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Sydney: Das Mekka der Surfer

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Sydney: Das Mekka der Surfer

  • Redaktion: Stefanie Rigutto; Fotos: Laurent Burst

Das nächste Ziel der Weltreise ist Sydney. Warum sind hier eigentlich alle so verrückt nach Surfen? Unsere Reporterin probiert es aus.

Zehn Stunden vor der Schweiz. Ich sitze im Billigflieger von Jet Star. Kein Kissen, keine Decke, kein Essen. Müsste man alles kaufen. Eine Regel, die ich ab sofort befolgen werde: Nie mit leerem Magen einen Flug boarden.

Nach der Landung ertönt aus dem Lautsprecher: «Sie können jetzt Ihren Facebook-Status updaten.» Der Fotograf ist im Jetlag-Delirium. «Haben wir die Datumsgrenze schon überschritten?», fragt er. Noch nicht.

Die Backpackerabsteige

Dieses Mal wartet kein Luxusresort, sondern Sydneys neuste Backpackerabsteige. Sie liegt im Viertel The Rocks und hat von einigen Zimmern eine Sicht auf das Opernhaus – not bad! Das Viererzimmer (ohne Sicht) müffelt wie ein saurer Küchenlappen. Zwei Eisenkajütenbetten, grauer Teppich, vier Schliessfächer, aber hell und grosszügig. In der geräumigen Gemeinschaftsküche stehen ein paar ältere Männer und nippen an einem Glas Wein.

«Coyote Tuesday»

Wenn schon Hostel, dann richtig. «Coyote Tuesday» lautet das heutige Abendprogramm, ein geführter Ausgang mit «free drinks». Yeah! Mit einer Horde Teenager besteige ich einen Partybus, der ins Ausgehviertel Kings Cross fährt.

Die Gespräche im Bus drehen sich darum, wie viel man gestern Abend getrunken hat, wie viel man generell zu trinken vermag und wo es die günstigsten Sambuca-Shots gibt. «U-S-AAA», ruft ein Girl mit piepsiger Stimme. «Music», verlangt eine andere. «Where the fuck are we going?», fragt der Dritte. Ich werde erlöst. Alle steigen aus, und die ersten Mädchen gehen bereits nach fünfzig Metern verloren.

Grosse Desillusion: Statt im Club landen wir in einem Reisebüro für Backpacker, wo wir mit einem Cidre, der wie reiner Essig schmeckt, abgefüllt werden. Ich verschenke den Getränkebon – und löse hysterisches Freudengeheul aus.

Surfen in Sydney

Nachts aufgewacht und nicht gewusst, wo ich bin. Warum sind in Sydney eigentlich alle so verrückt nach Surfen? Ich wills wissen und besuche einen Anfängerkurs am Bondi Beach. Der Lehrer heisst Will. Zwanzig Jahre alt, sonnengegerbte Haut, stahlblaue Augen. Er macht mit uns ein paar Trockenübungen auf dem Brett: Chicken-Position mit angewinkelten Armen, Kobra machen wie im Yoga, Liegestütz-Position, dann einen Fuss aufstellen, den zweiten Fuss aufstellen, surfen.

«Pretty easy», resümiert Will und schickt uns in die Wellen. Doch zuerst muss man diese überwinden, bevor man sie reiten kann. Der erste Liter Salzwasser ist schnell geschluckt. Endlich liege ich auf dem Brett. Will positioniert die Spitze in Richtung Strand und brüllt: «Paddeln!» Ich rudere wie wild mit den Armen, Kobra, Liegestütz, erster Fuss, zweiter Fuss – ich stehe! Für eine Sekunde.

«High five, girl», ruft Will und klatscht ab. Die Bilanz bis zum nächsten Mal Stehen: Ich schlage die Knie am Sandboden auf, werde von einem anderen Surfer hart gerammt und unter Wasser wie in einer Waschmaschine herumgewirbelt, einen weiteren Liter Salzwasser getrunken. «Are you having fun?», ruft Will. Nicht wirklich. Mir ist das Wasser zu feucht.

Datumsgrenze

Jetzt aber! Eine surreale Sache. Wir erleben unseren Surfdonnerstag gleich zweimal: Am Nachmittag um 15.20 Uhr sind wir in Sydney abgeflogen und nach 13.5 Stunden am selben Tag morgens um 9.48 Uhr in Los Angeles gelandet. Unter uns: Man merkt nichts, wenn man die Grenze überfliegt. Nicht einmal ein leises Rumpeln.

Die Reise geht weiter: Nächster Halt Los Angeles.
 

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