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Fashion Weekly: Modissa, du wirst uns fehlen!

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Fashion Weekly: Modissa, du wirst uns fehlen!

In unserer Rubrik «Fashion Weekly» schaut dieses Mal unsere stellvertretende Chefredaktorin Barbara Loop zurück auf die Mode-Woche – und versorgt euch mit Gossip, News und den wichtigsten Highlights.

Modissa schliesst Ende Juli 2022

Ich stand kurz vor der Matura, hatte den Sommer meines Lebens vor mir – und diesen Abschlussball, der mir seit Wochen Bauchschmerzen bereitete. Damals war ich eher der alternative Typ – eher Claire Danes in «My So-Called Life» als Alicia Silverstone in «Clueless» –, so ein Ball war also eine komplizierte Sache und die Suche nach dem richtigen Kleid glich einer Staatsaktion. Fündig wurde ich schliesslich in Zürich bei Modissa: schokobrauner Samt, figurbetonter Schnitt – das Kleid hängt Jahre später noch immer bei mir zu Hause. Ein solcher Ort war das Modehaus für viele: ein Ort, wo sich Verzweiflung in Vorfreude umschlug, wo Hochzeiten und Silvesterfeiern stilsicher vorbereitet wurden – oder auch einfach nur der kommende Sommer.

Jetzt schliesst das Traditionshaus, das seit der Gründung 1944 in Familienbesitz ist, seine Türen für immer. Schon Ende Juli wird es so weit sein. Betroffen sind das Haus an der Zürcher Bahnhofstrasse sowie die Filiale in Winterthur, 75 Angestellte verlieren ihre Arbeit. Die Modebranche habe sich verändert, das Unternehmen sei nicht zuletzt in den Jahren der Pandemie immer stärker unter Druck geraten und habe Verluste geschrieben, begründet das Unternehmen den Entscheid. Mit Modissa verliert Zürich eine Institution.

Schatzsuche

In Zürich findet dieses Wochenende der erste «Design-Salon» statt. In der Villa de Sein am Rieterpark präsentieren – «klein, aber fein» – neun Schweizer Labels aus den Bereichen Textil, Schmuck und Wohnen ihr Kunsthandwerk.
– 13. bis 15. Mai, Fr. 14–20 Uhr, Sa. 12–20 Uhr, So. 12–18 Uhr, Villa de Sein, Scheideggstr. 28, 8002 Zürich, numme.online/events

Sneaky Sneakers

Fast 7000 Besucher:innen fanden vergangenes Wochenende den Weg nach Oerlikon zur Sneakerness, der grössten Turnschuhmesse Europas. Rund 30 Aussteller:innen boten über 10 000 Sneaker im Wert von 100 bis 12 000 Franken an. 2008 in Bern gegründet, geht der Event für private Verkäufer:innen und Käufer:innen sowie professionelle Re-Seller:innen 2022 in Amsterdam, Rotterdam, Paris, Mailand – und eben Zürich über die Bühne.

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Um Sneakers als potenzielle Sammlerstücke geht es auch beim neusten Coup von Balenciaga. Die Kampagne zum frisch lancierten Paris Sneaker zeigt einen bis zur Unkenntlichkeit abgetragenen Turnschuh, der nur noch entfernt an einen Converse-Schuh erinnert. 1590 Franken kostet der Turnschuh im Used-Look aus der auf 100 Stück limitierten «Paris Sneaker Full Destroyed»-Kollektion.

Bei dem Preis trägt die Tatsache, dass der Schuh in Wahrheit nicht ganz so arg mitgenommen ist, wohl kaum was zum Verständnis bei. Anstatt wie ein Relikt aus der Zeit der Pfahlbauer sieht der Schuh im Handel einfach «nur» zerlöchert aus. Ein kaputter Stoffschuh im Wert eines Luxusschuhs aus bestem Leder? Der Paris Sneaker sorgt für Kopfschütteln und hat aber gerade auch darum Sammlerpotenzial.

Die gute Nachricht ist: Wer keine 1590 Franken für einen zerschlissenen Treter aufwerfen kann oder will, kann sich den Paris Sneaker auch in normaler Ausführung besorgen. Auch der ist erst ab 485 Franken zu haben. Aber betrachtet es als Investition: Je länger ihr den Paris Sneaker trägt, je vollständiger ihr ihn also zerstört, desto wertvoller müsste er doch eigentlich werden, oder?

Die Mode im Reisefieber

Nennt es «Cruise», nennt es «Resort» oder auch einfach «Winter»: Die grossen Modehäuser preisen die schönsten, neuen Looks für unterwegs an. Vorbei ist die Zeit der covidbedingten Zwangspause, in der sich die Modebranche läuterte und aus dem Homeoffice via Zoom-Call die Abkehr heraufbeschwor vom Wahnsinn der zwölf Kollektionen pro Jahr, von der Überproduktion und der kerosinlastigen Jetset-Mentalität. Genau wie vor der Pandemie werden wichtige Kund:innen und ausgewählte Presse rund um die Welt geflogen, um an exklusiven Orten mit Fernwehgarantie die Mode der Zwischensaison zu sehen.

Den Anfang machte Chanel im zumindest für die europäischen Gäste vernünftig nahegelegenen Monaco: paillettenbesetzte Kleider und Jumpsuits aus Tweed, die an Overalls von Mechaniker:innen erinnerten, kurze rote Ledershorts und passende Crop-Jackets im 80ies-Looks und Teekleider aus Chiffon, Tennisschläger mit Chanel-Logo – und natürlich Handtaschen.
In den nächsten Wochen geht die Reise dann erst richtig los: mit Louis Vuitton nach San Diego, mit Gucci nach Puglia, mit Balenciaga nach New York und mit Dior nach Sevilla. Au revoir schlechtes Gewissen, bon voyage Mutter Erde!

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