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Fashion Find: Schwebende Träger sind nicht mutig

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Fashion Find: Schwebende Träger sind nicht mutig

Ein Look, ein Piece, ein Fashion-Moment: Was ihr wissen müsst, um diese Woche mitreden zu können, erfahrt ihr in unserer Rubrik Fashion Find. Dieses Mal mit Editor-at-Large Jacqueline Krause-Blouin, die sich fragt, warum Träger in Hollywood nun arbeitslos sind.

Kürzlich war ich auf einer Dinnerparty in einem wunderschönen Haus, in dem ein wunderschönes Bild hing. Leider hing dieses wunderschöne Gemälde schräg. Mich macht so etwas wahnsinnig. So sehr, dass ich mich an dem Abend kaum noch auf meine Unterhaltung konzentrieren konnte, weil ich so einen starken Drang verspürte, das Bild geradezurücken. (Ich weiss, Zeit für Therapie!) Ähnlich geht es mir mit dem neusten Red-Carpet-Trend: Schwebende Träger.

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Kurz zur Erinnerung: Das Wort Träger kommt vom Wort tragen. Und was sollen sie tragen? Genau: das Kleid. In den Looks von Emily Blunt und Florence Pugh (witzigerweise beide Stars aus dem Oscar-Abräumer «Oppenheimer», auch wenn es eher nach «Game of Thrones» aussah) entbehren die armen Träger aber vollends ihrer Funktion. Sie sind plötzlich arbeitslos und fragen sich, warum sie überhaupt noch mitgekommen sind. Tja, gute Frage, Träger! Wenn es nach mir ginge, hättet ihr ruhig zu Hause bleiben können.

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«Das Statement ist zu klein, um eines zu sein»

Damit ich hier nicht als Langweilerin abgestempelt werde, muss ich vielleicht noch anmerken, dass ich dekonstruierte Mode sehr schätze. Ich denke da an Comme des Garçons oder Iris van Herpen, die gekonnt tragbare Kunst kreieren. Aber bei ihnen wären die Träger auch niemals nur ein Mü verrutscht, sondern man hätte einen viel klareren Bruch, eine offensichtliche Irritation geschaffen.

Die Looks von Emily Blunt (Daniel Roseberry für Schiaparelli, der das sonst eigentlich auch sehr gut kann) und Florence Pugh (das coole Mailänder Label Del Core) hingegen tanzen nur ein klein wenig aus der Reihe, das Statement ist zu klein, um eines zu sein. Ausserdem lenkt der ganze Schmuck vom eigentlichen Hingucker ab. Es kommt mir vor, als ob Roseberry eine tolle Idee hatte und dann so viele Publizist:innen und Agent:innen reingeredet haben, dass am Ende ein fauler Kompromiss entstand.

Ein bisschen shocking, aber nicht zu sehr. Falsch statt mutig. Nun, Unentschiedenheit fand ich schon immer langweilig.

So erinnerten mich die «floating straps» leider an eine schlecht sitzende Schwimmweste und alles, was ich tun wollte, als ich die Oscarverleihung verfolgt habe, war, durch den Fernseher zu springen, um diese beiden Kleider ein Stück herunterzuziehen.

«Manchmal gehen wir bewusst nicht auf Nummer sicher», sagte Blunts Stylistin Jessica Paster stolz im Interview mit «Vanity Fair». Und ich finde es amüsant bis befremdlich, dass ein paar Zentimeter von den Schulterblättern abstehende Träger jetzt total Punk sein sollen.

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