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Plastic Fantastic: Warum ist Plastikschmuck wieder im Trend?

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Plastic Fantastic: Warum ist Plastikschmuck wieder im Trend?

Während vielerorts auf Plastik verzichtet wird, setzt die Modeindustrie genau darauf. Doch wieso ist Plastikschmuck wieder so im Trend?

Wir verbannen Plastiksäckli aus Supermärkten, Luftpolsterfolie aus Paketen und den Strohhalm aus unserem Iced Matcha – selbst wenn uns die Netflix-Doku «Seaspiracy» jüngst die Illusion raubte, dass Letzteres die Schildkröten retten würde. Und die Mode? Feiert Plastikschmuck, als wären wieder die Neunziger. Während Bottega Veneta die Kunststoffästhetik bei der viel besprochenen Telefonkabel-Kette nur imitiert (sie besteht aus Sterlingsilber), verlangt Balenciaga 640 Franken für eine aus bunten Polyester-Chrälleli.

Natürlich ist der Hype um auffälligen Schmuck rasch erklärt in einer Zeit, in der wir uns hauptsächlich vom Bauchnabel aufwärts in Zoom-Calls sehen. Schmuckstücke sind die neuen Schuhe. Und das neue Parfum, das sogar durch Bildschirme hindurch subtil einen Hauch Extravaganz zu versprühen vermag. Je bonbonfarbener, desto betörender.

Schmuck für Jahrhunderte

So fluten die Plastikringe des spanischen Labels La Manso denn auch seit Monaten unsere Instagram- Feeds. Designerin Adriana Manso kreiert ihre Bijoux so, «dass sie für immer im Leben meiner Kundinnen bleiben». Nun könnte man zynisch erwidern, dass sie nicht nur das Leben ihrer Kundin überdauern werden, sondern auch jene ihrer Kindeskinder – Kunststoff benötigt mitunter Jahrhunderte, um in Mikroplastik zu zerfallen (wobei der Zerfall das Problem nicht entschärft). Ein kurzlebiger Trend, der ewig währt?

Immerhin kreiert Adriana Manso ihren Schmuck aus Vintage-Funden. Das Zürcher Yan-Jiang-Studio nutzt gebrauchtes Verpackungsmaterial für seine Ohrringe. Und die Westschweizerin Vanessa Schindler fertigt ihre aus Bioresin, einem Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen. Vielleicht verhält es sich mit Plastik ja ähnlich wie mit Gold und Diamanten – je rarer, desto begehrter. Wenn dereinst auch der abgelegenste Volg unverpackt verkauft, die finale Luftpolsterfolienblase zwischen zwei Fingern geplatzt ist und wir uns alle mit Röhrli aus Weizen abmühen, werden wir Plastikschmuck vielleicht als jene Wertanlage im Banktresor aufbewahren, als die ihn Balenciaga schon heute propagiert.

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