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Viva Surselva!

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Viva Surselva!

  • Text: Leandra Nef; Fotos: Daniel Valance (1), Leandra Nef (1), Surselva Tourismus (2)

Man muss nicht weit reisen, um neue Welten zu entdecken: Die Landfrauen der Surselva bringen ihren Gästen das Landleben näher – mit guter Küche und einer Nacht unter Sternen.

Rund ein Dutzend Landwirte gab es hier früher, erinnert sich Familie Albin, jetzt sind es vier. Sohn Vital ist mit zwanzig Jahren der jüngste Dorfbewohner, und wo Vater Robert einst zur Schule ging, führt seine Frau Edith Albin heute ein Gästehaus – den einzigen Tourismusbetrieb im Ort. Tersnaus, eine Gemeinde im Val Lumnezia, Surselva, erinnert Besucher zu Recht ein wenig an den charmanten Schauplatz eines längst abgedrehten Heimatfilms. Dachte eine Städterin, ihr Altstadtzimmer gen begrünten Innenhof sei idyllisch, revidiert sie ihre Definition des Begriffs wohl bereits beim Verlassen des Postautos.

Edith Albin ist zwar die einzige Landfrau in Tersnaus, die Gästen das Scheunentor zu ihrem Biohof öffnet. In der gesamten Surselva aber ist sie eine von vielen, die Besuchern einen Einblick ins Landleben gewähren und damit die Entwicklung des Agrotourismus in der Region entscheidend vorantreiben. Auch Martha Spescha aus dem Nachbartal gehört dazu. Sie ist Mitglied des Vereins Swiss Tavolata, serviert Schweizer Landfrauenküche in der eigenen Stube, während Mann Gerold stolz vom Tag erzählt, als Kuh Enzian zur schönsten des Landes gekrönt wurde.

Essenszeit auch bei den Albins. Wer bei den Nahezu-Selbstversorgern eine Tavolata besucht, erhält neben Hausspezialitäten wie Rohmilchalpkäse, Kräuterbutter mit Kräutern aus Edith Albins Heilpflanzengarten und einem hofeigenen Gitzi Nose to Tail auch Erläuterungen zum Essen. «Gchäsed» wird von Mitte Juni bis Mitte September, denn im September geht oben auf der Alp das Futter zur Neige, und es wird Zeit für den Alpabzug. Und die Kräuter in der Butter sollen aufgrund ihres alpinen Nährbodens eine stärkere Heilkraft haben als Kräuter aus dem Unterland.

Es ist spät geworden. Edith Albin geleitet ihre Gäste auf die Strohbühne über dem Freilaufstall, zu strohgestopften Matratzen aus Leinen, die Roberts Vorfahren einst handgewebt haben. Spätestens jetzt, mit Blick aus dem offenen Nachtlager in den Sternenhimmel, hat wohl auch der letzte Verfechter begrünter Innenhöfe diesen Ort als Inbegriff eines Idylls verstanden.

 

Tipps

SCHLAFEN & ESSEN

Biohof Albin
Heilkräuterseminar, rätoromanische Kultur-Tavolata, Schlafen im Stroh – auf dem Biohof Albin erleben Gäste (ent-)spannende Tage. Und zwei Menschen, die mit Herz und Seele Gastgeber sind.
Via Dacla 9, Tersnaus, Tel. 081 931 12 68, biohofalbin.ch, Ferienwohnung ab 130 Fr. exkl. Endreinigung, Preis für Seminar und Tavolata auf Anfrage

Arca da Siat
In Siat oberhalb von Ilanz hat Marita Cahenzli gemeinsam mit ihrem Mann den ersten Archehof Graubündens gegründet. Auf der von Pro Specie Rara anerkannten Arca da Siat leben gefährdete Nutztierrassen wie Wollschweine und Schweizerhühner. Ein besonderes Erlebnis ist ein Wochenende im hofeigenen Maiensäss.
Arca da Siat, Via Quadras 22, Siat, Tel. 081 925 16 35, arcasiat.ch, Maiensäss ab 32 Fr. pro Person und Nacht, Ferienwohnung 100 Fr. pro Nacht

Swiss Tavolata
Landfrauen kochen und servieren bei sich zuhause, was vom eigenen Hof oder aus der Region stammt, so, wie es Familienrezepte überliefern. Schweizweit schliessen sich dreissig Gastgeberinnen zu Swiss Tavolata zusammen, eine davon ist Martha Spescha aus der Surselva.
Martha Spescha, Via Sansandrisch 31, Surcuolm, Tel. 081 933 17 36, surpresa.ch
Swiss Tavolata, Tel. 062 772 26 13, swisstavolata.ch

Ilanzer Wochenmarkt
Auf dem Ilanzer Wochenmarkt verkaufen Bauernfamilien jeweils samstags, was die laufende Ernte und Produktion abwerfen.
Marktplatz, Ilanz, ilanzer-wochenmarkt.ch

AUSFLÜGE

Cavra del Sass
Besonders mit Kindern ein tolles Erlebnis: das Geissen-Trekking mit Claudia Bosshard-Gallati von Cavra del Sass. Mal führen ihre Wanderungen auf die Greina-Hochebene, mal entlang des Piz Mundaun, vorbei an den sagenumwobenen Zwillingsbäumen. Sogar einem Wolfsrudel ist sie hier oben schon begegnet.
Cavra del Sass, Tel. 077 425 99 22, cavradelsass.ch

Ruinaulta
Im Nordosten der Surselva befindet sich die Ruinaulta, die Rheinschlucht. Rangerin Pirmina Caminada erzählt Entdeckern auf einer Erlebniswanderung mehr über deren einzigartige Geologie, Pflanzen- und Tierwelt. Pirmina Caminada, Tel. 081 936 80 77, pirmina.ch, rheinschlucht.ch

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1.

So geht Idylle: Bei Edith Albin geniessen die Gäste nicht nur Kräuter aus ihrem Garten …

2.

…sondern können auch im Stroh schlafen.

3.

Mehr über die Pflanzenwelt der Region erfährt man auf Touren durch die Rheinschlucht.

4.

Cavra del Sass: Geissen-Trekking mit Claudia Bosshard-Gallati.

5.

Souvenir: Der Scarnuz – Papiertüte – wird mit Bündner Köstlichkeiten aus Bäuerinnenhand gefüllt. Scarnuz Grischun, Gruppe Surselva, Markal 2, 7134 Obersaxen, Tel. 079 308 29 64, scarnuz-grischun.ch