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Netflix-Serie

Netflix-Serie "With Love, Meghan": Eskapismus im Tradwife-Look

Die Kritik an der neuen Serie von Herzogin Meghan ist gross. Natürlich. Dabei ist "With Love, Meghan" möglicherweise genau die Art von Eskapismus, die wir jetzt brauchen, schreibt Editor-at-Large Jacqueline Krause-Blouin in ihrer Review.

Meghan Markle, Pardon, Sussex hat Angst vor Bienen. Und traut sich trotzdem, Honig zu ernten. In einem Ganzkörperanzug. Ja, die erste Szene von "With Love, Meghan", der Netflix-Show der Herzogin, ist ziemlich badass. So badass wie der Einspieler, der aussieht wie der von "Das Traumschiff" 1991 (Grafikteam, bitte feuern!).  

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Die neue Serie der Duchess der Banalitäten handelt selbstverständlich von ihr selbst, ich stelle mir vor, dass sie von Netflix als "gehobenes Edutainment" gepitcht wurde. Fakt ist: Die Sussexes standen beim Streamingdienst ganz schön in der Bringschuld, seit sie 2020 einen Deal über 100 Millionen Dollar für ihre Zusammenarbeit unterschrieben hatten. Prinz Harrys lahme Dokuserie über Polo war jedenfalls ein Flop – auch kommerziell gesehen. Ob Meghans Show jetzt erfolgreicher sein wird? (Wir duzen sie hier, weil sie das im Titel ihrer Sendung selbst tut.)

Wollte sie nicht die Welt zu einem besseren Ort machen?

Gute Neuigkeiten: Die Duchess weiss, wie man Badesalz selbst macht, um seine Gäste (die natürlich im Poolhaus schlafen und dort eine eigene Badewanne haben) zu erfreuen. Sie gibt uns Lebensweisheiten wie "mach niemals einen Knoten ohne Schleife drum!" mit und erfreut sich an der Farbe eines besonders gelben Eigelbs ("Wow, das ist ein gelbes Eigelb!").

Sie kocht Tomatenpasta komplett in Weiss gekleidet – bei Meghan geht das ohne Flecken –, kreiert "botanische Welten" auf einer Rohkost-Platte und richtet ihren Kindern jeden Morgen das Obst als Regenbogen an. Sowieso ist alles selbst gemacht, "from scratch" – der allergrösste Luxus der Superreichen. Ausserdem streut sie Blütenblätter über alles, wirklich alles, bis ihre Freundin sie fragt, ob sie Tinkerbell sei. Kichern. Noch mehr Kichern. Kichern mit Hand vor dem Mund. Meghan scheint die Sonne aus dem Arsch.

Sagen wir mal so, "With Love, Meghan" bietet wirklich sehr viele Gründe, sich über die Protagonistin und ihre heile Welt aufzuregen. Sie kann ein Milliardenpublikum erreichen und tut das mit der gewonnenen Aufmerksamkeit? War sie nicht mal eine mehr oder weniger politische Person, eine Störerin, die die Monarchie im Mark erschütterte, als sie sie mit ihrem Rassismus konfrontierte? Wollte sie nicht die Welt zu einem besseren Ort machen? 

Stattdessen versichert sie uns nun in jeder einzelnen Folge, dass das "nicht ihr Haus sei", in dem gedreht würde, so als schäme sie sich, weil ihr Anwesen natürlich noch viel, viel, nun, royaler ist. Ich habe es im kalifornischen Montecito einmal selbst gesehen, beziehungsweise bin ich gefühlte zehn Minuten lang an der meterhohen Hecke vorbeigefahren, so gross ist ihre kleine heile Welt.

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"Jeder hat eine Meinung über sie, diese Frau kann immer nur verlieren"

Bei aller Kritik: Man muss sich mal vor Augen führen, dass wohl niemand in den letzten Jahren derart brutal von Presse und Social Media beäugt, auseinandergenommen und aufs Übelste beleidigt wurde. Jeder hat eine Meinung über sie, diese Frau kann immer nur verlieren. Begleitet Meghan ihren Mann Prinz Harry zu einem Event, wird sie dafür kritisiert, dass sie nicht bei den Kindern ist. Oder die Aufmerksamkeit zu sehr auf sich lenke.

Begleitet sie ihn nicht, lässt sie ihren Mann im Stich. Gratuliert sie Herzogin Kate öffentlich zum Geburtstag, schleimt sie sich ein, gratuliert sie nicht, ist sie unhöflich und egozentrisch. Teilt sie ein Foto ihrer süssen Tochter am Wasser, wird gemeckert, dass das Kind keine Schwimmweste trägt. Hätte es eine getragen, wäre Meghan eine Helikoptermutter. Ihr seht das Problem?

