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«14 Wochen Mutterschaftsurlaub sind ein Witz»

Familie

«14 Wochen Mutterschaftsurlaub sind ein Witz»

In unserer Rubrik «The Mamas and the Papas» kommen Eltern aus der Schweiz zu Wort: Ein ehrlicher Fragebogen über Liebe, Erschöpfung, politische Missstände und Parenting-Hacks. Diesmal mit Rahel, Mutter von drei Kindern.

Vorname: Rahel

Alter: 34

Kinderanzahl und Alter: Drei Kinder – zwölf, neun und sechs Jahre alt

Beruf: Journalistin

Familienstruktur: Ich arbeite 80 Prozent, der Vater meiner Kinder 90 Prozent. Wir sind getrennt, die Kinder leben hauptsächlich bei mir.

So erschöpft bin ich gerade von 0 bis 10: 3

Ein Gerücht über Eltern, das stimmt: Dass wir manchmal viel zu viel über unsere Kinder quatschen

Das gönne ich mir, seit ich Mutter bin: Im Sommer immer wieder mal einen Znacht in der Badi, statt zu kochen. Etwas Besonderes – weil das für eine ganze Familie nämlich ein unerwartet teurer Spass ist.

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«Ist das T-Rex-Shirt in der Wäsche, wird es anstrengend»

Am anstrengendsten im Alltag mit Kindern finde ich: Ich finde den Alltag mit meinen Kindern meistens ziemlich entspannt. Ausser dann, wenn es um spezielle Kleiderwünsche geht, die sich nicht erfüllen lassen. Zum Beispiel, weil das Lieblingsshirt mit T-Rex gerade in der Wäsche ist.

Eine Anschaffung, die für die Katz war: Der Kinderwagen mit Babyschale. Den fanden alle meine Kinder total doof. Zumindest bis sie ein Jahr alt waren.

Eine Anschaffung, die uns das Leben gerettet hat: Die Babytrage

Das nervt mich an anderen Eltern am meisten: Immer wieder höre ich von Frauen, wie sie sich – zu Recht – über die Mehrfachbelastung von Job, Hausarbeit und Kinderbetreuung beklagen, weil immer alles an ihnen hängen bleibt. Da frage ich mich dann manchmal: Es gibt ja auch noch einen Vater – wo bleibt sein Anteil am Ganzen? Und wieso forderst du keine Gleichberechtigung ein?

Das letzte Mal ausgeschlafen habe ich: Vor etwa zwei Wochen

Das hat sich am Verhältnis zu meinem Körper geändert, seit ich Mutter bin: Ich habe meine Schwangerschaften immer sehr genossen. Und mittlerweile kann ich es auch sehr gut handeln, dass meine Post-Stillzeit-Brüste nicht mehr so sind wie mit Anfang 20. Denn hey: They are warriors! Sie haben drei Babys versorgt.

Ein Teil von mir, den ich vermisse: Ich habe immer versucht, ich selbst zu bleiben, auch mit Kindern. Ich finde, dass wir Eltern das manchmal zu sehr trennen. Wieso die Kinder nicht auch mal an ein tolles Sommerkonzert im Park mitnehmen? Wir durften so schon ganz viele wunderschöne gemeinsame Momente erleben.

Eine Sache, die sich familienpolitisch in der Schweiz ganz dringend ändern muss: Können wir bitte eine Elternzeit einführen? Die 14 Wochen Mutterschaftsurlaub und zwei Wochen Vaterschaftsurlaub sind ein Witz. Und der Name «Urlaub» gehört auch gleich abgeschafft.

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«Wir müssen über die Rolle der Väter sprechen»

In dieser Situation spüre ich die Liebe zu meinen Kindern immer ganz intensiv: Wenn ich ein lustiges, von ihnen gezeichnetes Porträt von mir geschenkt kriege. Beim Kuscheln vor dem Einschlafen oder dem Aufwachen. Und beim Verabschieden, bevor sie in die Schule oder in den Kindergarten losziehen.

Wenn die Stimmung zu Hause bei allen kippt, hilft am besten: Es gibt Tage, an denen die ganze Familie abends müde nach Hause kommt, weil es in der Schule und bei der Arbeit anstrengend war. Dann ist es Zeit für Dok-Znacht. Wir kuscheln uns alle zusammen aufs Sofa, essen – ausnahmsweise nicht am Esstisch, sondern auf dem Couchtisch – Avocado-Brötchen und gucken einen Dokufilm, der für jedes Alter passt.

Kindergeburtstage finde ich… grossartig, aber auch ein bisschen anstrengend.

Der beste Tipp an alle frischgebackenen Eltern: Dieser Tipp geht an die Mütter: Es bringt niemandem was, wenn ihr eine Woche nach der Geburt schon wieder mit schmerzendem Bauch und Baby im Tragetuch umgeschnallt auf dem Spielplatz oder beim Familienfest antanzt. Nehmt euch nach der Geburt Zeit – für euch, euren Körper und euer Baby.

Ein schnelles Gericht, das alle lieben: Pesto Genovese. Ist in 10 Minuten fertig.

Eine Sache, die sich in der Arbeitswelt aus Elternsicht dringend ändern muss: Die Zeiten, in denen ein Grossteil der Mütter Vollzeit zu Hause Kinder betreut, sind vorbei. Umso mehr braucht es nun die Väter, die einen Teil der Care-Arbeit leisten. Dies bedingt einerseits Arbeitgeber:innen, die Männern genauso wie Frauen Teilzeitarbeit ermöglichen. Andererseits müssen Väter dies auch aktiv einfordern. An meinem früheren Arbeitsort hatten wir übrigens die 4-Tage-Woche eingeführt, was sehr gut funktioniert hat.

Der beste Film für die ganze Family: «Encanto», und wenn die Kinder ein bisschen älter sind: «Die fabelhafte Welt der Amélie»

Ein Wort, das nur meine Kinder und ich verstehen: Qe treo muchi

So bringe ich meine Kinder am schnellsten zum Schlafen: Mit einer Geschichte. Manchmal aus einem Buch, manchmal erfinde ich eine. Die handelt dann mal von Dinosauriern mit regenbogenfarbenem Fell, mal von einer Birne namens Babette. Und sie geht immer weiter, bis die Äuglein zu sind.

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