offene Anmachen überhaupt etwas mit dem anderen Part in der Beziehung zu tun hat. Ich habe es in allen Beziehungen vor meiner jetzigen auch so erlebt und würde mich optisch als Durchschnitt bezeichnen. Dieses Verhalten hat einzig mit dem Menschen zu tun, der es an den Tag legt – hat aber meist gravierende Auswirkungen auf den anderen Part. Und es ist respektlos. Es macht den Menschen neben sich zur Austauschware und den Menschen außerhalb der Beziehung zum Objekt. Es ist also eine zweifache Entwertung, um sich selbst aufzuwerten. Diese Entwertung hat mir menschlich sehr geschadet, obwohl ich überall als Powerfrau gesehen wurde (Familienunternehmen). Besonders in der vorletzten Beziehung habe ich das mitgemacht, wovon ich dachte, ich sei ein Ausnahmefall: Mein damaliger Freund behauptete, ich sähe Gespenster, ich sei überempfindlich, belästige ihn mit Drama und sei schuld am Zustand unserer Beziehung (weil ich sein Verhalten und die Auswirkung auf mich thematisiert habe). Bis ich dann eine Frau angesprochen habe, mir der er “nicht” versteckt geflirtet hatte… Ich trennte mich, habe aber über drei Jahre gebraucht, um mich von den Manipulationen zu erholen. In den sozialen Medien habe ich dann lesen müssen, dass es so vielen Frauen ähnlich geht wie mir. In einem Coaching habe ich gelernt,wie man die eigenen Grenzen schon in der Kennenlernphase vermittelt. Davor hatte ich ehrlich gesagt richtig Angst, weil ich es im Privaten nun gewohnt war, dass man mir abspricht, was ich sehe und sage. Es hat aber geholfen. Ich bin vor zwei Monaten mit einem Mann zusammen gezogen, der mich mit seiner Offenheit immer wieder überrascht. Der sich wundert, wenn ich etwas “zu vorsichtig erbitte”, kein Auge für andere Frauen hat, weil er mich liebt und in sich ruht. Selbst sein Smartphone liegt offen rum, manchmal bittet er mich, für ihn damit jemanden anzurufen. Das ist für mich neu und bringt eine ungeheure Entspannung in mich. Einfach so vertrauen können. Einfach alles sagen können. Also nein, es sind nicht alle Männer so wie von dir beschrieben und auch von mir erlebt. Ich empfehle dir, was mir beigebracht wurde und geholfen hat: Kenne und kommuniziere deinen Grenzen. Erfrage und hinterfrage. Sortiere die aus, die nicht klar in ihrem Handeln und ihrer Persönlichkeit sind.

Maik

Hmmm, sehr interessant, dass mal aus der fraulichen Sicht zu erfahren! Danke für die Erkenntnis Ella! Stimme da auch absolut mit dir überein, dass auch Michrocheating am Ende Cheating bedeutet, es sei denn, die Beziehung gestaltet sich diesbezüglich in gegenseitigem Einvernehmen, offen. Die Frage, die ich nach dem Lesen deines Beitrages habe: Hast du deinen Partnern gezeigt, dass du sie liebst, dass sie die Einzigen für dich waren? Es wäre ja möglich, so schwer nachvollziehbar es sich auch anhören mag, dass diese Männer sich diesbezüglich am Ende gar nicht sicher waren und sich deshalb irgendwie “absichern” wollten, um nicht in ein tiefes Loch zu fallen? Ich habe jedenfalls durch deinen Bericht dazu gelernt und meine Erfahrung ist: Kommunikation, Kommunikation und nochmals…Reden darüber, was man selbst für sich und die Partnerin möchte, ohne einzugrenzen, ohne zu erdrücken, klar formulieren, nachfragen, ob ich das richtig verstanden habe usw. Ergänzend unterschreibe ich Veit Lindaus Vision von Beziehung: ein gemeinsames Anliegen und den Respekt, den anderen anders sein zu lassen, voll und ganz! LG Achso und natürlich “NEIN” es sind nicht alle Männer so!

Barthold Bertil

Meine Frau hat mir vor elf Jahren ein Ultimatum gesetzt: Entweder Paartherapie oder sie geht. Erst ein Jahr später hat sie mich dann geheiratet. Heute bin ich ein anderer Mann, das muss ich leider eingestehen. Von meinen damaligen Kumpels treffe ich keinen mehr. Bin heute noch erschrocken, was ich mit denen damals für ein Frauenbild hatte. Was mir meine Eltern vorgelebt haben, habe ich nun reflektiert. Ihre Ehe und auch die meiner Geschwister sehe ich jetzt mit ganz anderen Augen. Wie sie uns erzogen haben war falsch, das konnte ich dann so feststellen. Probleme unter den Teppich zu kehren und den Benenner derer an den Pranger zu stellen war fast an der Tagesordnung. Meine sämtlichen Beziehungen sind dadurch gescheitert. Mein Bruder tyrannisiert mit dieser Art immer noch seine Frau, meine Schwester alle. Und ich musste mir eingestehen, dass ich alle meine Freundinnen hundmiserabel behandelt habe. Meine jetzige Frau hat sehr gelitten, ich hätte ihr einfach zuhören, fühlen und glauben müssen. Noch immer habe ich das Gefühl, mich noch weitere tausend Male bei ihr entschuldigen zu müssen. Nach der Therapie fühlte ich mich wie erwacht, als sei eine Last von mir genommen. Das Leben mit einer Frau die man liebt kann so schön sein. Ich bin meiner Frau dankbar, dass ich ihre Liebe nun so befreit erleben darf.