Teeparty für Kinder – aber ohne Kinder

"With Love, Meghan" ist das Produkt einer Frau, die auf Nummer sicher gehen will: Sie hat derart Angst vor Backlash, dass sie absolut nichts falsch machen und niemanden beleidigen will. Es wurden bestimmt etwa zehn Sensitivity-Coaches eingestellt (das sind Menschen, deren Beruf es ist, darauf zu achten, dass niemand verletzt wird) – und wer kann schon ein Problem mit einem selbst gemachten Zitronenkuchen haben? 

Die Show wird durch diesen Eiertanz so absurd, dass sie schon wieder amüsant ist. Wenn Meghan mit ihrer Freundin Mindy Kaling eine Teeparty für Kinder organisiert, an der dann aber keine Kinder teilnehmen, (weil: Achtung Shitstorm-Potenzial – Kinder gehören nicht in die Öffentlichkeit!) ist das unfassbar lustig.  

Es ist offensichtlich, dass Gwyneth Paltrow mit ihrem Lifestyle-Imperium Goop das grosse Vorbild der Herzogin ist. Und mit der Tradwife-Ästhetik der Show trifft sie derzeit einen Nerv. Ich muss zu meinem eigenen Erstaunen zugegeben, dass ich lange nicht mehr so entspannt und gut drauf war wie nach dem Schauen der ersten drei Folgen.

Erstens: Weil ich es nicht fassen konnte, dass sie das alles tatsächlich ernst meint und dass es wirklich acht Episoden davon gibt. Und zweitens: Weil mir nicht bewusst war, dass ich genau diese Art von Eskapismus gerade brauche. Offenbar haben wir in dunklen Zeiten Sehnsucht nach Belanglosigkeit à la "Eat Pray Love".  

Soll Meghan unsere politischen Probleme lösen?

Ich frage mich nur, ob dafür das öffentliche Drama um das Ausbrechen aus der Monarchie nötig war – diese Art von traditioneller Hausfrauenshow hätte sogar die Queen erlaubt, Meghan hätte also ruhig im Kensington-Palast bleiben können. Wütend über das, was Meghan da vor laufender Kamera tut, wird man vermutlich nur, wenn man sich mit ihr vergleicht.

Aber warum sollte man das tun? Ich jedenfalls fühle mich nicht getriggert, wenn sie ihren Kindern morgendlich Joghurtparfait mit ihrer selbst gemachten Brombeerkonfitüre serviert. (Was sie garantiert sowieso nicht selbst tut, sondern ihre Nannys und Haushälter:innen.) 

Warum erheben wir solch hohe Ansprüche an die 43-Jährige? Soll etwa ausgerechnet Meghan Sussex unsere globalen politischen Probleme lösen? Nach all dem, was sie durchgemacht hat, möchte sie offenbar einfach ihr friedliches, verdammt privilegiertes Leben führen. Wie andere reiche Menschen auch. Viel mehr ist von ihr nicht mehr zu erwarten. Und offenbar hat sie enorme Lust darauf, für immer über alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist, Blütenblätter zu streuen. Ich kann es verstehen.  

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Vivi

Danke für diesen amüsanten Beitrag. Ich hab es gestern als „Hintergrundunterhaltung“ angemacht und konnte vor lauter Entsetzen nicht wegschauen. Eigentlich total herzig und putzig, aber ich frag mich die ganze Zeit, ob man wirklich so sein kann 😀

Ich war tatsächlich dann so motiviert, dass ich gestern Abend dann Focaccia Teig angesetzt habe *haha*

Elisabeth

Heb de hele serie gekeken vanuit het oogpunt ” welke handigheidjes kan ik op kookgebied en alles er om heen nog leren”. Dat waren er best nog een aantal. Ik vond het een leuk relaxt programma. Zo jammer dat het zo afgekraakt wordt alleen omdat het toevallig door Meghan Sussex wordt gepresenteerd. Je kunt zien dat ze heus verstand heeft van koken en daar gaat het toch om in deze serie?

Anna

in een notendop. Ik denk dat het tijd is om t stoppen met de onconstructieve kritiek die al eeuwenlang lijkt te zeuren. Meghan Sussex heeft haar leven gevreerd zoals ze dat wil. Punt.

Anna

Auf den Punkt gebracht. Ich finde, es ist nun der Punkt- gefühlt seit ewigen Zeiten nörgelnder Kritik und Ironie- damit aufzuhören. Meghan Sussex hat sich ihr Leben geschaffen wie sie es möchte. Genau das repräsentiert für mich annabelle in vielen Perspektiven. Und sich sein Leben selbst zu schaffen ist Gegenstand vieler Beiträge hier. Punkt.