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Das neue Heft ist da: Barbara Loop über Königin Fussball

Das neue Heft ist da: Barbara Loop über Königin Fussball

Ab heute liegt die neue annabelle am Kiosk. Lest hier das Editorial von Chefredaktorin Barbara Loop.

Als 2011 in Deutschland die Frauenfussball-WM ausgetragen wurde, wagte die Kulturwissenschafterin Almut Sülzle ein ebenso lustiges wie vielsagendes Gedankenexperiment. Es falle nicht schwer, schrieb sie im Vorwort ihres Buches «Fussball, Frauen, Männlichkeiten», den Fussball als weiblich zu beschreiben: «Das Spiel erfordert Teamgeist, Zusammenhalt und Multitasking (...). Fussballspieler sind Zicken; ihre Methoden, den Gegner zu stoppen, sind hinterhältig: Sie ziehen am Trikot, kneifen und stellen ein Bein, wenn niemand hin- schaut. Werden sie dabei erwischt, dann tun sie unschuldig und beschweren sich beim Schiedsrichter: vornerum die Regeln einhalten und hintenrum betrügen – typisch Mädchen eben.»

Mit Ironie dribbelt Sülzle die Geschlechter-Stereotypen aus und legt damit die Willkür jener Vorstellung offen, die für viele noch immer unumstösslich ist: dass Fussball und Männlichkeit untrennbar zusammengehören.

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"Anders als ihre Kollegen kämpfen Fussballerinnen nicht nur um den Ball, sondern auch um Sichtbarkeit, Geld und die Unterstützung der Verbände"

Im grossen Fussball-Report im neuen Heft fragt Andrea Kučera, wie es um den Schweizer Frauenfussball steht. Und ob die UEFA Women’s Euro, die im Juli in der Schweiz stattfinden wird, die lang erhoffte Gleichberechtigung bringt. Denn klar ist: Anders als ihre Kollegen kämpfen Fussballerinnen nicht nur um den Ball, sondern auch um Sichtbarkeit, Geld und die Unterstützung der Verbände. Ihre Gegner sind altbekannt: gesellschaftliche Strukturen und kulturelle Prägungen.

Wie mächtig diese Gegner sind, zeigt sich auch darin, dass viele das Potenzial des Frauenfussballs noch immer nicht begriffen haben: Es geht nicht darum, ob Frauen so gut spielen wie Männer. Es geht darum, dass hier eine neue Fussballkultur entstehen kann, eine ohne Rassismus, Männlichkeitsgehabe und Hooligans. «Die Mehrheit derjenigen, die Frauenfussball verfolgen, hat erst in den letzten drei Jahren damit begonnen», hält Kučera fest. Und dieses Publikum ist gut gebildet, wohlhabend, vorwiegend weiblich – und es wächst.

Frauen, die durch Schweizer Innenstädte ziehen, mit wehenden Fahnen, als Masse geeint? Kennen wir nur vom Frauenstreik. Ich freue mich auf ein grosses Fussballfest, das insofern politisch ist, als es sich nicht mehr an einem männlichen Pendant abarbeiten muss. Wie damals, als die Taylor-Swift-Fans nach Zürich pilgerten und so viele sich ob deren geballter Präsenz die Augen rieben. Gewinnen würden alle, Frauen, Männer und vor allem: Königin Fussball.

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