Familie
«Teilt euch die Nächte mit Baby von Anfang an auf!»
- Text: Marie Hettich, Jacqueline Krause-Blouin
- Bild: Samatha Zaugg; Collage und Gif: annabelle
In unserer Rubrik «The Mamas and the Papas» kommen Eltern aus der Schweiz zu Wort: Ein ehrlicher Fragebogen über Liebe, Erschöpfung, politische Missstände und Parenting-Hacks. Diesmal mit Charlotte, Mutter von einem Baby.
Vorname: Charlotte
Alter: 35
Kinderanzahl und Alter: Ein Kind mit knapp einem Jahr
Beruf: Autorin, Podcasterin, Gründerin
Familienstruktur: Beide arbeiten 60 Prozent; unser Kind ist vier Nachmittage in der Kita
Ein Gerücht über Eltern, das stimmt: Eltern finden fast nichts mehr eklig.
Ein Gerücht über Eltern, das nicht stimmt: Sie denken 24/7 an ihre Kinder.
Meine Superkraft als Mutter: Ich kann wirklich alles mit einer Hand erledigen.
Das letzte Mal ausgeschlafen habe ich: So richtig? Ende Juli, Wellnesswochenende mit meiner besten Freundin. So einigermassen? Vorletzte Nacht.
So erschöpft bin ich gerade von 0 bis 10: 6,5
«Irgendwann in einem früheren Leben bin ich sehr gern feiern gegangen»
Das gönne ich mir, seit ich Mutter bin: Ich denke weniger nach, ob es etwas wirklich braucht oder nicht. «Hell yes!» oder «No!» – jede Entscheidung fällt in maximal 60 Sekunden.
Das nervt mich an anderen Eltern am meisten: Wenn sie ihre Kinder zwingen, zu mir «Bitte» und «Danke» zu sagen
Das Witzigste an meinem Kind: Sein Delfin-Geräusch, gepaart mit kompletter Euphorie
Eine Sache, die sich familienpolitisch in der Schweiz ganz dringend ändern muss: Am wichtigsten finde ich, dass Väter Anreize erhalten, von Beginn an eine gleichberechtigte Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen. Wenn in den Monaten nach der Geburt nur die Mütter zuhause bleiben, werden sie fast automatisch zur Familienmanagerin – und die Väter zu Hilfsarbeitern. Mega unbefriedigend für alle.
Eine Sache, die sich in der Arbeitswelt aus Elternsicht dringend ändern muss: Ich glaube, es gibt für Arbeitgeber nichts Schlaueres, als Eltern entgegenzukommen, flexible Modelle anzubieten und unkomplizierte Lösungen zu finden, etwa wenn Kinder krank sind. Wer hier als Arbeitnehmer:in gut unterstützt wird, ist wahnsinnig dankbar und wird vermutlich allen davon erzählen und nie wieder kündigen.
So bringe ich mein Kind am schnellsten zum Schlafen: Einschlafstillen, Federwiege
Das hat sich am Verhältnis zu meinem Körper geändert, seit ich Mutter bin: Mein Blick ist viel positiver geworden. Wenn ich zum Beispiel meine Kaiserschnittnarbe sehe, denke ich: Wie schön das ist, dass mein Sohn da durchgepasst hat, wie krass, dass er das überlebt hat (er war zehn Wochen zu früh dran), wie toll, dass meine Narbe so schnell verheilt ist. Manchmal sage ich das auch. Für andere Menschen vermutlich total schräg, aber ich habe gerade einfach Freude an meinem Körper.
Der grösste WTF-Moment, seitdem ich Mutter bin: Wenn das Kind krank ist und mein Partner später nach Hause kommt. Hate it.
Ein Teil von mir, den ich vermisse: Irgendwann in einem früheren Leben bin ich sehr gern feiern gegangen. Aber ich habe den Kontakt zu diesem Teil von mir schon in der Pandemie verloren. Ich hoffe nicht für immer.
In dieser Situation spüre ich die Liebe zu meinem Kind immer ganz intensiv: Wenn ich merke, dass er in für ihn neuen Situationen meine Nähe braucht, um sich wohlzufühlen
«Was war Sex noch mal?»
In dieser Situation ist es für mich beinahe unmöglich, die Nerven zu behalten: Autobahn, Kind schreit im Sitz. Ahhhhh! Schon beim Aufschreiben steigt mein Cortisolspiegel.
Etwas, das ich meinen Eltern gerne sagen würde, seit ich selbst Mutter bin: Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie man vier Kinder managt. WIE HABT IHR DAS GEMACHT?
Kindergeburtstage finde ich: Sehr schön, wenn andere feiern. Im Moment noch zu stressig, wenn wir selber einladen würden.
Sex ist, seit wir Eltern sind … Was war das noch mal?
Der beste Tipp an alle frischgebackenen Eltern: Teilt euch die Nächte von Anfang an auf! Das geht auch wenn man stillt: Milchpumpe und dann ab ins Gästezimmer oder auf die Couch. Wenn man hin und wieder richtig schlafen kann, eskaliert es viel, viel seltener.
Der beste Podcast für Eltern: Ich mag Eltern ohne Filter von Bayern 2.
Ein schnelles Gericht, das alle lieben: Kartoffelstock
Eine Anschaffung, die für die Katz war: Babys brauchen echt keine Schuhe.