Werbung
Kolumne Beziehungskosmos: So gelingen Ferien ohne Stress

Liebe & Sex 

Kolumne Beziehungskosmos: So gelingen Ferien ohne Stress

Felizitas Ambauen und Sabine Meyer sind die beiden Frauen hinter dem Erfolgspodcast «Beziehungskosmos» und neu auch annabelle-Kolumnistinnen. In ihrem ersten Beitrag widmen sie sich dem Thema stressfreier Urlaub – und verraten, wie die Ferien ohne Konflikte starten.

Sabine Meyer: Bald sind Sommerferien, freust du dich darauf?

Felizitas Ambauen: Ja, sehr! Obwohl ich diesen Modus-Wechsel oft recht herausfordernd finde.

Sabine: Worin besteht die Herausforderung?

Felizitas: Nicht alle erleben Ferien als erholsam, vor allem, wenn die Beziehung oder das System unter hoher Spannung steht oder man sehr erschöpft ist. Dann können die ersehnten Ferien wie bei einem Sommergewitter mit einem grossen Knall starten.

Sabine: Im Ferienstart liegt Konfliktpotenzial!

Felizitas: Ja, vor allem die ersten Tage können es  in sich haben. Da kommt es auch darauf an, wie die Beteiligten gestrickt sind. Einige erleben mehr Nähe als angenehm, andere genau das als beengend. Allerdings kann man «Ferien machen» lernen.

Sabine: Dann versuchen wir das. Gute Ferien beginnen also mit einer guten Vorbereitung, nicht nur beim Packen, sondern auf energetischer Ebene.

Felizitas: Genau. Zudem sollte man sich selbst und sein:e Partner:in sowie die jeweiligen Bedürfnisse kennen. Viele denken, sie tun sich einen Gefallen, wenn sie direkt am ersten Ferientag losdüsen. Wenn ich Paaren in meiner Praxis vorschlage, erst zwei Tage später zu fahren, damit man zuerst ausschlafen, runterfahren und in Ruhe packen kann, stösst das oft auf Widerstand.

Sabine: Wie plant man Ferien idealerweise?

Felizitas: Ich frage die Paare nach ihrem Bedürfnis nach Nähe und Distanz. Wer braucht Raum für sich? Wer mag es, ständig beieinander zu sein? Das kann man sich wie die Schnittmenge vorstellen von zwei Kreisen (oder mehr, wenn Kinder oder weitere Partner:innen beteiligt sind). Wünsche und Vorstellungen können sehr unterschiedlich sein. Und ja, es nützt, wenn man das frühzeitig bespricht – auch wenn es mühsam klingt.

Sabine: Dann stellt man fest, wow, wir liegen ja überhaupt nicht beieinander. Wie weiter?

Felizitas: Man sollte zu seinen Bedürfnissen stehen und diese ehrlich mitteilen: Wie viel Me-Time wünsche ich mir in den Ferien? Möchte ich vielleicht ein eigenes Zimmer, um mich zurückziehen zu können? Viele besprechen das nicht, aus Angst, einen Konflikt anzustossen – mit dem Resultat, dass man den Konflikt in die Ferien verschiebt.

Werbung

«Wieso nicht jeden dritten Tag getrennt planen? Jemand liegt am Strand und liest und die andere Person geht auf eine Wanderung»

Sabine: Du selbst planst jeweils vor und nach deinen Ferien eine «Wellenbrecher-Woche» ein. Das fand ich einen tollen Gedanken. Was ist das genau?

Felizitas: Ja, ich liebe diese Wochen! Wenn es irgendwie geht, plane ich vor und nach den Ferien ein paar Tage ein, an denen ich runter-beziehungsweise wieder hochfahre. Ich erledige vor der Abreise Pendenzen und habe nach dem Heimkommen ein bis drei Tage Zeit fürs Auspacken, Waschen und Post-Sortieren. Das geht natürlich je nach Lebensmodell nicht immer gleich gut, aber es ist extrem hilfreich. Seither starte ich mit einem ganz anderen Gefühl in die Ferien. Und noch mehr schätze ich die ruhigen Tage am Schluss, bevor der Alltag wieder losgeht.

Sabine: Was, wenn das nicht möglich ist?

Felizitas: Wenn man da weniger Freiheit hat, kann es auch helfen, vor und nach den Ferien bewusst die Abende zu blockieren. Es kann natürlich sein, dass man dann auf Dinge verzichten muss. Aber Selbstfürsorge macht eben nicht immer Spass …

Sabine: Was für meinen Partner und mich oft sehr herausfordernd war, sind unsere unterschiedlichen Bedürfnisse punkto Aktivität in den Ferien.

Felizitas: Ja, das ist ein Punkt, der oft genannt wird. Auch da ist es wichtig, dass man sich getraut, das ehrlich anzusprechen. Wieso nicht jeden dritten Tag getrennt planen? Jemand liegt am Strand und liest und die andere Person geht auf eine Wanderung. Vorteil: Man hat sich sogar noch mehr zu erzählen, weil man etwas allein erlebt hat.

Sabine: Ein weiterer Punkt ist, dass die Vorstellung von schönen Ferien nicht unbedingt deckungsgleich ist mit dem, was man nachher erlebt. Ich denke da zum Beispiel ans Campen. Die Vorstellung finde ich romantisch. Aber wenn ich dann all die Zelte auf engem Raum sehe, empfinde ich «Dichtestress».

Felizitas: Geht mir genau gleich. Das ist ein wichtiger Punkt: Die Dinge zu Ende denken. Sich überlegen, wie es sich anfühlen wird. Die Umgebungsfaktoren lösen oft Streit aus. Und vieles davon hätte man absehen können.

Sabine: Wenn die Wohnung im Internet so schön aussah und man am Schluss nur mit Putzen beschäftigt ist …

Felizitas: Exakt! Frühstücksräume sind mir zum Beispiel ein Graus. Lieber lesen mein Mann und ich den ganzen Morgen im Bett. Also brauchen wir eine Küche, um selbst Kaffee kochen zu können.

Mehr dazu in der Podcastfolge 74 «Ferien – Oder wieso es beim Ausspannen oft knallt» vom 30. Juni hier. Das Buch zum Podcast: Beziehungskosmos – eine Anleitung zur Selbsterkenntnis, Aris Verlag 2023, ca. 33 Fr.

Psychotherapeutin Felizitas Ambauen und Journalistin Sabine Meyer produzieren den mehrfach ausgezeichneten Podcast Beziehungskosmos und laden in dieser Kolumne dazu ein, Schritt für Schritt beziehungsweiser zu werden.

Subscribe
Notify of
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments