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Grüne Frage: Wie geht eine umweltfreundliche Bestattung?

Zeitgeist

Grüne Frage: Wie geht eine umweltfreundliche Bestattung?

Für welche Bestattungsart soll man sich entscheiden, wenn man auch noch ganz am Ende seines Lebens keine Belastung für die Umwelt sein will? Stephanie Hess, annabelle-Redaktorin mit Nachhaltigkeitsfokus, erklärt.

Eins vornweg: Die zentralste Schädlichkeit entfaltet ein Mensch keineswegs erst nach seinem Tod, sondern Jahrzehnte vorher – während seines gesamten, fossil angetriebenen Lebens. Das unterstreicht eine schwedische Studie, die das Kinderbekommen als die umweltschädlichste Handlung eines Individuums überhaupt ausweist. Es liegt auf der Hand: Jeder weitere Mensch bedeutet, dass da eine:r mehr Ressourcen ausbeutet, Gase in die Luft bläst, Wasser und Land verschmutzt.

Doch – dies als kleiner Einschub – auch wenn die Kinderlosigkeit in gewissen Kreisen als Lösungsansatz durchaus auf Anklang stösst, um dem Klimawandel beizukommen, birgt sie mit ihrem misanthropischen Gehalt einige Probleme. Was geschieht mit einer Gesellschaft, die die Kinderzahl beschränkt? Was passiert, wenn eine Frau ungeplant schwanger wird? Muss sie abtreiben, weil die bereits auf der Erde anwesende Menschheit nicht auf SUVs verzichten mag?

Feuer oder Erde?

Zur eigentlichen Frage: Die tschechische Universität in Prag hat vor wenigen Jahren eine Studie dazu publiziert, inwiefern Feuer- und Erdbestattungen schädlich sind für die Umwelt. Dafür analysierte man, wie sich Einäscherungen und Sargbestattungen auf Böden, Wasser oder Luft auswirken, und kam zum Schluss: Wer auch seinen allerletzten Gang auf dieser Erde umweltverträglich gestalten will, entscheidet sich für die unverbrannte Beisetzung in ebendieser. Idealerweise wohl in einem Sarg aus unbehandeltem, einheimischem Holz. Denn wie sich herausstellte, fallen aus Umweltsicht der Transport ins Krematorium und die für die Einäscherung aufgewendete Energie am meisten ins Gewicht.

Zudem hat Kremationsasche, die in der Erde beigesetzt wird, zwar durchaus düngende Eigenschaften. Allerdings kann sie die Bodenchemie stark beeinträchtigen, wenn etwa an ein und derselben Stelle viel davon vergraben wird. Anders verhält es sich, wenn Körper unverbrannt in die Erde gelegt werden. Sie geben Nährstoffe in den Boden ab, die erst eingespeichert und dann langsam an die Pflanzen weitergeleitet werden – über Jahrhunderte hinweg wachsen sie deswegen auf Ruhestätten üppiger als andernorts. Der Effekt sei so deutlich, schreiben die Studienautoren, dass man ihn bei archäologischen Erkundungen nutze, um alte Gräber zu finden.

 

Stephanie Hess (*1985) ist  Autorin des Ratgebers «Ökologisch! Fakten, Wissen, Tipps – nachhaltiger konsumieren in der Schweiz» (Beobachter-Edition, 2020) und sucht Antworten auf all Ihre grünen Fragen, gern per Mail an:
[email protected].

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