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Es ist November! Was wir diesen Monat nicht verpassen dürfen

Kultur

Es ist November! Was wir diesen Monat nicht verpassen dürfen

Welche Serie müsst ihr sehen, welchen Event besuchen, in welchem Restaurant essen gehen? Monat für Monat gibt unser Team Kultur- und Veranstaltungstipps. Dieses Mal mit Redaktorin Sandra Brun, die sich auf viel Farbe im trüben November freut.

Was wir diesen Monat …

essen: Erinnert ihr euch noch an den kalten Jahresanfang, als die Restaurants geschlossen waren und man sich zum Mittagessen irgendwo vor einem Take-away-Stand traf? Mein Favorit damals: Die Grilled Cheese Sandwiches von Iklämmt, vorübergehend serviert aus der damals geschlossenen Olé Olé Bar. Die Initiantinnen Meret und Linda mit Flair für Saisonales, Eingemachtes und grandioses Brot verkauften danach einen Monat lang leckere Fritten und im Sommer für kurze Zeit Ice Cream Sandwiches. Und nun haben sie am 2. November ihr erstes Restaurant «Zur Goldige Guttere» eröffnet. Was euch dort erwartet? Znacht in Form einer Tavolata, Gerichte zum Teilen und Probieren, natürlich mit saisonalen lokalen Produkten und überraschenden Kombinationen. Ich freue mich drauf!

geniessen wollen: Noch mehr Food, noch mehr Saisonales und zwar (für mich) das absolute Herbst-Dessert-Highlight: Vermicelles ist zurück! Seit wenigen Tagen ist die Vermicelleria wieder offen. Bereits das dritte Jahr in Folge gibt es noch bis am 28. November leckere, selbst gemachte Vermicelles aus Schweizer Marroni. Gesammelt wurden die Marroni vom Kastanienverein im Bergell und von den drei Initiant:innen der Vermicelleria selbst, zusammen mit der Equipe Vermicelles, im Tessin. Mit viel Leidenschaft und Herzblut verwandeln sie so die Sommeroase der Gelateria Tellhof in eine Coupe-Nesselrode-Herbstoase. Unbedingt vorbeischauen, es lohnt sich.

schauen: Die zweite Staffel von «Gentefied» läuft ab dem 10. November auf Netflix. Ihr habt also noch ein paar Tage Zeit, um die erste Staffel dieser grossartigen Serie nachzuschauen. Die Serie dreht sich um das Leben dreier mexikanisch-amerikanischer Cousinen und Cousins, die zusammen den altgeliebten Taco-Shop ihres Grossvaters in Boyle Hights, Los Angeles, vor dem mieterhöhungsbedingten Aus bewahren wollen. Dabei kämpfen sie an ihren eigenen Fronten mit Homophobie, Identitätskrisen, familiären und gesellschaftlichen Erwartungen und auch der Frage nach Mitschuld. Ihr Viertel ist nämlich, worauf auch der Name der Serie anspielt, von massiver Gentrifizierung betroffen, und da stellt sich rasch einmal die Frage, was man gewillt ist zu opfern, um mithalten zu können.

besuchen: Genf wird mit dem Geneva International Film Festival (GIFF) vom 5. bis 14. November zum Zentrum des innovativen filmischen Storytellings. Das Festival zeigt und prämiert internationale Spielfilme und Serien, Installationen und Extended-Reality-Produktionen. Mehr als 150 Werke unterschiedlichen Formats werden insgesamt am Festival gezeigt und sollen den Besucher:innen neue Erzählwelten und Technologien näherbringen. Zeitgleich findet vom 8. bis 12. November mit dem Geneva Digital Market eine Plattform für Wissensaustausch und zur Beobachtung neuer Technologien statt, die künftig den Filmsektor prägen werden. Und Genf ist übrigens sowieso immer eine Reise wert und im trüben Herbst kann ich einen Tapetenwechsel nur empfehlen.

ebenfalls besuchen: Die Schweizer Filmproduktion ist noch stark in Männerhand. Darüber findet im Rahmen des Festivals «Be Movie – Das Wochenende des Berner Films» am 20. November ein spannendes Podiumsgespräch mit Bernerinnen im Filmbusiness statt, in dem sie über ihren Arbeitsalltag diskutieren. Dem Ungleichgewicht in der Schweizer Filmbranche will das Festival mit einem Fokusprogramm entgegenhalten und zeigt zudem aktuelle Berner Filmproduktionen. Das Festival findet am Wochenende vom 19. bis 21. November statt und mit dem Filmpass erhält ihr Zutritt zu allen 11 «Be-Movie»-Kinos. Ab nach Bern!

