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Die Liebesfrage: Warum scheitern Beziehungen?

Liebe & Sex 

Die Liebesfrage: Warum scheitern Beziehungen?

Alle zwei Wochen beantwortet Paar- und Sexualtherapeutin Bettina Disler eine Frage zum Thema Liebe oder Sex. Diesmal geht es um Beziehungskiller.

Trennungsgründe sind vielfältig – und überraschenderweise steht «mangelnde Hygiene» weit oben auf der Rangliste. Generell birgt das Sich-gehen-Lassen für jede Beziehung eine Gefahr. Sie beginnt harmlos und hat ihren Ursprung in der «Comfort Zone»: Wenn ein Paar seine gemeinsame Welt aufbaut, beinhaltet diese im besten Fall vieles, was beide verbindet und ihrem jeweils eigenen Stil entspricht.

Weil wir uns in genau so einer Welt wohlfühlen, möchten wir uns auch möglichst oft darin aufhalten. Wir kleben buchstäblich aneinander. In der Verliebtheitsphase ist das auch ganz okay. Doch vernachlässigen Beteiligte ihre Me-Time über einen längeren Zeitraum, tragen sie irgendwann auch keinen erfrischenden Input mehr zur Belebung der Beziehung bei.

Lieber Netflix statt Sport

Hält man sich hauptsächlich in der Paarwelt auf, schleicht sich bald Routine ein. Es ist zwar bequem, im gemachten Nest zu weilen, doch schrumpft dieser Raum unmerklich und fortan auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Viele lassen sich in dieser Phase gehen. Man duscht vielleicht nicht mehr so oft, isst mehr und nimmt zu, schaut zusammen Netflix statt Sport zu treiben und ganz nebenbei verliert man sich dabei selbst.

Nicht sehr erstaunlich, dass sich die Partner:innen dann nicht mehr voneinander angezogen fühlen und das Gegenüber kaum mehr spannend und sexy finden. Gleichzeitig löst sich oft der gegenseitige Respekt in Luft auf und spätestens dann kommt es zum Scheitern der Beziehung.

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«Das Lügen hat oftmals schwerwiegendere Auswirkungen als das Fremdgehen per se»

Oft kommt es zur Trennung, wenn das Paar keine gemeinsamen Interessen mehr hat. Viele leben sich auseinander, weil sie damit aufgehört haben, regelmässig über die eigenen Bedürfnisse und Interessen zu sprechen. In einer Beziehung ist es jedoch wichtig, dass die Beteiligten ihre Bedürfnisse kommunizieren und die gemeinsame Zeit aktiv gestalten. Sonst kann es passieren, dass man parallel nebeneinander unterschiedliche Wege einschlägt – und sich ganz nebenbei aus den Augen verliert.

Ebenfalls ein Prüfstein für Beziehungen sind Kinder. Nicht nur, wenn sie vor allem zu Beginn die Eltern vor viele Herausforderungen stellen; auch dann, wenn sie ausziehen und eine grosse Leere im Elternhaus hinterlassen – was bei Paaren zur Trennung führen kann. In diesem Fall hat sich das Paar zu sehr auf die Elternpartnerschaft konzentriert und dabei vergessen, über die Jahre hinweg ihre Liebes- und Sexualpartnerschaft zu pflegen.

Kontrollieren, Eifersucht, nörgeln

Eine nicht mehr vorhandene Sexualität führt ebenfalls nicht selten zu einer Trennung – oder zu einer Affäre, die ebenfalls ein häufiger Trennungsgrund ist. Dabei hat das Lügen oftmals schwerwiegendere Auswirkungen als das Fremdgehen per se. Auch hier wird der fehlende Respekt zumindest für die hintergangene Person komplett infrage gestellt. Gegenseitiges Kontrollieren, Eifersucht und ständiges Nörgeln sind weitere Gründe, weshalb Betroffene aus der Beziehung ausbrechen.

Harmonie ist – so paradox es klingt – in vielen Fällen ebenfalls ein Beziehungskiller. Vor lauter Kompromissen, die man dem anderen zuliebe eingeht, verliert man sich selbst und damit die Chance, sich gegenseitig auf Augenhöhe zu begegnen – was eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für eine glückliche Beziehung ist.

Bettina Disler arbeitet in ihrer Praxis in Zürich als Paar- und Sexualberaterin und ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung. Sie hat ein eigenes Modell entwickelt, mit dessen Hilfe sich Bewegung in festgefahrene Beziehungen bringen lässt. 2019 hat Disler beim Klett-Cotta Verlag ein Fachbuch zu den Themen Lustlosigkeit, Entfremdung und Affären veröffentlicht. 

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