Werbung
Amelia Kinkade – Tierkommunikation

Stil

Amelia Kinkade – Tierkommunikation

  • Text: Julia HoferFoto: Karin Heer

Die berühmte Tierkommunikatorin parlierte schon mit dem Hund von Demi Moore. Und nun hat sie ein ernstes Wörtchen mit dem Büsi von annabelle-Redaktorin Julia Hofer gesprochen.

Die Frau, die mit Tieren reden kann, erscheint in einem knallroten, vorn geknöpften Kleid mit freizügigem Décolleté, die Haare wasserstoffblond, das Shawne-Fielding-Gesicht von einem offensiven Lächeln überstrahlt. Die Hände trägt sie so vor sich her, als müsste der Nagellack eben noch trocknen. Eine durch und durch amerikanische Erscheinung, aber nicht unsympathisch. Die Leoprint-Mörderhacken habe sie extra für meine Katze angezogen, scherzt sie, während sie zum Auto stöckelt. Heute Nachmittag wird Amelia Kinkade, der Superstar unter den Tierkommunikatoren, mit meinem Büsi reden. Und zwar im Sinne von: auf telepathischer Ebene einen Dialog führen mit Fragen und Antworten; nicht im Sinne von: Aha, die Katze stellt die Ohren flach, also hat sie Angst.

Totaler Humbug? Auf alle Fälle werden Kinkades Dienste von Stars wie Demi Moore (sie suchte ihren vermissten Hund) und Pink (ihr Hund liess ausrichten, Elvis Presley wolle Pink einen Song aus dem Jenseits diktieren) in Anspruch genommen. Ihre Bücher werden von Tierfreunden verschlungen. Und sogar die Hofstallungen des Buckingham Palace holten sie schon als Troubleshooterin. Dennoch bin ich skeptisch. Ich kann mir nicht vorstellen, was die Frau mit den Leo-Highheels und mein Büsi zu besprechen haben.

Doch bereits im Auto, auf dem Weg zu uns nachhause, nimmt Kinkade Kontakt zu Fläckli, unserer Katze, auf. Sie fragt sie nach ihrem Lieblingsplatz im Haus. Und hört die Antwort als innere Stimme und übersetzt: «Das Klavier. Ich liebe es, wenn Julia spielt. Sie sollte wieder mehr spielen.» Ich staune nicht schlecht. Tatsächlich habe ich ein Klavier. Auf dem ich viel zu lange nicht gespielt habe. Woher weiss Kinkade das?

Die Katze miaut laut, als die Frau im roten Kleid das Haus betritt. Und ergreift dann die Flucht. Wir reden ihr mit vereinten Kräften zu. Schliesslich setzt sie sich. Amelia Kinkade wird ganz ruhig, sie ist nun bereit, Fläckli Fragen zu stellen. Ich möchte von unserer Katze wissen, warum sie nachts vor unserer Schlafzimmertür miaut und uns weckt, jetzt, wo die Kinder endlich durchschlafen. Die Katze – man zögert, das Verb zu verwenden, aber der Einfachheit halber tun wir es trotzdem – antwortet: «Ich will euch schöne Dinge im Garten zeigen. Tiere, Blumen, den Sternenhimmel. Ihr schlaft zu viel.» Das scheint mir etwas ungerecht zu sein, denn während Fläckli die Tage auf dem Sofa verpennt, müssen wir jeden Morgen früh raus. Ich bitte sie deshalb, die Nachtruhe einzuhalten. Die Katze sagt: «Einverstanden – aber nur, wenn ich neben deinem Mann im Bett schlafen kann.» Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass er das nicht möchte, verhandle ich: «Am Fussende des Betts?» «Nein, auf seinem Kissen.» Ich muss lachen. Damit wird sie nie durchkommen.

Die Katze streicht um den Türrahmen, wie sie es immer tut. Nichts deutet darauf hin, dass sie sich gerade in einem Gespräch befindet. Doch Amelia Kinkade übersetzt unbeirrt weiter: Fläckli fühle sich sehr wohl bei uns – ausser, wenn der Hund auf Besuch sei («Ich hasse ihn. Er bellt so laut, weil er sich selbst nicht mehr hört. Mein Napf stinkt, wenn er daraus frisst»). Die Beschreibung könnte auf den Hund meiner Mutter passen. Zudem sagte sie mir erst neulich, ihr Hund höre schlecht. Jetzt legt sich Fläckli auf den Boden. «Ich vermisse Roger», sagt sie. «Ich möchte, dass er mich wieder füttert.» Tatsächlich wurde Fläckli einmal von einem Nachbarn gefüttert, der Roger heisst. Verblüffend. Das ist Jahre her. Und ich habe es bestimmt nicht auf Facebook gepostet.

Als wir uns an diesem Abend ins Bett legen, frage ich mich noch, ob wir wohl wieder aufgeweckt werden. Ich bin zu müde, um mit meinem Mann eine Diskussion über Katzen im Ehebett zu beginnen. Die Schlafzimmertür bleibt zu. Um fünf Uhr schallt ein ätzendes «MIAAAAAAAU» durchs Haus. In den folgenden Tagen drohe ich Fläckli mehrmals, die Katzentür nachts abzuschliessen, wenn sie nicht sofort mit dem Unsinn aufhört. Irgendwann verriegle ich das Tor. Seither herrscht Ruhe.

Amelia Kinkade gibt am 15./16. 9. einen Workshop in René Stricklers Raubtierpark in Subingen SO
Infos auf www.ameliakinkade.com, www.raubtierpark.ch


Link-Tipp: Forum für Parapsychologie
annabelle-Mitarbeiterin Vivian Scheifele beantwortet Ihre Fragen zu Medialität, Parapsychologie und Spiritualität.