entdecken: Eintauchen in die Lebenswelten anderer Frauen? Das könnt ihr hier: Bereits zum zweiten Mal findet dieses Jahr vom 19. bis 21. November das «What If? Women in Film Festival» im Corso Kino in Zürich statt. Das Festival zelebriert Dokumentarfilme – von Frauen über Frauen. Besonders Geschichten über den Kampf für Gleichberechtigung stehen dieses Jahr im Zentrum. Gegründet wurde das Festival vor zwei Jahren von Charlotte Gantenbein und Susana Metzer, die bewegende und inspirierende Geschichten über Mut und Widerstandsfähigkeit zeigen und die Zuschauer:innen dank ausgewählter Dokumentarfilm-Highlights auf eine filmische Reise und um die Welt mitnehmen möchten. Weitere Informationen und Tickets gibt es hier.

tauschen: Seit zehn Jahren gibt es in der Schweiz Kleiderbörsen von Walk-in Closet. Neu gibt es den Walk-in Closet online, wo mithilfe verschiedener Abo-Systeme Kleider getauscht werden können. Ganz nach dem Motto: «Tragen, was wir haben – tauschen, was wir nicht mehr lieben.» Aussortierte Kleidungsstücke können erfasst und ans Lager geschickt werden, wofür man Tauschpunkte erhält, mit denen man wiederum im Online-Kleiderschrank neue potenzielle Lieblingsteile erwerben kann. Da ich kürzlich einen neuen Schrank gekauft und richtig schön aussortiert habe, freue ich mich jetzt darauf, einiges wegzugeben und dafür aber auch auf neue Fundstücke.

kaufen: Vestibule und Swiss Fashion Association spannen zusammen und geben den Kollektionen aufstrebender Schweizer Designer:innen eine Plattform. Ab dem 6. November sind im neuen Vestibule Shop an der Europaallee 43 exklusiv nachhaltige Kreationen der sechs Designer:innen Forbidden Denimeries, Ingresso Artisti, Mädi, Mama Tierra, Moya Kala und Sabine Portenier erhältlich. Wir freuen uns auf viele Haben-Wollen-Teile!

anschauen: Mit «Ha ha ha» choreografiert Eugénie Rebetez das Lachen als Lebensweg und damit erstmals ein Stück für ein junges Publikum. Sie stellt die Frage, welche Werkzeuge und Waffen wir von jung an entwickeln, um unseren Ängsten, Zweifel und Hoffnungen zu begegnen – und ob uns Lachen voranbringen kann. Diese Fragen sollen auch die Welt der Kinder und die von uns Erwachsenen verbinden. Das Stück feiert am 4. November im Tanzhaus in Zürich Premiere und tourt anschliessend bis im Frühjahr 2023 durch verschiedene Schweizer Städte. Zeit für mehr Kultur mit meinen Kids? Ich bin gespannt!

ebenfalls anschauen gehen: Olivia El Sayed schreibt grossartige Geschichten – mit viel Alltagskomik und -liebe – und erzählt diese jetzt endlich auch live. Mit ihrem Programm «flowery wordis» ist sie aktuell zum ersten Mal mit ihren Geschichten auf Tournee und am 25. November im Gleis 21 in Dietikon zu Gast. Ein Streifzug durch zunächst fremde Leben sei dieser Abend, der sich (auch) um die Liebe dreht, die El Sayed mit Wasser vergleicht, und dabei wunderschön passende und scharfsinnige Bilder schafft: Sie lösche Durst, schwappe manchmal unverhofft über uns zusammen und zwinge uns auch mal in die Knie. Die Buchform ist übrigens ebenfalls sehr zu empfehlen.

bestaunen: Die künstlerische Reise Andy Warhols zeigt die neue Ausstellung «Andy Warhol – Pop Art Identities» aktuell in der Halle 5 der Messe Basel. Sein Werk soll neu beleuchtet werden und dabei steht sein Wunsch, seine Schwächen in Stärken umzuwandeln, genauso im Fokus wie sein Bestreben, als Zeitzeuge wahrgenommen zu werden. Als eine der führenden Figuren der Pop-Art-Bewegung verband er viele Widersprüche, er wurde als Genie bezeichnet und gleichzeitig dafür gerügt, dass seine Werke nicht authentisch genug seien. Ich freue mich auf jeden Fall, mehr über den einflussreichen Künstler zu erfahren und mit seiner Kunst Farbe in den grauen November zu bringen.

hören: Ein potenziell weiterer grauer Novembersonntag eignet sich bestens für «Noise & Literatur» am 7. November im Zollhaus in Zürich. Auf vier Etagen finden Performances unterschiedlicher Künstler:innen statt. Unter anderem mit Nina Kunz, die aus ihrem Buch «Ich denk, ich denk zu viel» liest. Wer sie wie ich als Kolumnistin im Magazin des «Tagesanzeigers» liebt, wird genauso gerne in ihr Buch eintauchen, in dem sie über ihre Alltagsängste nachdenkt und nicht vor schwierigen Themen wie der Suche nach der eigenen Identität, dem Weltschmerz oder dem verfluchten Patriarchat zurückschreckt. Das Buch sei ein kleines Puzzleteil in der Debatte um Leistungsdruck und Mental Health, das hoffentlich zum Nachdenken anrege, schreibt sie. Ich freue mich auf viele Denkanstösse.

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