
Das neue Heft ist da: Barbara Loop über das Verlassen der Komfortzone
Ab heute liegt die neue annabelle am Kiosk. Lest hier das Editorial von Chefredaktorin Barbara Loop.
- Von: Barbara Loop
- Bild: annabelle
Das Jahr ist erst zwei Tage alt, als ich den Sprung ins kalte Wasser wage. Ich hatte die Bewegung zuvor im Kinderbecken geübt. Jetzt erklimme ich den Sprungturm, hole Anlauf und springe mit einem formvollendeten Salto vom Brett ins Wasser. Tadah! Die Kinder am Beckenrand sind baff.
Ich weiss, dass ein Salto keine Meisterleistung ist und aus mir keine preisgekrönte Turmspringerin mehr werden wird. Trotzdem beflügelte er mich wochenlang: Ich erzählte allen, die es hören wollten, (und auch allen andern) von meiner akrobatischen Glanzleistung und ich freute mich auf die Samstage mit den Kindern im Hallenbad, die mir zuvor lang und ungemütlich kalt erschienen.
Schliesslich konnte ich jetzt durch die Luft wirbeln; ich hatte etwas gewagt, das ich nie zuvor gewagt hatte. Ich hatte meine Komfortzone verlassen und wurde dafür belohnt: Ich bin sanft, mit den Füssen voran im Wasser gelandet und habe ganz nebenbei bewiesen, dass wir Frauen den Sprungturm nicht den pubertierenden Jungs überlassen müssen.
In dieser Ausgabe erzählen fünf Frauen, wie es ist, in der Mitte des Lebens Neues zu wagen: Die Mütter aus Brooklyn, zwischen 40 und 52 Jahre alt, begannen zu skaten und schlossen sich zu den Brooklyn Skate Moms zusammen. Sie fanden ineinander eine Gemeinschaft – und sie fanden, was ihnen zwischen Karriere, Kind und anderen ganz alltäglichen Komplikationen abhandengekommen war: sich selbst.
"Denn liegt der Zauber von Neuanfängen nicht eben darin, etwas zu wagen und für sein Vertrauen in sich selbst und die Welt belohnt zu werden?"
Neu angefangen haben auch die drei Frauen, deren Geschichte meine Kollegin Vanja Kadic in «Der grosse Bluff» aufgeschrieben hat. Sie glaubten, eine neue Liebe gefunden zu haben. Ohne voneinander zu wissen, liessen sich alle drei auf ein und denselben Mann ein. Doch der Charmeur brachte sie um ihr Geld – und um die Fähigkeit, vertrauen zu können. Letzteres wiegt wohl schwerer als der finanzielle Verlust. Denn liegt der Zauber von Neuanfängen nicht eben darin, etwas zu wagen und für sein Vertrauen in sich selbst und die Welt belohnt zu werden?
Einen Neuanfang machen wir in dieser Ausgabe mit einer Kolumne: In «Next Door» erzählen wir Geschichten, wie sie sich vor der Haustür und in der Nachbarschaft abspielen. Und dann ist draussen Frühling, alles wächst und blüht: Wir zeigen die passenden Looks zum alljährlichen Wiedererwachen der Natur. Die Modestrecke macht schon Lust auf den Sommer. Ihr findet mich auf dem Sprungturm!
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