Clarissa

Eigenartiger Artikel: In der Überschrift geht es um Liebe und was sie genau ist und dann sind alle, die zu Wort kommen, alleine. Natürlich kann man auch als Single gut durch das Leben gehen und wenn man verwitet ist, ist es sicher noch schwieriger, wieder jemanden in sein Leben zu lassen, aber in Beziehung zu anderen sein, Bindung eingehen, Verantwortung übernehmen für sich, für die Bezeihung, für den anderen und für alles, was daraus erwächst, das ist doch das, was Liebe ausmacht. Hier drehen sich alle um sich, müssen sich “über sich selbst klar werden”, “sich finden”, “auf sich hören” etc. Das ist ja alles gut und wichtig – aber wo bleibt der andere? Nur Eigenliebe??? “Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.” Das ist verkürzt, wenn man nur den anderen lieben soll, aber auch, wenn sich alles nur um einen selbst dreht. Da sein “in guten wie in schlechten Tagen” für den Partner, für die Kindern, für die Eltern, für die Familie, für Freunde… und Menschen haben, die da sind, die einen tragen, wenn das Leben über einen selbst hereinbricht oder man es feiern kann; sich gegenseitig durch das Leben begleiten und es sich möglichst oft leichter und schöner machen, auch wenn man es sich leider oft gegenseitig schwer macht. Sich gegenseitig aushalten und sich dem anderen zumuten dürfen! Nicht durch zahllose Beziehungen “swipen” und gehen weil der “Funke” der Verliebtheit erloschen ist, erst dann kann wirkliche Liebe wachsen. So sehe und erlebe ich das jedenfalls!

Martin

Clarissa, die Idee des Artikels ist genau das: Nicht klischeehaft Paare zu fragen, was Liebe ist, sondern unterschiedliche Perspektiven zu diesem Thema gezeigt zu bekommen. Deswegen wurden fast schon provokativ Leute gefragt die im Moment (!) alleine sind, zum Teil aber in der Vergangenheit in Beziehungen waren, alle in komplett unterschiedlichen Situationen. Getreu dem Motto, “brauchen wir nicht alle traditionelle Paarliebe zum Überleben?” Nein, brauchen wir nicht, wie dir diese 12 Leute sagen.

Lukas

Hallo,
was man alleine hinbekommen kann ist jedenfalls, dass man schöne Momente nicht mehr unbedingt mit jemanden teilen “muss” (weil man das vielleicht wirklich mag, mir geht es zB so), oder man macht das mit platonischen Freunden – wobei sich das finde ich nicht so intensiv anfühlt.
Es gibt eben immer noch Bedürfnisse die man sich alleine nicht erfüllen kann: Kuscheln, Necken (Blödeln, Witzeln das man nicht so wirklich mit Freunden macht), sich lang in die Augen schauen und zu grinsen weil man sich gemeinsam wohl fühlt und alles andere rundherum nebensächlich wird, Händchenhalten und Sex natürlich. Weshalb ich es sehr schwer finde, beinah unmöglich – bzw. nur für Zeitabschnitte, allein mit Selbstliebe zu leben, weil die zuvor genannten Interaktionen wichtige Bedürfnisse für mich darstellen. Vermutlich zum Teil auch aufgrund der natürlichen Triebe sich fortzupflanzen!? Oder auch einfach weil ich es toll finde, wenn man sich gegenseitig toll findet und gerne Zeit miteinander verbringt. Da ist auch ein Mensch, der gerne mit mir was erleben möchte und mich wertschätzt. Ich finde eine Liebesbeziehung gibt so viel Kraft, beide profitieren davon.
Und ich bin ein Mensch, der gerne für wen da ist wenn erforderlich, und zwar ohne einem Gefühl ich muss das tun. Das wünsch ich mir auch vom Gegenüber. Obwohl ich eine sehr gute Partie bin, wie Freunde und Freundinnen mich in dem Kontext bezeichnen, finde ich seit 4 Jahren keine passende Frau. Bloß Affären, und das meistens weil ich eher kompromissbereit und interessiert daran bin, dass eine Verbindung funktionieren kann.
Ich empfinde leider nicht so, dass ich elleine leben möchte/könnte. Das wäre so viel einfacher… ich habe Schwierigkeiten mir das für mein Leben vorzustellen, bin auch erst 33. Ich möchte wirklich die schönen und angenehmen Interaktionen miteinander erleben.
Also letztenendes ist das denke ich eine Charakterfrage, ob man ohne Partner leben kann.