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Palais des Beaux-Arts: Das Genfer Zuhause von Laura Gowen

Leben

Palais des Beaux-Arts: Das Genfer Zuhause von Laura Gowen

  • Text: Florence Schmidt; Foto: Virginie Otth, David Gagnebin-de Bons

Ein Genfer Stadtpalais und die Leidenschaft für Kunst ergeben eine Wohnung, in der Barock und zeitgenössische Malerei lustvoll zueinanderfinden. Besuch bei der Galeristin Laura Gowen.

Im Herzen der Genfer Altstadt, unweit der Saint-Pierre-Kathedrale in einem der ersten jüdischen Viertel des 14. Jahrhunderts, steht ein Gebäude, das in Architektur und Ausstrahlung relativ profan wirkt. Das ändert sich jedoch, sobald man das barocke Stadtpalais betritt. Dann eröffnet sich eine Wunderwelt, vergleichbar mit den geheimen Gärten, die sich in den ehemaligen Stadtmauern der Stadt Calvins und an der Place Neuve verbergen. Hier lebt die Galeristin Laura Gowen mit ihrem Mann und fünf Kindern.

17. Jahrhundert

Schon der Eingang dieses Bauwerks aus dem 17. Jahrhundert ist ganz Palais mit dem antiken Treppengeländer aus Schmiedeeisen oder der Trompe-l’OEil-Marmorierung der Wände. Grosse Gemälde schaffen bereits im Treppenhaus eine wohnliche Atmosphäre. Laura Gowens Wohnung befindet sich im dritten Stock, und auch hier heisst die Kunst willkommen: Das Entrée wird von einer in Grösse und Ausdruck beeindruckenden Fotografie bestimmt. Umrahmt von Bücherregalen blickt das Porträt eines ehemaligen Boxers von Richard Avedon auf die Besucher – ein Auszug aus der Serie «The American West», die in den Achtzigerjahren von einem Museum in Auftrag gegeben worden war. Welche Rolle Kultur in dieser Familie spielt, zeigt sich an einer weiteren Bücherwand: Hier stellen die fünf Söhne der Galeristin ihre aktuellen «Comics und Bücher des Monats» aus.

Und dann verlässt man für einen Moment die Gegenwart und taucht in die Wohnkultur vergangener Zeiten ein: mit den drei Salons, die in einer Raumflucht angeordnet sind, einer Enfilade. Dieses architektonische Prinzip ist typisch für die repräsentativen Bauten des Barocks. Dabei werden die Räume so angeordnet, dass die Türen genau gegenüberliegen und man bei offenen Türen vom ersten Raum bis zu Wand oder Fenster des letzten Raums blicken kann. Die Durchgänge entlang der Fenster waren ursprünglich natürlich den Herrschaften vorbehalten, die Dienstboten hatten versteckte Nebengänge zu benutzen.

Omnipräsenz des Steins

Anschliessend an die Salons befinden sich zwei Arbeitszimmer, das Esszimmer und der grosszügige Schlafbereich am Ende des Korridors. Neben der Grösse war es die Ästhetik, mit der die Wohnung die italienischstämmige Galeristin für sich einnahm: «Mir haben die elegante, aber doch diskrete Architektur der Wohnung und die schönen Proportionen zwischen Raumhöhe und Raumgrösse sehr gefallen.» Entscheidend für die Liebe auf den ersten Blick war jedoch etwas anderes: «Diese Omnipräsenz des Steins erinnert mich an das Italien meiner Kindheit, von daher wusste ich, dass dieser Ort den Mittelpunkt meines Familienlebens bilden sollte.»

Verschiedene Stile und Epochen vereinigen sich hier in einer erstaunlichen Harmonie: Die Barockornamente an den Wänden, die antik wirkende Büste und die Skulpturen aus Gips –alles Fundstücke –, die Gemälde von alten Meistern aus dem 17. Jahrhundert, die Möbel und die Sammlung moderner Kunst bilden ein stimmiges Ganzes. Meisterlich vertreten ist die Vergangenheit nicht zuletzt durch die einzigartigen, filigranen Stuckaturen und Holzornamente. Sie stammen vom Genfer Holzbildhauer Jean Jaquet (1754-1839); Herzstück seiner Arbeit ist das Esszimmer, in dem die Eleganz der geschnitzten Girlanden zarter Blumen vom Kachelofen unterstrichen wird.

Laura Gowens Leidenschaft als Kunsthändlerin gehört jedoch der Zukunft. Sie widmet sich der Entdeckung junger Talente der Avantgarde und hat es dabei vor allem auf Erstlingswerke abgesehen. Gegen die Wand gelehnt stehen grossformatige Gemälde wie das prägnante, riesige Bild von Lynette Yiadom-Boakye im Esszimmer. Es durchbricht zusammen mit dem Tisch von Architekt Jean Prouvé die Noblesse des Barocks mit modernem Zeitgeist. Zahlreiche Fotografien und Skulpturen schmücken die Wände und jeder freie Ort – sogar der Hauseingang bietet einem auserlesenen Werk Platz. Eine der interessantesten Arbeiten ist das Foto auf Leinwand von Annelies Strba. Darauf sieht man die Hausherrin in ihrem Büro auf dem antiken Divan liegend. Aufgehängt wurde die Fotografie in ebendiesem Büro, an dem Platz, wo das Foto entstand – ein Bild im Bild und ein subtiler Hinweis darauf, dass Laura Gowen einen kreativen Umgang mit einer Kunst pflegt, die auch Humor kennt. Vermutlich ist das der Grund, dass die Familie sich auf die Passion der Mutter und Ehefrau problemlos einlassen konnte und ihr Zuhause mit einer allgegenwärtigen Mitbewohnerin teilt: der zeitgenössischen Kunst.

www.gowencontemporary.com

Aus dem Französischen von Cécile Maurer; Redaktion: Line Numme

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