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«Es gibt kein ‹krank genug›»: Das müsst ihr über die Mental-Health-App «Aepsy» wissen

Gesundheit

«Es gibt kein ‹krank genug›»: Das müsst ihr über die Mental-Health-App «Aepsy» wissen

Mit «Aepsy» soll man in wenigen Klicks passende psychologische Unterstützung erhalten. Co-Founder Nicolas Egger über mentale Belastungen und den Mut, sich seinem Umfeld anzuvertrauen.

«Ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung leidet innerhalb eines Jahres an einer mentalen Belastung oder Krankheit», schreibt das Schweizer Mental Health Start-up «Aepsy» auf seiner Website. «Unsere Belastungen machen uns menschlich», sagt Co-Founder Nicolas Egger (32). Er sieht es als riesige Chance, sich frühzeitig um die eigene psychische Gesundheit zu kümmern.

Seien es Ängste, Stress, depressive Verstimmungen oder Schlafprobleme: «Wir wollen, dass die Menschen mit einer freien Psyche wieder zu sich selbst finden», so Egger. Und das soll möglichst schnell und mühelos gehen: Seit 2020 versteht sich «Aepsy» als Vermittlungsplattform zwischen psychologischen Expert:innen und Personen, die ihre Hilfe suchen. Die Gesprächstherapie sei dabei Mittel zum Zweck, das Leben zu bestreiten.

Mithilfe eines Fragebogens kann man auswählen, welche Lebensumstände einen momentan belasten, wie auch die Intensität und Dauer der Emotionen. Mithilfe dieser Informationen schlägt «Aepsy» zwischen hunderten ausgewählten Psycholog:innen sechs passende Expert:innen vor. Daraufhin wählt man die drei aus, die einem auf den ersten Blick sympathisch sind, und man hat sogar die Möglichkeit, deren Stimmproben zu hören. Nach dem ersten kostenlosen Intro-Call kann man über «Aepsy» mit den Expert:innen in einem verschlüsselten Chat kommunizieren, weitere Sessions buchen und diese gleich über die Plattform bezahlen.

annabelle: Inwiefern haben die tibetanischen Teigtaschen Momos mit der «Aepsy»-Gründung zu tun?
Nicolas Egger: Im Sommer 2019 suchte ich nach psychologischer Unterstützung für meine Freundin. Nach vierstündiger Recherche knurrte mir der Magen. Kurzerhand bestellte ich Momos und hatte sie innert Minuten auf dem Teller. Ich fand es unfassbar, wie schnell ich Essen bestellen konnte, aber bei der Suche nach psychologischer Hilfe auf der Stelle trat. Wenn man sich schon dazu durchringt, Unterstützung zu suchen, sollte es doch eigentlich schnell gehen. Gemeinsam mit meinen zwei Co-Foundern Adonis Bou Chakra (27, Anm. d. Red) und Hiep Doan (31, Anm. d. Red) erweckten wir deshalb «Aepsy» zum Leben. Mittlerweile sind wir ein neunköpfiges Team.

Nach welchen Kriterien wählt «Aepsy» die psychologischen Expert:innen aus?
Es werden nur in der Schweiz anerkannte psychologische Psychotherapeut:innen und freischaffende Psycholog:innen vermittelt, die bereits langjährige Praxiserfahrung haben. In einem persönlichen Interview besprechen wir den Lebenslauf der Therapeut:innen und prüfen, ob unsere Werte übereinstimmen. Die qualitativen und quantitativen Kriterien überprüfen wir laufend und sprechen allfällige Differenzen mit den Fachpersonen an. Uns ist es wichtig, nicht nur einen passenden, sondern auch einen langfristigen Match zu generieren, was zurzeit bei etwa 70 Prozent der Matches der Fall ist. Das Feedback der Klient:innen hilft dabei.

Was, wenn mir ein:e Psycholog:in sympathisch ist, er oder sie aber keine Zeit für mich hat?
Es ist einem selbst überlassen, ob man sich für den Therapie-Slot auf die Warteliste setzen lassen will oder sich in der Zwischenzeit lieber an die anderen Therapeut:innen der persönlichen Top 3 wendet. Man kann seine Suche auch nach Therapeut:innen filtern, die am selben Tag noch Zeit haben. Wir erinnern unsere Expert:innen nach Ablauf der Wartefrist, dass sie sich bei ihren potenziellen Klient:innen melden sollen. Falls jemand auf «Aepsy» die Intensität und Dauer der Belastungen auf höchster Stufe einstellt, poppt sicherheitshalber automatisch ein Fenster mit der Frage: «Notfall?» auf. Daraufhin wird die Person auf eine Seite mit Notfallnummern weitergeleitet.

Wieso wartet man, bis die psychische Belastung so weit fortgeschritten ist?
Wer mental müde ist, gilt in der Gesellschaft nach wie vor als schwach. Als Staat versuchen wir, die Gesundheitskosten unter Kontrolle zu halten, was nicht den Anreiz schafft, sich präventiv Hilfe zu suchen – vor allem ohne eine ärztliche Diagnose. Mit «Aepsy» wollen wir die Hürde zu psychologischer Unterstützung verkleinern. Es gibt kein «krank genug».

Und doch kostet es die Leute oftmals viel Mut, dem privaten oder beruflichen Umfeld von psychischen Problemen zu erzählen.
Das stimmt. Wenn jemand sagt «Es geht mir nicht gut», hat man das ernst zu nehmen. Das Wichtigste ist Empathie: Das heisst, der Person zuzuhören, allenfalls eigene Erfahrungen zu teilen und sie dazu zu ermutigen, mit Expert:innen zu sprechen. Unsere Eltern und Grosseltern hätten vermutlich auch schon Therapiestunden benötigt; wenn ich mich mit älteren Generationen über mentale Gesundheit unterhalte, wünschen sie sich, dass sie einen gesünderen Zugang zu ihren Emotionen gehabt hätten.

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«Wer mental müde ist, gilt in der Gesellschaft nach wie vor als schwach.»

Eine persönliche Frage: Gehen Sie auch zur Therapie?
Natürlich. Für mich ist es ein schöner Gedanke, dass einem bei einer Herausforderung ein anderer Mensch hilft, gestärkt aus der Situation zu kommen.

Woran merkt man, den oder die richtige Therapeut:in gefunden zu haben?
Hier sollte man auf seine Intuition hören: Wenn man sich vom Gegenüber verstanden fühlt und die therapeutischen Vorgehensweisen zu den Problemen passen, sind das gute Zeichen. Es braucht jedoch Zeit, um richtiges Vertrauen aufzubauen und nachhaltig an seiner Psyche zu arbeiten.

Und wenn es mit dem oder der Therapeut:in doch nicht stimmt?
Die Fachperson ist sich bewusst, wie wichtig der Beziehungsfaktor ist, denn sonst funktioniert jegliche Form von Intervention nicht. Es ist also im Sinne von beiden, allfälliges Misstrauen offen anzusprechen. Es ist normal, dass Therapiestunden emotional aufwühlen, aber wenn das Bauchgefühl ganz klar «Nein» zu der Fachperson sagt, sollte man das nicht ignorieren.

Zu guter Letzt: Was bedeutet eigentlich «Aepsy»?
Für den Namen haben wir uns von der griechischen Mythologie inspirieren lassen: Liebesgott Amor verliebte sich in die wunderschöne Prinzessin Psyche und küsste sie aus ihrem Tiefschlaf wach. Die Liebe küsst die Psyche – das passt perfekt.

Mehr Informationen zu «Aepsy» gibt es hier.

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